Unser treuer Leser und Rätselfreund mit dem schönen Nickname Mostertpöttchen hat uns eine schöne Quizfrage zukommen lassen, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen: Es geht um eine Straße in einem Düsseldorfer Stadtteil, dessen Gesicht sich im Laufe der Zeit oft verändert hat. Sie ist als Verlängerung zweier zumindest dem Namen nach miteinander verwandter, längerer Straßen zu betrachten und hatte mal den Namen „Am Mühlenweg“. Der ergab sich daraus, dass sich in der Nähe des einen Endes eine Sägemühle befand. Sie quert eine heute bedeutende Verkehrsachse, die aber zur damaligen Zeit ebenfalls einen anderen Namen hatte.

Warum und weshalb sie ihren heutigen Namen erhalten hat, darüber kann eigentlich nur spekuliert werden. Man kann aber davon ausgehen, dass die damaligen Stadtväter ihn an die neu angelegten Straßennamen im Umfeld angepasst haben.

Frage: Wie heißt die Straße heute: Gladbacher Straße

Diese Quizfrage hat sehr, sehr viel mit der rasanten Veränderung Düsseldorf während der sogenannten „Gründerjahre“ zu tun. Die führten in der Zeit von der Reichsgründung 1871 bis etwa 1899 zur Industrialisierung der Stadt, getrieben durch die Eisenbahn und den boomenden Handel per Binnenschifffahrt. In dieser Phase entstanden nicht nur die neuen Stadtviertel (Carlstadt, Friedrichstadt, aber auch Pempelfort), sondern die landwirtschaftlichen Flächen zwischen Düsseldorf und den umliegenden Gemeinden (vor allem Bilk, Flingern und Gerresheim) wurden in rascher Folge umgewidmet, um Industrieanlagen, aber auch Wohnhäuser für die gewachsene Bevölkerung zu schaffen. Geschwindigkeit und Wucht dieses rund dreißigjährigen Wandels ist nur mit dem zu vergleichen, was sich in unserer Zeit seit Mitte der Neunzigerjahre durch die Digitalisierung ändert.

Weil der Düsseldorfer Rheinhafen vom galoppierenden Handel profitierte, wurde für viele Firmengründer das Gelände östlich des Hafens, also alles nördlich von Kappeshamm, südlich der Altstadt und westlich von Friedrichstadt, hochinteressant. Aber wie das in Gründerzeiten so ist: Das eine Unternehmen wird erfolgreich, das andere geht pleite. Man schätzt, dass in Deutschland in den Gründjahren nur ein Drittel der Gründung bis ins 20. Jahrhundert überlebt hat. Das heißt aber auch: Industrie- und Handwerksbetriebe, die wir auf den Stadtplänen und in den Adressbüchern jener Zeit finden, sind oft schon in den entsprechenden Verzeichnissen nach 1900 nicht mehr zu finden. Womit wir zur eigentlichen Quizfrage kommen.

In den wilden Gründerzeiten gab es eine Straße in der Verlängerung der Bilker Allee Richtung Hafen, die auf Stadtplänen zwischen 1872 und 1899 als „Am Mühlenweg“ eingetragen ist. Die Wegführung der heutigen Gladbacher Straße entspricht diesem Mühlenweg weitestgehend. Bis 1894 findet man „Am Mühlenweg“ auf den Stadtplänen, ab 1899 heißt es dann „Gladbacher Straße“. Übrigens: Der niederrheinische Ort hieß bis 1888 offiziell nur Gladbach, bis zur offiziellen Festschreibung als Mönchengladbach wurde die Stadt ganz unterschiedlich genannt: München Gladbach mit und ohne Bindestrich oder auch nur M.Gladbach. Die Umbenennung des Mühlenwegs fällt in die Zeit, in der in Düsseldorf eine ganze Menge Straßen neue Namen bekamen – erstmals finden sich Straßen, die nach Personen benannt wurden, und solche, die sich auf Orte beziehen. Während aber die Duisburger Straße so heißt, weil sie das Relikt einer entsprechenden Landstraße war, heißt die Gladbacher Straße nur so, weil sie grob in die Richtung Mönchengladbach zeigt.

Stellt sich aber noch die Frage, warum „Am Mühlenweg“ so genannt wurde. Man kann ja davon ausgehen, dass diese Straße von oder zu einer Mühle führt. Und weil sie an der Bilker Kirche beginnt, sollte eine Mühle, welcher Art auch immer, am anderen Ende liegen. Tut sie aber nicht. Anders ausgedrückt: Auf keinem der entsprechenden Pläne ist eine Mühle am Ende des Weges eingezeichnet. Überliefert wird immer, der Name beziehe sich auf ein Sägewerk am Holzhafen – aber davon gibt es keine historische Spur. Und die damals im Hafen existierende Getreidemühle liegt nicht in der Nähe des ominösen Mühlenwegs.

Es gab insgesamt sechs Einsendungen, von denen fünf vollkommen falsch waren. So wurde behauptet, es habe „Am Mühlenweg“ nie gegeben, aber in Kaiserswerth gibt es einen. In drei Fällen wurde „Am Mühlenweg“ eher ins Bergische verlegt. Nur einer hatte nicht nur die perfekte Lösung, sondern lieferte eine Herleitung mit, die sich in diesem Text wiederfindet – vielen Dank dafür nach Hamburg!

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