Wer glaubt, meint oder gar äußert, der verdiente Sieg der glorreichen Fortuna beim sinnlosen Club am Bornemer Hang sei Ergebnis des Trainerrauswurfs, kann nicht alle Kerzen am Kranz haben. Dafür war bei dieser feucht-kalten Partie zu wenig anders als bei den letzten Spielen, bei denen sich die Söldnertruppe in Rot mehr mit Wut als mit Mut bekleckert hat. Nicht einmal die Aufstellung roch nach Interimstrainer. Und wer als F95-Fan seit Wochen die Krawatte trägt, wäre angesichts der Startelf vermutlich ausgetitscht, hätte ein gewisser Frank Kramer dafür verantwortlich gezeichnet. Ebenfalls fußballerisch unterbelichtet sind ja auch die Meckerköppe, die der besagten Söldnertruppe seit Wochengebetsleierartig mangelnden Einsatz und zu wenig Kampf unterstellt haben. Nur weil die Söldner sind und das Wappen unseres glorreichen Vereins nicht auf dem Herzbeutel tätowiert tragen, geht denen ja alles am Arsch vorbei. Ausgeleierten Profis, die mal ganz oben waren, wird es schon im ureigensten Interesse (= Portmonee = Altersvorsorge und/oder zufriedenen Ehepartner) nicht egal sein, ob sie ständig auf dem Rasen auf die Mütze kriegen. Das zu glauben, meinen oder gar zu äußern ist bloß ein Symptom für anhaltende Floskeliritis. Was aber war dann heute anders als beispielsweise beim mürben 1:1 gegen die Streifenesel?

Der wesentliche Erfolgsfaktor war die kluge Aufstellung von Bibi auf der Schiri-Position. Die im Hauptberuf als Cop tätige Blondine aus der niedersächsischen Güllewüste war mit Abstand die beste Fortunaspielerin auf dem Platz und verwandelte mit einem genialen Pfiff eine harmlose Situation in einen Strafstoß. Den musste das Testosteronmonster Demirbay dann nur noch netzen, was ihm auch gelang. Denn so’n Rüde will ja einer Dame auch imponieren, wenn die Hormone hoch stehen. So setzte sich die Liebe zwischen Fräulein Steinhaus und der Fortuna die nächste Hürde, und die nicht ganz so charmanten Bembelbuben vom Bornemer Hang in ihren unkleidsamen schwarz-blauen Klamotten konnten nicht dagegen halten.

Überhaupt resultiert das erfreuliche Ergebnis mehr so aus individueller Fehlervermeidung und der logischen Folgen. Wobei man sich beim ehemaligen Oliver-Kahn-Nachfolger (Kennste? Kennste? Den Ex-Torwart, der jetzt sein Rentnerbrot als Reklamefuzzi für ne obskure Wettbude fristen muss…) immer fragt, was der sich seit Monaten morgens ins Müsli tut. Denn einen derart konzentrierten, fokussierten und dabei ruhigen Keeper wie den Herrn Rensing haben wir bei der Fortuna seit Generationen nicht mehr im Gehäuse gehabt. Bei unserem Ihlas – dem besten Feldspieler der Partie – scheinen langsam alle Knoten zu platzen, die ihn bislang an der vollen Entfaltung seines Talents gehindert haben. Jetzt müsste er sich noch von diesem fürchterlichen Berater trennen … aber das schreibt Ihr/Euer erheblich ergebene Berichterstatter nun ja auch schon zum x-ten Mal. Was den Jungmann zum Spieler des Spiels macht, war nicht nur seine feine Vorlage zum 2:0 durch den Herrn Demirbay, sondern auch die tadellose Abwehrarbeit und das Rochieren von lechts nach rinks und umgekehrt, mit dem er die tumben Vorstadtknallis erheblich verwirrte.

Und sonst? Der Herr Madlung hat dieses Mal keinen spielentscheidenden Fehler gemacht und hatte sogar das 3:1 auf dem Schlappen, der unter seinem enormen Gewicht aber auf dem feuchten Frankfurter Gras ausrutschte. Der Herr Schauerte hatte Anfälle von Intelligenz, der Herr Schmitz agierte solide, und Käpt’n Haggui konnte halbwegs gelassen bleiben, weil er nicht von versagenden Kollegen angesteckt wurde. Nicht einmal die drei, vier Hühnerhaufensituationen brachte ihn aus der Ruhe. Und das ist dann auch schon was. Unser Axel schiss heute weniger Mitspieler weniger doll an, was diese sehr glücklich machte. Und der Rest machte einfach in Summe weniger Fehler als bei den diversen Desastern der laufenden Saison.

Und was schließen wir daraus? Dass unsere Söldner jeder für sich ganz gute Profikicker sind, die auch mal ein Auswärtsspiel gewinnen können, wenn sie nicht so viel Scheiße bauen. Mehr nicht. Vielleicht noch, dass ihnen der Vorsprung wirklich mehr Mumm mitgegeben hat, es auch mal über eine Viertelstunde mit aggressivem Forechecking zu versuchen. was beinahe ein Empty-Net-Goals gezeitigt hätte, als die Torflasche der Bembelianer unseren Herrn Ya Konan anschoss, dessen Beeinflussung der Pille diese aber ganz, ganz leicht an der Hütte vorbeilenkte. Gelernt haben wir sonst nichts, und so kann die absurde Trainerdiskussion, in deren Verlauf die verblödeten Spochtrepochter einen bizzareren Namen nach dem anderen auf die Seiten ihrer Blätter drucken lassen, weitergehen. Wobei einem da schonmal die Grenzen verschwimmen können: Als was sollte Mimmi Scholl kommen? Als Präsi, Trainer oder Anti-Pyro-Beauftragter? Nehmen wir Effe, wenn der bei den Pissbirnen rausfliegt? Oder Shaun, den Schaaf, der ja von seiner ganzen Mentalität prima ins Rheinland passt? Soll Stanislawski die Spielerkleidung in die Regale räumen oder doch den Vorstand machen? Brauchen wir überhaupt einen Vorstand? Oder einen Trainer, wo wir doch unter den Fans Tausende hochqualifizierte und erfahrene Coaches haben?

Fest steht: Jetzt sind es nur noch 10 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, der unserer glorreichen Fortuna ja von Rechts wegen zusteht. Allein schon, weil wir die schönsten Relegationsspiele der Bundesliga inszeniert haben. Davon träumt Otto Rehhagel immer noch. Wie wär’s denn mit dem als Trainer?

Ein Kommentar

  1. Ach, sehr schön. Mit solcher Lektüre möge bitte jeder Montag Morgen beginnen.