Ein typisches DEG-Powerplay der Saison 17/18 sieht ungefähr so aus: Der Feind gewinnt das Bully und pöhlt die Scheibe erstmal hinter das DEG-Tor. Der Goalie stoppt sie, ein Verteidiger kommt dazu und übernimmt. Hinter dem Tor. Und schaut, was er jetzt mit dem Puck anfangen soll. Damit sind die ersten 20 Sekunden des Powerplays schon mal rum. Er entscheidet sich dann z.B. für links, wo er dem einzigen gegnerischen Forechecker begegnet. Also ein Kringel, gefolgt von dem Querpass nach rechts zum anderen Aufbauspieler, gerne mal unsauber in dessen Rücken gespielt. Spieler 2 macht notgedrungen den U-Turn und fährt sicherheitshalber selbst hinter das Tor, bevor auch ihm der Forechecker in die Quere kommt. Damit sind 30 Sekunden um, und alles beginnt von vorn. Die Zuschauer murren. Aufbauspieler 2 wird ungeduldig und spielt den sehr viel längeren Pass an die Mittellinie, wo er von einem Stürmer an- und ins gegnerische Drittel getippt wird. Leider unkontrolliert und daher zum Gegner. Die Abwehr pöhlt den Puck wieder raus. Beide wechseln. 45 Sekunden sind um.

Powerplayformation 2 übernimmt. Einem Spieler wird es jetzt zu blöd und er geht selbst ins gegnerische Drittel (wir unterstellen hier zugunsten des Teams, dass das ohne Abseitspfiff funktioniert). Er fährt also in die Ecke und sichert den Puck. Der Gegner stört ein bisschen, leichtes Gerangel, daher wird hinter dem Tor an der Bande entlang gespielt. Ein bisschen hin und her, dann gelangt die Scheibe zum Verteidiger an der blauen Linie. Es sind 1:05 des Powerplays gespielt, die DEG kontrolliert den Puck im gegnerischen Drittel! 10 Sekunden Gedaddel von links nach rechts und wieder zurück, bis endlich der diagonale Halbschuss in den Slot kommt. Leider steht da niemand von uns, jedenfalls nicht so, dass die Scheibe zu erreichen wäre. Aber mit etwas Glück gelangt der Puck wieder zu unseren Verteidigern. 1:15 gespielt, noch kein Torschuss. Nochmal 10 Sekunden Gedaddel von links nach rechts, die Zuschauer murren erneut, dann ein Schlagschuss aus schlechter Position, der natürlich geblockt wird. Teile der Teams gehen wechseln, währenddessen kontert der Gegner mit 2 auf 1. Stürmer 1 spielt Stürmer 2 frei, der schießt, Niederberger hält mit Mühe. 1:35 gespielt, Bully vor dem eigenen Tor.

Den gewinnt wieder der Feind, der diesmal den 30m-Rückpass spielt und den der Verteidiger locker erläuft. Ein bisschen Passerei im eigenen Drittel, dann kommt der Befreiungsschlag hinter das DEG-Tor. Die zwei Minuten sind rum. Torchancen während dieser Überzahl: 0:1.

Liest sich ulkig, ist es aber nicht, jedenfalls nicht, wenn man mit der DEG ist. Die Überzahlquote der aktuellen Saison liegt bei unterirdischen 8%, letztens in VW-Burg hat man sich während eigener Überzahl sogar einen Gegentreffer eingefangen. Das ist ganz übel und ein zentraler Grund der bisher enttäuschenden Platzierung in der Liga.

Am Sonntag gegen den Lieblingsgegner aus Bremerhaven war es nicht anders. Das eigene Powerplay war so behäbig und harmlos wie oben beschrieben, während die Gäste zeigten, wie es geht: Innerhalb von Sekunden waren sie im DEG-Drittel (wie machen die das?), innerhalb von weiteren Sekunden waren sie in der Aufstellung (oder das?). Was folgte, waren einstudierte schnelle Pässe, mit denen sie ihre Leute freispielten haben, wieder und wieder. Zwei Minuten Powerplay hieß zwei Minuten maximale Gegentorgefahr. Wie Bremerhaven das macht, ist einfach gut – und wie die DEG das macht, ist ziemlich schlecht.

Das Kuriose daran ist, dass die DEG aus beiden PP-Konstellationen als Sieger hervorging: Erst in eigener Überzahl durch Jeremy Welsh, der zwar eher ungeplant an den Puck kam, den dann aber humorlos an Gästekeeper Hübl zur Führung vorbeidrosch, als ihn so gar keiner angreifen wollte. Und dann durch Eddi Lewandowski, der bei 4:6-Unterzahl von einem Stockfehler der Gäste profitierte und mit seinem Schuss ins leere Tor endgültig den Deckel auf die Partie machte. Dazwischen lagen noch Treffer von Machacek und Barta zum insgesamt klaren 4:0, dem sechsten Sieg im sechsten Spiel gegen BHV, die sich ihre Bootstour zum Auswärtsspiel, die sie mit beeindruckenden 2.000 Fans angetreten haben, sicher anders vorgestellt hatten. Verdienter Sieg, keine Frage, die DEG war das bessere Team. Jedenfalls bei voller Besetzung.

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