Der Sohn Ihres ergebenen Berichterstatters hat seinerzeit die Jugendmannschaften der DEG durchlaufen. Wenn die Bambini, Knaben oder Kleinschüler im Spiel schlimme Fehler machten, mussten sie anschließend in der Kabine zur Strafe Liegestütze absolvieren. Würde man dieses bewährte Verfahren auf den einen oder anderen Akteur der wunderschönen DEG anwenden, ui, dann hätte es aber möglicherweise nach dem dritten Drittel eine Liegestütz-Orgie gegeben. Denn beide Gegentore der mehr als harmlosen Straubinger fielen nach wirklich blöden Fehlern – so wurde die Partie, die zunächst mehr als 30 Minuten gepflegte Langeweile bot, gegen Ende dann doch noch spannend.

30 Minuten gepflegte Langeweile

Bis dahin waren die Cracks der Düsseldorfer EG den Kollegen vom EHC Straubing – die sich gegen jede Vernunft „Tigers“ nennen lassen – in jeder Hinsicht überlegen: körperlich, läuferisch und taktisch. Nur mit dem Vollstrecken haperte es im ersten Drittel ganz erheblich. Mit viel Wohlwollen konnte man dem Team aus Niederbayern per Minute 35 zwei Torchancen attestieren, während es auf Seiten der Düsseldorfer mindestens sechs waren – allerdings auch nur eine wirklich zwingende. Zur milden Ödnis im mit 4632 Zuschauern – davon exakt zwölf als Fans der Straubinger erkennbare – dünn bevölkerten Dome trug auch bei, dass beide Mannschaften fair bis zur Körperlosigkeit auftraten. So fiel im ersten Drittel eine Strafzeit gegen die Angereisten an, die anderen drei 2-Minutenstrafen kamen dann erst nach der ominösen ersten halben Stunde dazu.

Natürlich scorte die DEG in Überzahl wieder nicht. Im Gegenteil: Mit einem Mann mehr auf dem Eis unterlief Daschner im eigenen Verteidigungsdrittel ein Fehlpass, der ihn – siehe oben – mindestens 50 Liegestütz kosten sollte. Kein Problem, dachte die Mehrheit der gelbroten Anhänger, war es doch nur der Anschlusstreffer zum 3:1. Nur wenige Minuten später dann eine Kollektivschlamperei vor dem eigenen Kasten, der zum 3:2 führte. Natürlich nahmen die Straubinger den Keeper vom Eis, und niemand auf DEG-Seite hätte sich beschweren dürfen, wenn es noch zum Ausgleich gekommen wäre. So aber brach eine weitere Strafe dem Auswärts-Team das Genick, und die Düsseldorfer schaukelten den dritten Sieg in Folge nachhause.

Eishockey im Fernsehen

Ihr sehr ergebener Berichterstatter hatte sich seit über einem Jahr nicht mehr in den Rather Dome verirrt und in der ersten halben Stunde genug Muße, sich mit dem aktuellen Drum und Dran zu befassen. Schier unerträglich das Bombardement aus Reklame, Anheizerei und Dumpf-Rockmusik, mit dem das arme Publikum in der letzten halben Stunde vor dem ersten Bully um den Verstand gebracht wird. Das mag irgendwie modern sein und möglicherweise zu dem gehören, was man heute unter Eishockey versteht, aber nervig ist es allemal. Und vielleicht der Grund dafür, dass selbst die Stehplatzbesucher erst in allerletzter Minute die Ränge entern.

Und natürlich darf man als altgedienter Freund der DEG nicht an die Atmosphäre der Brehmstraße denken, wenn der Schneewalzer lustlos vom MP3-Stick ertönt und es niemanden interessiert. Nicht einmal das Altbierlied weckt mehr als lauwarme Emotionen. Ja, es werden Wunderkerzen gezündet und es riecht auch sehr schön danach, aber das macht es noch trauriger. Auch das Ultra-Gehabe von drei Dutzend Jungs hinterm Tor wirkt irgendwie deplatziert. Davon kann man aber nur abstrahieren, wenn das Spiel selbst für Gefühle sorgt. Ansonsten kann man sich die Partie auch zurückgelehnt im Stühlchen anschauen – der Videowürfel ist ja groß genug.

Ohne Kreutzer wenig los

Und dann geht der Blick auf die Ehrenbanner oben rechts unterm Hallendach, und dem ergebenen Berichterstatter wird klar, warum es so schwer ist, sich für dieses Eishockey und diese DEG noch ernsthaft zu begeistern. Nein, es ist nicht die Tatsache, dass der letzte Meistertitel nun auch schon mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, sondern am ehesten das Fähnchen ganz außen, das einem Spieler namens Daniel Kreutzer gewidmet ist, der nun nicht mehr dabei ist (nebenbei bemerkt Altersgenosse des anfangs erwähnten Berichterstattersohnes…). Er und sein Bruder Christoph, der eine Zeitlang Trainer der wunderschönen DEG sein durfte, jetzt aber nicht mehr, stellen recht eigentlich die letzte Verbindung zum Eisstadion an der Brehmstraße dar, sind sie doch Söhne des Stadiongastronomen Kreutzer und in dieser Eigenschaft schon seit allerfrühester Kindheit auf dem dortigen Eis zu finden.

Alles Jammern nützt nichts, watt fott is, is fott. Also bemüht sich Ihr Berichterstatter erst einmal, mit dem sportlich enorm veränderten Hockey auf dem Eis klarzukommen, zu lernen diese Spielweise zu verstehen, um dann vielleicht wieder Vergnügen an diesem herrlichen, schnellen Sport zu bekommen.

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