Anfang Oktober gab es die erste Reise ins schöne Sauerland – der Schreiber begleitet von seiner Tochter, gemeinhin als Kind klein bezeichnet, deren Mannschaftskollegin von den #chicksinblue und einem Uralt-DEG-Fan, der seit langem kein Spiel mehr gesehen hatte, schon gar nicht auswärts. Es gab einen entspannten Sonntagsspaziergang zum 5:1. Drei Monate später wurde der Schreiber von Kind klein, derselben Mannschaftskollegin und einem Uralt-DEG-Fan begleitet, der zwar nicht nie, aber auch nicht eben regelmäßig in der Halle ist, schon gar nicht auswärts. Und das war nicht irgendein Uralt-Fan, sondern der Herr Chefred persönlich. Es gab einen entspannten Winterspaziergang zum 5:2.

Die Halle in Iserlohn ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil man zumindest dann, wenn man unterhalb des eigentlichen Gästebereichs steht, ziemlich wenig sieht. Das Gästetor ist hinter dem Plexiglas verborgen und das Heimtor wegen des flachen Winkels arg weit weg – was sich links von diesem Tor ereignet, bleibt nahezu komplett unsichtbar. Das ist im Dome schon deutlich komfortabler. Segen, weil man sich da nicht mit Caterer-Futter von gelangweilten Aushilfen und Bezahlkarten rumschlägt, sondern stattdessen die Bratwurst oder auch das Steak direkt vom Holzkohlegrill bekommt und der Verkäufer freundlich und aufrichtig „guten Appetit“ wünscht – jedem einzelnen. Das ist im Dome schon deutlich unpersönlicher. Und teurer.

Fantrennung à la Iserlohn

Segen übrigens auch, weil in Iserlohn seit jeher eine ganz besonders ausgefeilte Fantrennung betrieben wird: 80 Prozent der Stehplatzgeraden gehören den Gastgebern, dann kommt ein hüfthohes Geländer, und die restlichen 20 Prozent daneben gehören den Gästen. Ganz einfach. Und Getränke holt man sowieso am selben Stand. Beim Fußball ist das so völlig undenkbar, schade eigentlich. Zudem entpuppten sich die Eingeborenen als durchaus schlagfertig – das klassisch gehässige „Kühe, Schweine, Iserlohn!“ aus DEG-Kehlen wurde wie beantwortet? Mit „Kühe, Schweine, Iserlohn!“. Respekt, so geht Selbstironie. Und ein Fantrikot, bei dem unter der Nummer als Spielername „Bauerntölpel“ steht, ist auch nicht unbedingt Usus. Ja doch, das Außenrum stimmt da.

Bevor ich zu viel lobe: Eishockey spielen können die allerdings nicht. Ich habe diese Saison alle vier Spiele gegen den IEC gesehen, und zumindest in drei dieser vier Spiele waren die Hühner richtig schlecht, so auch am Freitag. Zehn gute Minuten hatten sie am Anfang, ohne in dieser Zeit aber größere Torgefahr zu entwickeln. Im Laufe des Drittels übernahm die DEG die Spielkontrolle, zunächst defensiv und ab dem zweiten Drittel auch offensiv. Sie traute sich mehr, sie begann damit, Spieler in den Slot zu stellen (das ist ganz prinzipiell eine hervorragende Idee, wenn man Tore schießen möchte!) und sie machte den Big Point – einen wunderschönen Unterzahltreffer von Manuel Strodel zum 2:1, nachdem der olle Boris Blank durch einen verdeckten Handgelenksschuss Eddi Lewandowskis Führung schnell wieder egalisiert hatte. Noch einmal Lewandowski zum 3:1 und fertig war eine verdiente Führung der Gelbroten.

Iserlohn hatte damit auch insgesamt fertig. Ihr Aufbäumen war eher niedlich als gefährlich, und spätestens mit dem 4:1 durch einen Schuss von Ebner, in den Bordson (jaja, schon wieder Bordson) noch den Schläger gehalten hatte, war sowieso der Deckel drauf. Die beiden Tore in der letzten Minute (Combs für die, Machacek mit einem EN für uns) waren nur noch für die Statistik. Eine Statistik, die besagt, dass dies das einzige der letzten sechzehn DEG-Spiele gewesen ist, in dem mehr als drei Treffer erzielt wurden.

DEG uneinheitlich

Was dieser Sieg wert ist, wird sich aber noch zeigen, denn es ist ja nicht so, als würde die DEG durch die Liga pflügen, wahrlich nicht. Zwischen den Siegen in Köln und Iserlohn lagen Heimniederlagen gegen Schwenningen und Augsburg, also zwei direkte Playoff-Konkurrenten, und am Sonntag folgte eine weitere Heimniederlage gegen Ingolstadt, einen weiteren direkten Konkurrenten. Und zwar eine, die doch einige Fragen aufwirft: Warum steht auf einmal wieder Mathias Niederberger im Tor, der gerade erst von einer Verletzung genesen ist und nicht Dan Bakala, der seit Wochen einen prima Job macht? Oder: Warum fängt man sich zwölf Sekunden, nachdem man einen 0:2-Rückstand aufgeholt hat, das 2:3? Oder: Warum dauert es nur eine Minute, bevor auch der Anschlusstreffer zum 3:4 durch den nächsten Gegentreffer Makulatur ist? Das sind Fragen, die beantwortet werden müssen, vor allem die erste. Nicht, dass Niederberger ein schlechter Goalie wäre, auch wenn er heute nicht übermäßig glücklich agiert hat, aber in einem 6-Punkte-Spiel auf der zentralen Position zu experimentieren, ist schon eine sehr, äh, unkonventionelle Entscheidung des Coaches. Mr. Bakala soll auch eher semibegeistert gewesen sein, hört man.

Immerhin stehen jetzt lustige Auswärtsspiele bei den Bonzen in München und Mannheim an. Wenn man die letzten Spiele – Achtung: Flachwitz! – Paroli laufen lässt, muss man dafür dankbar sein, denn zuletzt wurde auswärts deutlich besser gepunktet als zu Hause. Hoffen wir mal, dass das so bleibt, damit es Anfang März kein böses Erwachen gibt.

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