Sonntagsspaziergang auf dem Friedhof? Raus zum Nordfriedhof, obwohl kein Verwandter oder Freund dort begraben ist? Das ist keine so schlechte Idee, wie man meinen mag. Das liegt vor allem am sogenannten „Millionenhügel“ mit seinen imposanten Gräbern und Mausoleen. Die machen diesen Totenacker zu einer echten Sehenswürdigkeit der Stadt.

Google-Map: Nordfriedhof

Google-Map: Nordfriedhof

Das Bestatten ihrer Toten war und ist eine der ältesten kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Und selbst das Konzept „Friedhof“ ist mindestens 2000 Jahre alt – und eine christliche Errungenschaft, denn die ersten (zum Teil unterirdischen) Begräbnisfelder legten die Christen im römischen Reich für ihre Verstorbenen an. Logisch, dass die Gräber in früheren Zeiten immer in der Nähe der Kirchen angelegt wurden; man sie auch Kirchhöfe. Erst die rasante Urbanisierung brachte es mit sich, dass auch unabhängig von den Gotteshäusern Felder für Beerdigungen entstanden. In Düsseldorf war dies zunächst der Golzheimer Friedhof, der aber schon zu Beginn der Gründerjahre im Zuge des drastischen Bevölkerungswachstums aus allen Nähten platzte. Deshalb begann die Planung eines neuen, städtisch verwalteten Friedhofs im Jahr 1882, und 1884 wurde dann der Nordfriedhof im Niemandsland zwischen der Golzheimer Heide und den landwirtschaftlichen Bereichen südlich von Unterrath eröffnet. Und weil hier noch einige Waldstücke bestanden, hieß der Nordfriedhof zunächst „Friedhof hinter dem Tannenwäldchen“.

Nordfriedhof: Der Übersichtsplan

Nordfriedhof: Der Übersichtsplan

Der alte Teil des Nordfriedhofs liegt direkt am Haupteingang an der gewaltigen Kreuzung am Fuße der Theodor-Heuss-Brücke. Man erkennt ihn auf dem Übersichtsplan an den durchweg geschwungenen Wegen. Die Felder, die nach der zweiten und dritten Erweiterung in den Fünfziger- und Sechzigerjahren entstanden, folgen eher dem Schachbrettmuster. Weil ab 1948 die strikte Friedhofsordnung galt, finden sich hier keine so großartigen Familiengräber und -gruften mehr, sondern relativ gleichförmige Einzel- und Doppelgräber.

Auf dem Nordfriedhof sind die meisten meiner bereits verstorbenen Verwandten begraben, u.a. meine Eltern. Unweit von deren Grab gab es eine weitere Begräbnisstelle, die ich immer besucht habe. Dort lag meine erste Liebe begraben, ein Mädchen, dass im April 1967 im Alter von gerade einmal 14 Jahren gestorben ist. Die Eltern hatten einen wunderschönen Stein aus weißem Marmor setzen lassen, auf dem ein Engel dargestellt war, der sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr hatte. Leider sind über die Jahre offensichtlich alle Anverwandten gestorben, und als ich dieser Tage vorbeischaute, waren Grab und Stein geräumt.

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