Spätestens nach dem das Gebaren des Allesversenders Amazon bekannt geworden ist, braucht der hiesige Buchliebhaber schon sehr, sehr gute Ausreden, wenn er Bücher noch da bestellt. Nur wer wohnt, wo keine echte Buchhandlung im Umkreis von 25, 30 Kilometern zu finden ist, kann auf Absolution hoffen. Und wer ein wirklicher Freund des gedruckten Wortes ist, der sollte auch die einschlägigen Ketten meiden. Denn die Thalias, Hugendubels & Konsorten sind letztlich Totengräber qualitativ hochstehender Belletristik und guter Fach- und Sachliteratur. Denen geht’s nur darum, dass „ein Titel dreht“ – das heißt, dass sich ein Buch schnell und möglichst ohne Beratung verkauft. Der große Erfolg der insgesamt gesehen unerträglichen Skandinavien-Krimis dürfte so entstanden sein. Werden Bücher palettenweise vertickt, haben ungewöhnliche Autoren und seltsame Bücher keine Chance mehr; sie sterben aus. Die gedruckte Artenvielfalt geht zurück, und das ist schlicht gesagt Kulturverlust. Dieses gesagt habend empfehle ich ganz grundsätzlich den Bücherkauf im Sortimentsbuchhandlung.

Ein unbestrittenes Highlight dieser Szene ist aber eindeutig die Buchhandlung Walther König, das Paradies des Bildbandes. Vor einigen Jahren ist das Geschäft aus einem etwas ranzigen Laden in der Opernpassage zwischen Heinrich-Heine-Allee und Neustraße in flammneue Räume im Komplex der Kunsthalle am Grabbeplatz umgezogen. Zuvor befanden sich dort übelriechende, weil gern als Herrentoilette genutzte Pkw-Stellplätze. Selten sind Parkbuchten besser umgenutzt worden als in diesem Fall. Auf einer Länge von etwa 25 Metern in einem kaum drei, vier Meter tiefen Schlauch auf zwei Ebenen findet der visuell orientierte Buchfreund alles, was sein Herz begehrt. Schon das Sortiment umfasst Massen an aktuellen und eine fantastische Auswahl an legendären Ausstellungskatalogen. Bildmonografien aus allen Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst, zahllose prächtige Fotobände und gedruckte Dokumentationen selbst ungewöhnlichster künstlerischer Aktionen und Werke stehen in den Regalen.

Übrigens: Auch wenn es in Köln (Stammsitz), Amsterdam, Berlin, Bonn, Brüssel, Dresden, Essen, Frankfurt, Hamburg, London, Mailand, München, Nürnberg, Paris, Stuttgart und Wien Filialen gibt, kann man die Buchhandlung Walther König definitiv nicht zu den Ketten zählen. Weil der Laden aber auch zahlreiche Museums-Shops betreibt, wird ihm gelegentlich eine gewisse Monopolstellung vorgeworfen. Aber diese Kritik macht die Buchhandelung Walther König leicht durch die Breite und Tiefe des Sortiments und vor allem die engagierten Buchhändler wieder wett.

Natürlich treibt sich im Laden gern auch Bildungsbürgertum herum, das noch was für den Coffeetable sucht. Meist sind aber auch mehr oder weniger bekannte Künstler aus Düsseldorf und dem Rest der Welt da und staunen und stöbern. Alle Kundengruppen werden aber vom äußerst netten und – was für Buchläden dieser Couleur eher ungewöhnlich ist – völlig arroganzfreien Verkaufspersonal beraten und betreut. Teste das mal: Du gehst rein und sagst einem Verkäufer bzw. einer Verkäuferin du suchtest nach einem Geschenk. Der Betreffende habe einen Faible für Tanztheater, sei ein großer Fan von Pina Bausch, habe aber wohl fast alles, was über die leider verstorbene Tänzerin gäbe. Was man denn empfehlen könne. Und schon wird es aus dem/der Berater/in heraussprudeln. Denn wer bei Walther König arbeitet, der kennt die angebotenen Produkte bestens und ist mit Liebe zum Buch dabei. Natürlich beschafft eine Buchhandlung dieses Niveaus auch praktisch jedes Buch, das überhaupt zu haben ist.

Und selbst wenn man weder genug Geld hat, dort schön einzukaufen, noch irgendwas Passendes findet, lohnt sich der Aufenthalt in der Buchhandlung Walther König immer. Notfalls kaufst du eben ein paar der tollen und außergewöhnlichen Kunstpostkarten, die man woanders eher nicht findet.

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