Die Siebziger waren bewegte Jahre, auch und gerade in Düsseldorf. Und zwar vor allem rund um Kunst und Musik sowie das Verhältnis zwischen Kultur und Politik. Zu den wichtigsten Protagonisten zählte ohne Zweifel der Künstler und Akademieprofessor Joseph Beuys. Der hatte kulturelle und politische Visionen und war deshalb bereit, buchstäblich mit jedem Menschen darüber zu diskutieren, der zu einer ernsthaften Diskussion bereit war. Menschen, die ihn damals erlebt haben, sagen, vermutlich sei das Debattieren seine Hauptarbeit gewesen. In seinem „Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ an der Andreasstraße gingen Tausende normale Bürger ein und aus und redeten mit Beuys, wenn er da war. Später bei den Grünen war Beuys der fleißigste Überzeugungsarbeiter. Auf dem Foto zu diesem Rätsel aber redet er mit einer anderen (damals) bekannten Düsseldorfer Persönlichkeit. Dazu unsere Fragen:

1) Wer ist Beuys‘ Gesprächspartner auf den Foto: Michael Schirner
2) Worum geht’s in dem Gespräch: Ist Werbung Kunst?

Michael Schirner hatte Kunst in Hamburg studiert und war nach einem nebensächlichen Eklat in die Werbung gegangen. Und zwar zur legendären Agentur GGK, wo ihn einer der ewigen deutschen Werbepäpste, Paul Gredinger, unter seine Fittiche nahm. Gredinger war eng mit einer Reihe (vorwiegend schweizer) Künstler befreundet und hatte überhaupt ein großes Herz für die bildende Kunst. Natürlich war diese Kombination – Werbung und Kunst – gerade in Düsseldorf am richtigen Ort. Und letztlich waren es Agenturen wie GGK und Typen wie Gredinger und Schirner, die Düsseldorf über Jahrzehnte zur deutschen Werbehauptstadt machte. Einer der kreativsten Werber aller Zeiten wurde genau dieser Michael Schirner, der 1981 eine Ausstellung in der Galerie Hans Mayer unter dem provokanten Titel „Werbung als Kunst“ organisiert hatte.

Eingeladen waren alle Werber rund um den Globus, Motive und Kampagnen einzureichen, die sie selbst für Kunst hielten. Eine hochrangig besetzte Jury traf die Auswahl. Und natürlich erschienen auch Joseph Beuys und Andy Warhol zur Eröffnung. Klar, dass Schirner (den sie später gern den „Beuys der Werbung“ nannten) Beuys ansprach, und sich eine kurze, heftige Diskussion über die Frage, ob Werbung Kunst ist, entbrannte. Beuys vertrat die These, es komme darauf an, WOFÜR geworben werde, während Schirner eindeutig der Ansicht war, entscheidend sei WIE geworben werde. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen sie nicht.

Nach dem Ende der goldenen Düsseldorfer Werbejahre Anfang der Neunziger Jahre zog sich Schirner ganz aus der Branche zurück und lebte zeitweise mit seiner erheblich jüngeren Frau in einer brasilianischen Favela. Heute ist er ausschließlich als Künstler und Initiator von Aktionen zum Wohle der Kunst aktiv.

Zwei Leser haben die richtige Lösung innerhalb der Einsendefrist vermeldet und beziehen also einen Punkt in der Düsselquiz-Challenge 2017.

Kommentare sind gesperrt.