Für Düsseldorfer Hundehalter, die ihre Töle gern leinenlos rennen lassen (und sich darauf verlassen können, dass der Köter abrufbar ist) empfiehlt sich im Linksrheinischen der Rheinpark Neuss. Der liegt zwischen dem Gewerbegebiet Hammfeld bzw. der B1 Richtung Südbrücke und dem Rheindeich. Es handelt sich um das Gebiet einer ehemaligen Ziegelei, dem zugehörigen Waldstück und einer ehemaligen Brachfläche. Durchzogen wird der Park, der auf den ersten Blick gar nichts von einem Park hat, von künstlichen Wassergräben und angelegten Wegen. Ausgangspunkt ist ein kleiner Parkplatz an der offiziellen Hundewiese. Zu dem kommen Pkwisti, wenn sie den Europadamm ganz bis zum Ende beim Euro-Moda-Center durchfahren und dann auch noch die Unterführung unter der B1 hindurch nutzen. Und gleich ein Tipp: Man kann auch unter dieser Brücke parken – dann aber in Richtung Park gesehen nur auf der linken Seite und in Fahrtrichtung, sonst gibt’s Knöllchen. Wer mit dem ÖPNV aus Düsseldorf anreist, wählt die Straßenbahnlinie 709 und steigt an der Haltestelle Rheinpark-Center Süd aus. Dann muss man sich Richtung Rhein durchschlagen und auf dem Deich Richtung Süden laufen.

Drei Eigenschaften machen den Rheinpark in Neuss so attraktiv für Hunde und Halter: Erstens wird das leinenlose Laufen grundsätzlich toleriert und alle Besucher mit Hund wissen das. Zweitens ist sowohl für Rennköter als auch für Unterholzschnüffler und sogar für Meisterschwimmer etwas geboten. Und drittens lässt sich die persönlich Runde in einem Bereich zwischen knapp zwei und mehr als acht Kilometern frei skalieren. Ausgangspunkt ist – wie gesagt – der Parkplatz an der Hundewiese. Von dort aus geht’s übers Feld oder auf dem Weg parallel zu einem der Gräben bis zum ersten Kubus. Denn an der großen Kreuzung steht einer von zwei gut drei Meter im Kubik messenden Würfel mit kreisrunden Löchern; der andere findet sich in südöstlicher Richtung in ungefähr zwei Kilometern Entfernung – es gibt immer eine direkte Sichtverbindung. Biegt man halblinks in den breitesten Weg, kommt nach knapp hundert Metern zum großen Treffpunkt, dem Weiher. Dort trifft sich toute le monde der Hundeszene. Die Labradore schwimmen sich die Seele aus dem Leib, die Kläffer toben auf der Wiese davor, und die größeren Köter, die gut zu Fuß sind, rasen um den Teich. Drei Bänke bieten Ruhemöglichkeiten für Halter, die nicht so fit sind wie ihre Wautzis.

Bei entsprechender Veranlagung der Fellträger sollte man unbedingt die Beschilderung der Reitwege beachten! Die führen vom Parkplatz entlang B1, am Weiher vorbei zum Rhein und dann vom Weiher zurück durch den Wald – praktisch ein Hohlweg, wo man den Hottehüs kaum noch ausweichen kann. Und weil es in der Umgebung mehrere Reitställe gibt, ist mit Begegnungen der pferdischen Art durchaus zu rechnen.

Nun kann man sich von hier aus Richtung zweitem Würfel durchs Feld bewegen, rechterhand im Gebüsch auf schmalen Wegen Ruhe finden oder – wieder entlang eines Grabens – Richtung Deich gehen. Wer dagegen scharf links abbiegt, kommt auf den Weg, der an den wenigen Mauerresten der ehemaligen Ziegeleimauer vorbeiführt. Rechts geht’s dann immer in ein waldiges Gebiet mit Hügeln und Senken sowie Lichtungen; ein relativ kleines Gebiet, in dem man sich trotzdem ein bisschen verirren kann. An allen Wassergräben gibt es immer auch einen inneren Weg, sodass man in der einen Richtung außen und zurück innen geht. Im Wald finden sich übrigens zwei wunderbare hohe Erdhügel, rund um die alle Hunde gern toben und versuchen, den Gipfel zu erobern. Wer Lust, Zeit und Kondition hat, kann sich im Rheinpark gut und gerne zweieinhalb Stunden aufhalten, ohne zweimal denselben Weg gegangen zu sein. Und sind noch mehr Körner übrig, überquert man mit Fiffi den Deich und hat die große Neusser Rheinwiese vor sich.

Vormittags halten sich oft mehrere professionelle Gassigänger mit ihren Rudeln dort auf; die meisten davon nett, entspannt und vor allem sachkundig. Dauergäste im Park kennen sich aus und sind meist auch von der eher unhysterischen Art. Eine Zeitlang hielten Hundetrainer/innen im öffentlichen Bereich Schulungen ab und beschimpften Halter, die ihre Hunde einfach durch die Lerngruppen rennen ließen. Nachdem sich aber herumgesprochen hatte, dass das Ordnungsamt diese widerrechtliche Nutzung des öffentlichen Raums nicht duldet, blieben sie weg. Stattdessen trifft man bisweilen Hundelehrer an, die Haltern Einzelstunden geben und verträglich sind. Der Anteil an hysterischen Halter/innen ist relativ gering, und böse Köter gibt es auch nur selten, sodass man wenig Angst um den eigenen Waldi haben muss. Besonders schön am Rheinpark Neuss ist übrigens, dass diese wunderbare Mischung aus Feld, Wald, Wiese und Wasser die jeweilige Jahreszeit unmittelbar erfahrbar macht. So frieren die Gräben schon bei kurzen Frostperioden zu, und entlang des großen Weges Richtung Deich färbt sich das Laub im Herbst besonders bunt. Apropos Wasser: Die Gräben sind nicht sehr tief, sodass große Hunde sie auch ohne Schwimmen durchqueren und am anderen Ufer abhauen können. Dass sie so seicht sind, minimiert aber auch das Risiko, das kleine Tölen absaufen.

Die ruhigste Zeit ist der Vormittag. Bei schönem Wetter ist es abends und vor allem an Wochenende bisweilen doch sehr, sehr voll. Weil dann auch viele weniger kompetente Halter erscheinen, ist die Atmosphäre dann auch weniger entspannt. Übrigens: Nur ganz selten verirren sich „normale“ Spaziergänger oder Radler in den Park. Außerdem nimmt man hier im südlichen Zipfel von Neuss (wenn man Grimmlinghausen und Uedesheim mal nicht dazu zählt) in der Regel Rücksicht aufeinander.

3 Kommentare

  1. Harry Linde am

    Super geschrieben, wir sind jeden Tag dort. Einfach Klasse für die Hunde.

    • Hört sich sehr gut an. Aber ich habe einen Windhund, ist dort eine Hasen und Kannichen freie Zone?? Das wäre toll!!

      • Rainer Bartel am

        Unser Clooney ist zwar auch ein Windhund, aber mit geringem Jagdtrieb. Tatsächlich gibt es im Rheinpark Neuss massig Kaninchen und anderes Viechzeug, das die Tölen gern jagen. Da der Park zudem in keiner Richtung umzäunt ist, ist es vielleicht keine gute Idee, dort mit einem jagdtriebigen, nicht-abrufbaren Windhund zu gehen.