Der Rundgang ist eine Wundertüte: Jedes Jahr ist etwas anderes drin. War die Ausstellung der Kunststudenten in den Klassenräumen und Gängen der ehrwürdigen Akademie vor zwei Jahren noch deprimierend bürgerlich, vorwiegend marktkonform und bis zur Langeweile geglättet, bringt der diesjährige Rundgang jede Menge Ecken und Kanten und – eine Art Revival der Malerei.

Noch vor wenigen Jahren ließen sich richtig echte Gemälde im ganzen Wust von Aktionen, Happenings, Readymades und Konzepten nur in vereinzelten Klassen finden. Und wenn, dann war vieles erheblich epigonal – um es vorsichtig auszudrücken. Der Wind hat sich schneits ein bisschen gedreht: Es wird wieder viel und heftig gemalt in der Akademie. Dass die überregionalen Medien sich vor allem an der bescheuerten Aktion mit dem Unterwasserwohnzimmer vor dem Eingang befassten, liegt auf der Hand. Auch die Kletterpartie aus dem Fenster über ein Gerüst auf die Akademiewiese ist natürlich spektakulär. Beides ist weder sonderlich kreativ, noch wirklich zeitgemäß, zieht aber die Massen an.

Massenandrang

Und die stehen an einem regnerischen Freitagvormittag geduldig Schlange, um in die ehrwürdigen Räume der Akademie zu kommen. Das Publikum ist gemischt: Da warten etliche ehemalige Kunststudenten aus fünf Jahrzehnten auf Einlass, da mischen sich deutlich erkennbar potenzielle Käufer in die Menge, hinzu kommen viele, viele Leute, die nie in eine Galerie und vielleicht auch nicht regelmäßig in ein Museum gehen würden. Ganz zu schweigen von Dutzenden Schulklassen, die von ihren Kunsterziehern her befohlen wurden. Selbst eine Kindergartengruppe in gelben Warnwesten wird durchs Haus geführt.

Die Rituale haben sich nicht verändert. Absolventen und Meisterschüler/innen haben oft ganze Räume für sich, und gerade diese Künstler/innen zeigen großartige Arbeiten – besonders in den Bereichen Fotografie, Druckgrafik, Zeichnung und Malerei. Die Wilden hauen ihre Bilder gekonnt schlampig an jede freie Wand, und bei den Konzeptkünstlern stimmt wieder jedes Detail der jeweiligen Inszenierung. Aber die Mischung macht’s… Trotzdem ist es erstaunlich, wie sehr sich diese Mixtur der Formen, Stile und Techniken, die beim Rundgang zu sehen sind, dermaßen stark von Jahr zu Jahr wandelt. Immerhin liegen zwischen zwei dieser Ausstellungen ja nur zwei Semester.

Terpentinduft

Wie nicht anders zu erwarten, ist der Trubel im Erdgeschoss am größten. In der ersten Etage geht es schon ruhiger zu. Man hat Gelegenheit, mit Student/innen, die in den Räumen Dienst tun ins Gespräch zu kommen. Und wer – wie Ihr sehr ergebener Berichterstatter – selbst vor vielen Jahren hier studiert hat, mag in Nostalgie schwelgen, vor allem, wenn es in einigen Klassen so intensiv nach Terpentin riecht wie früher.

[Der Rundgang 2018 geht noch bis Sonntag, 4. Februar, und ist täglich von 10:00 bis 20:00 geöffet; mit Wartezeiten bis zu einer halben Stunden am Eingang ist zu rechnen.]

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