Achtung, Spoiler-Alarm! Laut DFL-Drehbuch für die Zweitligasaison 2017/18 belegt die glorreiche Fortuna am Ende Platz 3 in der Tabelle und geht in die Relegation gegen den FSV Mainz 05. Das Ergebnis dieser Relegation wird erst auf der Drehbuchsitzung im Dezember ausgewürfelt. Kann also sein, dass wir aufsteigen. Wie jetzt, wird sich der eine oder andere fragen: Wie F95 abschneidet, hängt nicht von den Spielern, den Trainern und den Systemen ab? Natürlich nicht. Früher beschäftigte der DFB eine Heerschar an Wahrsagerinnen, Glaskugelguckern und Kaffeesatzlesern, heute eben professionelle Drehbuchschreiber, die sonst für diverse TV-Serien und Reality-Soaps arbeiten. Ziel der drei Bundesligen ist ja schon lange nicht mehr, im fairen sportlichen Wettbewerb herauszufinden, welche Mannschaft am besten gespielt hat – es geht darum, die Kundschaft bei der Stange zu halten.

Und da sind die Rollen zwischen den Vereinen genau so klar verteilt wie die zwischen denen einer Reality-Soap wie Köln 54711. Leider fiel unserer geliebten Fortuna ab 2013 die Rolle des langweiligen Losers zu. Wobei man unserer Diva ja über Jahrzehnte Langeweile unterstellt hat, um dann ab 2002 den Schalter umzulegen und F95 zum strahlenden, sympathischen und liebenswerten Daueraufsteiger zu machen. Es ist wie in der Bibel: Auf 7 fette Jahre (2004 bis 2011) müssen 7 magere Jahre (2012 bis 2018) folgen. Im 1. Buch Moses, Kapitel 41, liest sich das so:

Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Ähren sind auch die sieben Jahre. Es ist einerlei Traum. Die sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach jenen aufgestiegen sind, das sind sieben Jahre; und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre teure Zeit. [Quelle: Die Lutherbibel]

Saisonhöhepunkt: DFB-Pokalfinale

Tatsächlich kannte also der gute, alte Moses schon Aufstieg und Abstieg. Selbstverständlich hat er mit den mageren und hässlichen Kühen nicht die wunderschöne Fortuna gemeint… Dieses 7-7-Prinzip deutet aber daraufhin, dass es mit dem Aufstieg am Ende der kommenden Saison eher Essig wird. Denn dieser Regel folgend wäre F95 erst am Ende der Saison 2018/19 dran. Vorher müssen sich die Anhänger des Doppelsiegers von 1979 und 1980 mit der Teilnahme ihres geliebten Clubs am Finale des DFB-Pokals im Mai 2018 begnügen. Ja, liebe Leserinnen und Leser, nehmen Sie sich bitte nichts vor für den 19.05.2018 – selbst wenn laut Pokal-Drehbuch auch hier kein Sieg für die Fortuna rausspringen wird: Es tut immer gut, im Berliner Stadion um den Pott mitzuspielen. Und vielleicht gibt es ja Möglichkeiten sich NICHT an die Regieanweisung zu halten und Eintracht Frankfurt doch zu schlagen.

Dass der RB Leipzig diese Saison als Deutscher Meister vor dem BVB und den Bayern beenden wird, dürfte klar sein. Ob aber das Drehbuch für Liga 1 endlich den HSV-Abstieg vorsieht, konnten wir den Soccer-Leaks-Papers nicht entnehmen. Dafür aber den geplanten Skandal um Dynamo Dresden; der Verein soll wegen anhaltenden Widerstands gegen den DFB im Allgemeinen und die Scripted-Saison im Speziellen nun ganz aus dem deutschen Fußball gekegelt werden. Angedacht ist eine Zwangsfusion mit den Leipzigern zu einem Großclub namens RB Sachsen.

Das Drehbuch im Detail

Aber das alles dürfte die ächten Fans des TSV Fortuna Düsseldorf 1895 wenig interessieren. Gespannt sind sie vermutlich darauf, wie das Drehbuch im Detail realisiert werden soll. Zum Verständnis: Das DFL-Script listet nicht etwa die konkreten Spielergebnisse der einzelnen Partien, sondern enthält so genannte Breakpoints, an denen entsprechend der Gesamtregie gewisse Maßnahmen durchgeführt werden, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. Mal angenommen, der SV Sandhausen führt nach dem 10. Spieltag mit glatten 30 Punkte, soll am Ende aber bestenfalls Zehnter werden. Dann greift die Schiri-Peitsche, also eine Reihe möglichst dezenter Fehlentscheidungen, die den SVS auf den Boden des Mittelfelds zurückholen. Andersherum: Sollte der FC Audi Ingolstadt gegen Ende der Saison nicht – wie geplant – auf einem direkten Aufstiegsrang stehen, erhalten gegnerische Torhüter und Defensivspieler entsprechende Incentives, um für Schanzer-Siege zu sorgen.

Und die Begleiterscheinungen? Pyroshows, Anti-DFB-Banner, Strafen? Alles gescriptet. Jedem Team in der zweiten Liga (das gilt auch für die erste und die dritte Liga) wurde schon vor Längerem ein komplexes Profil zugeordnet, das Elemente wie Stimmung, Support, Begleiterscheinungen etc. definiert. Man kennt das ja schon vom FC St. Pauli und Hansa Rostock. Während Pauli – ganz im Gegensatz zur Realität – als linksalternativer, aufmüpfiger und kreativer Verein positioniert wurde, muss Rostock die Rolle des dumpfen Ossi-Haufens am rechtsradikalen Rand spielen. Bei der Fortuna waren die Autoren lange unsicher. Einerseits wollte man das alte Vorurteil des öden Defensivkickclubs („Holt die Antidepressiva raus, Fortuna spielt.“) fortschreiben, andererseits gab es ja dieses freche Tote-Hosen-Image. Letzteres führte zu einer Auftragsarbeit der DFL, die zum Lied „An Tagen wie diesen“ führte, das ja den von langer Hand geplanten Aufstieg musikalisch begleitete.

Durchs Leiden zur Erlösung

Inzwischen orientieren sich die Drehbuchschreiber der Bundesligen in Sachen F95 eher am berühmten Dieter-Nuhr-Spruch „Wer Fortuna-Fan ist, braucht das Leben nicht zu fürchten„. Nach dem Direktabstieg aus der ersten Liga im Frühjahr 2013 setzten die Autoren daher auf das Leiden, auf die Quälerei – bestens unterstützt von den Vereinsverantwortlichen, die alles dafür taten, den wahren Anhängern der Diva das Leben schwer zu machen.

Aber schon der Prophet Jesaja wusste, dass der Weg zur Erlösung über das Leiden führt – ein Prinzip, das sich auch in ungezählten Hollywood-Dramen wiederfindet. So wie das Volk Israel beim von Moses angeführten Marsch durch die Wüste immer mehr schrumpfte, so ging auch die Zahl derjenigen, die sich zur Fortuna bekannten, beim Marsch durch die Abstiegszone immer mehr zurück. Auch das hatten wir schon einmal; man denke nur an die kaum 3.000 Getreuen, die F95 in den dunklen Jahren nach 1999 durch die vierte Liga begleiteten.

Kurz und gut: Ja, die Saison 2017/18 wird für die Fortuna ziemlich erfolgreich verlaufen, aber ganz im Nuhr’schen Sinne frustrierend enden. Dafür dürfen die Freunde des TSV aus Flingern auf die Saison 2018/19 hoffen, an deren Schluss entweder der Aufstieg in die erste Bundesliga ODER der Gewinn des DFB-Pokals steht. Sofern die DFL das Drehbuch nicht doch noch ändert…

2 Kommentare

  1. Und wie steht’s schon bei Nietzsche: „Du gehst zur Fortuna? – Vergiss die Peitsche nicht!“…

  2. Es war auf jeden Fall ein kluger Schachzug von Fortuna, ein Aufsichtsratsmitglied der DFL zum Vorstandsvorsitzenden des Klubs aus Flingern zu machen.