Für uns Kinder von der Corneliusstraße war die Flora in den Fünfziger- und Sechzigerjahren weit jenseits unserer Reviergrenzen. Und wenn wir beim Sonntagsspaziergang mit den Eltern doch einmal hinkamen, dann fanden wir diese Grünanlage eher nicht so gut. Zumal es weder einen Spielplatz, noch ein Ausflugslokal gab, wo wir wenigstens eine Sinalco hätten tanken können. Und als ich in den Achtzigerjahren wieder in der Nähe wohnte, da war der Florapark beinahe so etwas wie eine No-Go-Area. Denn der Park war recht düster und Spielfeld für Dealer, Junkies, Trinker und Wohnungslose. Kurz und gut: Die Flora war trostlos. Das änderte sich ganz langsam und kaum spürbar vor ungefähr zwanzig Jahren. Die Botanik wurde besser gepflegt, ein ziemlich großer Spielplatz entstand am Südosteck, und auch einen umzäunten Hundeauslauf kam hinzu.

Die Liebenden, legendäre Marmorskulptur im Florapark - eigentlich "Adam und Eva" von Peter Breuer (Foto: Max Pixel)

Die Liebenden, legendäre Marmorskulptur im Florapark – eigentlich „Adam und Eva“ von Peter Breuer (Foto: Max Pixel)

Nach und nach eroberten die Bilker Anwohner ihre Flora zurück. Ab 2009 wurde das Gartenamt noch einmal aktiv. Ein neuer Eingang an historischer Stelle an der Bilker Allee gegenüber Florastraße wurde geschaffen; entlang der Bilker Allee wurden neue Beete eingerichtet, und die legendäre Marmorskulptur mit dem Liebespaar fand einen attraktiveren Platz. So richtig Leben in die Bude aber kam mit der Eröffnung der Florabar am Nordostende im Juni 2009. Dass der Park bis dahin nicht immer gemütlich war, hatte auch mit der direkten Nachbarschaft zum ehemaligen Güterbahnhof an der Bachstraße zu tun – hier kam man eigentlich nur vorbei, wenn man dort wohnte oder dort etwas zu erledigen hatte.

Apropos: Die Marmorskulptur heißt offiziell „Adam und Eva“ und wurde 1894 vom Bildhauer Peter Breuer für die Große Kunstausstellung geschaffen. Sie kam erst 1941 in die Flora, wurde 1942 durch Bomben schwer beschädigt und 1954 restauriert und wieder im Park aufgestellt.

Gedenkstelle für den 2008 ermordeten Hans Will im Florapark

Gedenkstelle für den 2008 ermordeten Hans Will im Florapark

Aber: So sehr sich die Situation auch besserte, zwei tragische Ereignisse brachten die Flora ins Gespräch. Im April 2007 ertrank im Westzipfel des Weihers hinter der Brücke die Inge, und am 2. August 2008 erschlugen zwei Kerle Hans Will, den Mann, den die Floraparktrinker „Professor“ nannten. Er hatte den einen damit „genervt“, er werde ihn wegen Mordes an Inge anzeigen. Da erschlugen, ertränkten und erstachen sie ihn. Noch heute erinnern ein Holzkreuz und Grabkerzen an diese schreckliche Tat. Die beiden Männer wurden zu je zehn Jahren Jugendhaft verurteilt; einer der Täter soll demnächst in den offenen Vollzug überstellt werden.

So prächtig war das Konzertgebäude im Floragarten, das 1912 abgerissen wurde (Bild: Wikimedia)

So prächtig war das Konzertgebäude im Floragarten, das 1912 abgerissen wurde (Bild: Wikimedia)

Wie prächtig der Floragarten einst war, wissen nur wenige Anwohner. Als Düsseldorf – u.a. durch die Anlage der Friedrichstadt – nach Süden erweitert wurde, trat eine Bürgerinitiative namens Verschönerungsverein auf den Plan, die verhindern wollten, dass die Stadt mit Mietskasernen zugeschmissen wurde, wie da in anderen schnell wachsenden Großstädten der Fall war. Ein Credo der Initiative lautete: Düsseldorf mit vielen Parks und Grünanlagen ausstatten. Die meisten kleineren Parks (Zoopark, Ostpark, aber auch Volksgarten) sind so entstanden. Und eben auch die Flora. Wann genau sie eröffnet wurde, ist nicht belegt. Dass er aber ausgestattet war mit einem prächtigen Palmenhaus sowie einem schicken Gartenlokal plus Musikpavillon, steht fest. Und weil die ganze Sache privat war, mussten die Bürger Eintritt zahlen. 1902 kaufte die Stadt die Anlage, und man musste nicht mehr zahlen, um hineinzukommen. Was immer die Stadtväter geritten haben mag… Kurz nach der Übernahme wurde das Palmenhaus abgerissen, und 1912 kam auch das Ende für den Biergarten und das Konzertgebäude. So entstand am Westende die große Wiese und das Grundstück, auf dem sich heute das Karl-Arnold-Haus befindet.

Google-Map: Florapark in Bilk

Google-Map: Florapark in Bilk

So richtig überfüllt ist diese nur drei Hektar große Anlage eigentlich nie. Bei schönem Wetter tummeln sich allerdings viele Familien auf dem Spielplatz, und inzwischen hat man auch die Wiese als Picknickplatz entdeckt. Reges Leben aber herrscht in der Saison ab mittags an der Florabar, zumindest wenn es nicht regnet. Und nicht wenige Anwohner haben sich wieder angewöhnt, die Flora zu durchqueren, wenn sie aus Richtung Unterbilk zur Elisabeth- oder Friedrichstadt unterwegs sind.

Ein Kommentar

  1. Der schönste Abschnitt auf dem Fußweg vom RWI4 zu den Arcaden ist definitiv der durch die Flora…