[Ein Kommentar] Die Anzeichen hatten sich in den letzten Tagen bereits verdichtet, heute wurde es offiziell bekannt gegeben, nachdem eine Boulevard-Zeitung wenige Stunden zuvor bereits mit der Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen war: DEG-Coach Mike Pellegrims wechselt zum Mannheimer ERC. Damit folgt er seinem Mentor Pavel Gross, derzeit noch – durchaus erfolgreicher – Trainer beim überflüssigen Team in Wolfsburg. Pellegrims wird da sein Co, wie er es schon viele Jahre – durchaus erfolgreich – in Wolfsburg gewesen ist.

Bis hierhin könnte es ein ganz normaler Vorgang sein. Ist es aber nicht, denn Mike Pellegrims hatte eigentlich auch noch für die kommende Saison einen Vertrag in Düsseldorf, so war es zumindest kommuniziert worden. Das las sich heute schon ein wenig anders, denn in der offiziellen Mitteilung der DEG hieß es: „Der bis Ende April 2019 laufende Vertrag mit dem 49-Jährigen beinhaltete eine beidseitige Option, den Kontrakt unter bestimmten Bedingungen bereits zum Ablauf der aktuellen Spielzeit zu beenden. Dieses Szenario kommt auf Wunsch des Coaches nunmehr zum Tragen.“

Option? Szenario? Oder wa?

Ähm, wie bitte!? Der Vertrag beinhaltete „eine Option“, dessen „Szenario“ der vorzeitigen Beendigung „auf Wunsch des Coaches“ zum Tragen komme!? Wenn ich mal ausblende, dass es einer Option wesenseigen ist, dass ihre Voraussetzungen bereits vorher definiert werden, also absolut nichts mit Wünschen zu tun haben, werden diese geheimnisumwobenen Voraussetzungen auch schwerlich neun Spieltage vor Schluss der regulären Saison erfüllt sein, so oder so. Was für Voraussetzungen sollen das überhaupt sein? Ein denkbares und nachvollziehbares „Szenario“, um im Jargon der Mitteilung zu bleiben, könnte das Erreichen der Playoffs sein, und hierzu ist, Stand heute, überhaupt nichts klar. Die DEG steht auf Platz 10 und kann je nach Verlauf der letzten Spiele noch Fünfter, Achter oder Zwölfter werden. Alles möglich, alles nicht unrealistisch.

Nein, diese Mitteilung wird auf der Sachebene ziemlicher Unsinn sein – wahrscheinlich haben sich die DEG und Pellegrims schlicht und einfach darauf verständigt, den Vertrag aufzulösen. Dagegen ist auch nichts zu sagen, zumal weder diese Saison besonders erfolgreich verläuft noch das Beziehungsgefüge Verein-Trainer-Zuschauer-Presse als übermäßig innig zu bezeichnen ist. Dazu knirscht es ein wenig im Gebälk – mit Platz 10 ist man zwar so gerade noch im Soll, aber mehr eben auch nicht; die Hoffnungen vor der Saison waren andere. Marcel Brandt, von dem es immer wieder heißt, dass er Verteidiger spielen möchte, wird seit Wochen nicht mehr aufgestellt – offizielle Begründung: Erkältung. Dan Bakala stand am Sonntag beim richtungsweisenden Spiel gegen Ingolstadt nicht im Tor – gerüchteweise soll eine Schulterverletzung der Grund gewesen sein. Von dieser Verletzung wiederum soll Bakala selbst nichts gewusst haben, hört man. Lasse ich alles mal so stehen.

Pellegrims wird wieder Co-Trainer, zweifellos versüßt durch mannheimtypische SAP-Gelder in einer Höhe, die sich weit oberhalb der DEG-Möglichkeiten bewegen. Auch dagegen ist nichts zu sagen. Das eigentlich Erschreckende an der Nachricht ist, dass die Scheidung „am Saisonende“ erfolgen soll, denn das ist schlicht unbegreiflich.

Mit einer Lame Duck in die Crunchtime

Was auch immer an den oben skizzierten Gerüchten stimmen mag oder nicht – was, bitte, verspricht sich die DEG davon, mit einer Lame Duck, wie sie Pellegrims jetzt nun einmal zwangsläufig ist, in die Crunchtime der Saison zu gehen? Am Sonntag geht es, tätää, nach Mannheim, also gegen den neuen Arbeitgeber. Die haben zwar ein extrem teures Team, stehen aber fünf Punkte hinter der DEG auf dem Igitt-Tabellenplatz 12. Dieses Spiel kann man doch nicht ernsthaft mit Pellegrims an der Bande bestreiten!? Nicht, dass ich ihm irgendetwas unterstellen möchte, beileibe nicht, aber wehe, das Match geht verloren …

Nein, wenn Schlussstrich, dann richtig, also sofort. Vielleicht wirkt es wie eine Befreiung, vielleicht gibt es sogar eine Spontan- bis Wunderheilung bei Marcel Brandt zu sehen und Bakalas Schulterbeschwerden verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Mit Tobias Abstreiter steht ein Trainer zur Verfügung, der schon bei Christof Kreutzer Co-Trainer war, der es bei Mike Pellegrims war und der es auch bei der deutschen Nationalmannschaft war und ist. Der sollte den Job können, der kann sofort übernehmen, der kann sich beweisen und möchte das sicher auch. Als sein Co: Der große Tim Conboy. Dessen Körper gibt keinen Profisport mehr her, der wird ohnehin nicht mehr auf dem Eis zu sehen sein, auch wenn das noch niemand offen aussprechen möchte, steht aber noch auf der Payroll, auch wenn aktuell die Berufsgenossenschaft sein Gehalt zahlt. Conboy war auch in den vergangenen beiden Jahren weniger sportlich als mental eine Stütze der Mannschaft – als Motivator, als Integrationshelfer für die neuen Spieler aus dem Ausland, schlicht und einfach als Good Guy. Die beiden im Team – vielleicht keine Lösung für die Ewigkeit, aber ganz sicher besser als mit Absprung-Pellegrims dem Saisonende entgegen zu dümpeln.

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