Der Mann heißt Tofigh Hamid, ist laut WDR „arbeitsloser Leiharbeiter“ und war bis zur Spielzeit 2013/14 Fußballer in der zweiten Mannschaft der SG Unterrath. Und weil man in diesen Tagen ja nicht mehr drum herum kommt, bei allen Nichtdeutschen deren Wurzeln offenzulegen, wird er von den Medienmachern meist als jemand mit „iranischen“ oder „persischen“ Wurzeln bezeichnet. Der Mann, der offensichtlich über viel Tagesfreizeit verfügt, hat sich wie eigentlich alle Menschen in diesem unserem Land furchtbar über die widerlichen Vorfälle an Silvester am und im Kölner Hauptbahnhof aufgeregt und – wie ungefähr fünfzig Prozent der Bevölkerung dieses unseres Landes – die falschen Schlüsse gezogen. Denn alle Hysteriker auf der Law-und-Order-Seite der aktuellen Medaille hatten sofort den Satz im Kopf „Die Polizei kann unseren Schutz nicht mehr gewährleisten.“ Und weil plötzlich die deutschen Männer (auch die mit irgendwelchen Wurzeln) alle den Drang hatten, auf die zarten, wehrlosen „Damen“ (O-Ton Tofigh) aufzupassen, gründete der jute Mensch aus Ongerrod am 05.01. flugs eine Facebook-Gruppe und nannte sie „Einer für alle, alle für einen – Düsseldorf passt auf“. Das klingt einerseits romantisch, andererseits auch wehrhaft. Und hat dann natürlich sämtliche Hysteriker angelockt, die Angst um sich und die Damen und überhaupt haben, weil diese Merkel ja Milliarden Flüchtlinge ins Land holt.

Rasch sprach sich die geschlossen Gruppe herum, und etwa am 06.01. war die Besatzung schnell auf über 5.000 Leute angeschwollen. Viele Düsseldorfer gingen aus purer Neugier hinein, manche auch einfach, um zu checken, wes Geistes Kinder sich dort sammelten. Und weil Medienmacher heute ja um die Aufmerksamkeit und Auflage schwer kämpfen müssen, stürzten sich zunächst die Lokalpostillen und dann der WDR auf das Thema und die Gruppe. So in Windeseile populär gemacht, zogen Tofigh und seine Meute rasch die üblichen besorgten Bürger an und in der Folge natürlich die üblichen Verdächtigen aus dem demokratiefeindlichen Rassistenmillieu. Die überzogen die Gruppe dann mit den üblichen Scharfmachereien, und der Gruppengründer ließ sie gewähren. Grund genug für gewisse Medienmacher in die übliche antifaschistische Hysterie zu verfallen. So wurde aus der möglicherweise von Tofigh gut gemeinen Initiative eine „Düsseldorfer Bürgerwehr“. Das erste Treffen der Gruppe – inzwischen dank bundesweiten Zulaufs auf über 14.000 Mitglieder gewachsen – in der Echtwelt am Freitag, 08.01. hatte dann Züge von Realsatire: 18 Nasen trafen sich im Hauptbahnhof, umschwirrt von aufklärerischen Antifa-Reportern, die klandestine Fotos aus der Hüfte schossen. Weil man sich wenig zu sagen hatte, verzogen sich die Damenschützer alsbald in eine Kneipe.

Bürgerwehr macht Arbeit
Inzwischen hatte Tofigh an gut zwei Dutzend Mitglieder Admin-Rechte verteilt, was aber zunehmende Hasstiraden unter den Beiträgen und Kommentaren nicht verhindern konnte. Die Hysteriker auf der anderen Seite sahen schon Hunderte Rechtshools durch die Altstadt schweifen und dunkelhaar- oder -häutige Männer wegklatschen, wenn die auch nur auf eine Armlänge an ein toitsches Mädel herankämen. Also wurde viel Angst und Schrecken verbreitet angesichts des ersten angekündigten „Rundgangs“ der Bürgerwehr am folgenden Samstag. Da trafen sich dann immerhin gut 50 Personen, darunter auch eine Handvoll wehrhafter Frauen – beobachtet von der Polizei, den Medienmenschen und einem knappen Dutzend abenteuerlustiger Antifa-Hanseln, teils mit Holzlatten bewaffnet, ohne deren Straßenkrieg Deutschland ja schon längst wieder ein astrein faschistisches Reich wäre. Schützen wollte das Bürgerwehrchen die Damen, geschützt werden mussten sie aber vor den muuutigen Antifa-Burschen – und vor einem Obdachlosen, dem eine Tofigh-Brigade zu nahe gekommen und auf den Geist gegangen war.

Da die paar stadtbekannten Rechtshools (inzwischen heimatlos, weil aus ihren angestammten Clubs ausgeschlossen und teils mit internem Düsseldorf-Verbot belegt) anderweitig zu tun hatten, schlenderten also sechs mehr oder weniger brave Trüppchen zu je fünf bis sieben Frauenbewachern durch die Altstadt und machten der Polizei zusätzliche Arbeit. Immerhin hatte Tofigh alle Teilnehmer auf gewaltfreies Treiben eingeschworen und sogar ein entsprechendes Papier unterzeichnen lassen. Trotzdem kippte die bis zu diesem Zeitpunkt von Neugier geprägte, nicht durchweg negative Haltung der Medien angesichts der klaren Ansage der Polizei, dass selbst dieses hirnlose Sturmtrüppchen von den Ordnungshütern nicht toleriert würde. Als dann auf Facebook die Strammrechten noch mehr rumprollten und zur Gewalt aufriefen, bekam Tofigh zu Recht kalte Füße und sagte alle weiteren Rundgänge ab. Außerdem entzog er allen anderen Administratoren die Admin-Rechte und schaukelt sein Baby nun wieder alleine.

Hysterische Zeiten
Und was lehrt uns das? Hysterie allüberall. Da sind die besorgten Hysteriker aus der Angstecke, dann die paranoiden Hysteriker auf der Antifa-Seite, und schließlich die orientierungslosen Medienmacher, die zugunsten von Aufmerksamkeit und Auflage jede Hysterie anfeuern, die sich irgendwo erkennen lässt. Wir lernen, dass es selbst für einen „arbeitslosen Leiharbeiter“ mit iranischen Wurzeln aus Unterrath ganz leicht ist, durch die Gründung einer Facebook-Gruppe auf den Hysteriezug aufzuspringen und dafür 15 Minuten persönlichen Medienruhm zu ergattern. Wir lernen aber auch daraus, dass nicht jede Großaktivität in der virtuellen Facebook-Welt eine nennenswerte Relevanz in der Echtwelt hat. Manche altgedienten Journalisten überreißen das einfach deswegen nicht, weil ihnen die nötige Social-Media-Kompetenz fehlt. Ist aber nicht schlimm, denn manche Facebook-Hysterie erledigt sich schneller als man glaubt. Und noch schneller, wenn sie keine Medienaufmnerksamkeit bekommt.

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