Die mit Abstand beste Aktion dieses eher müden Sommerkicks hatte der belgische Stürmer, der um die 20. Minute herum den Führungstreffer mit einem sehenswerten Fallrückzieher erzielte. Kein Wunder, dass es auch die einzige Situation in der ersten Spielhälfte war, die den ungeteilten Applaus der rund 3.000 Zuschauer im sonnigen Paul-Janes-Stadion fand. Ansonsten ging die Halbzeit aus Sicht der Fortuna völlig in die Hose, weil nur sechs Minuten später der zweite Treffer für Charleroi fiel, der gleichzeitig das Endergebnis markierte. Dass diese Partie zwei völlig verschiedene Gesichter hatte, lag an den Systemen und den neuen Spielern der glorreichen Fortuna.

Natürlich ist es immer schwer, eine derartige Minderleistung aufs System zu schieben, wenn einige Spieler gleichzeitig jenseits von Gut und Böse agierten. So konnte in den ersten 45 Minuten von den Spielern in Rot eigentlich nur Neuzugang Niko Gießelmann voll und ganz überzeugen. Dass der Mann, der auf links alles spielen kann, in der kommenden Saison zu einer wichtigen Person in der Düsseldorfer Mannschaft wird, dürfte klar sein. Enttäuschend aber vor allem der Ex-Freiburger Harvard Nielsen, der durchweg zu langsam auftrat – physisch wie psychisch. Auch Rouwen Hennings hatte einen erheblich gebrauchten Tag gezogen und versiebte die einzige Chance, die ihm zufiel, einigermaßen kläglich. Allein Ihlas Bebou trat auf wie man es von ihm gewohnt ist und kassierte ein paar Mal freundlichen Beifall.

Miese erste Halbzeit

Adam Bodzek spielte bemüht, das Zusammenspiel mit Marcel Sobottka funktionierte dagegen überhaupt nicht. Also ging Gefahr vor allem von Duo Lukas Schmitz und Niko Gießelmann auf dem linken Flügel aus. In der Viererkette konnte indes nur Andre Hoffmann überzeugen, der aber auch nicht fehlerfrei spielte. Sorgen sollte sich langsam Julian Schauerte machen, der zwar wieder einmal öfters offensiv agierte, aber in jeder Hinsicht zu langsam war. Ganz offensichtlich aber sitzt das 4-4-2-System derzeit überhaupt noch nicht, wobei sich gute Beobachter auch noch fragen mussten, was denn vor der Viererkette überhaupt galt: so richtig als Stürmergespann fanden nämlich Hennings und Nielsen nie zusammen. Letzter trat oft ein wenig zurückgezogen auf, zeigte aber auch einige konditionelle Schwächen.

Das alles sah dann in Hälfte Zwei ganz anders aus. Angesetzt war das in den Trainingslagern eingeübte 3-5-2, das zeitweise zu einer deutlichen Überlegenheit der Fortune führte. Zumal vier der insgesamt sieben Einwechslungen deutlich Schwung in die Sache brachten. Obwohl er erst an einer Trainingseinheit teilgenommen hat, glänzte Neuzugang Emir Kujovic als wuchtiger Mittelstürmer mit einem guten Auge für die Situation. Unerwartet, dass auch Emma Iyoha auf rechts zum Lichtblick wurde. Und ganz besonders erfreulich die tolle Leistung von Anderson Lucoqui, der auf der linken Außenbahn für viel Verwirrung bei den Wallonen sorgte. So entstanden ein paar nette Chancen, von denen aber bestenfalls zwei wirklich torgefährlich waren. Auch der unverwüstliche Oliver Fink zeigte erheblichen Einsatz und einen guten Überblick. Ebenfalls als Glücksfall könnte sich Florian Neuhaus erweisen, der sehr fleißig auftrat, aber bisweilen ein bisschen hektisch wirkte.

Zu früh entschieden

Andererseits ist es fast unmöglich, die Wirkungen der vielen Wechsel bei den Schwarz-Weißen einzuschätzen. Die wirkten nach der Pause maximal halb so gefährlich wie anfangs und zeigten einige Unsicherheiten in der Defensive. Ein Anschlusstreffer hätte der Partie vielleicht noch einen anderen Dreh verliehen, aber dazu kam es nicht. Der äußerst schwache Schiri, der den Charleroiern zunächst viel Härte durchgehen ließ, griff plötzlich zu Karten und ließ sich zusätzlich auf Diskussionen mit den Kickern ein. Die gelb-rote gegen den Schützen des 0:1 um die 80. Minute herum war jedoch – selbst im Rahmen eines Freundschaftsspiels – völlig gerechtfertigt.

Ein mögliches Resümee: Mit dem 3-5-2-System scheint die Fortuna gefährlich und gleichzeitig sicherer in der Abwehr. Gerade Kann Ayhan scheint sich in dieser Konstellation wohler zu fühlen. Die beiden Außenläufer in diesem System können das Spiel schnell und gefährlich machen, wenn sie nicht zu sehr mit defensiven Aufgaben belastet werden. Emir Kujovic dürfte sich rasch zum Startelfstürmer aufschwingen, wobei sich dann die Frage stellt, wer den zweiten Stürmer darstellt: Da weder Hennings, noch Nielsen überzeugten, könnte es auf Bebou hinauslaufen. Jedenfalls sollten die Trainer Funkel und Hermann bei Heimspielen unbedingt auf das „neue“ System setzen – die Partie gegen Braunschweig könnte dafür der erste Härtetest sein.

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