… fürchtet euch nicht, Oberbürgermeister Thomas Geisel ist bei euch. Und fährt schweres Geschütz auf. In einem Gefälligkeitsinterview für die Rheinische Post nannte er das drohende Dieselfahrverbot „Enteignung„. Damit kennt er sich ja als ehemaliger Abteilungsleiter der Treuhand bestens aus. Außerdem ist er Schwabe, also voll total für das Auto, und deshalb auch Mercedesfahrer. Sein aktueller Dienstwagen ist ein riesiger Van mit Stern und natürlich Dieselmotor. Thomas Geisel ist einer von euch!

Auch wenn er mit seinem Daimler nicht zur Arbeit pendeln muss. Weil: Er wohnt ja ziemlich in der Nähe der Innenstadt. Je nachdem, welche Zielgruppe er für sich einnehmen will, lässt er sich dabei fotografieren wie er zu Fuß geht oder mit dem Rad fährt. Ob er aus freien Stücken schon einmal einen Eddy-Elektroroller benutzt hat, ist nicht überliefert. Über den ÖPNV redet er eher selten, aber irgendwie ist er auch dafür, wenn es denn grüne Wählerstimmen bringt. Ja, in Sachen Volksnähe (lateinisch: Populismus) ist er richtig groß, der kleine Mann. Kein Problem als bekennender Hertha-BSC-Fan den Fortuna-Fans seine Liebe zur Diva zu beteuern oder sich einmal quer durch die Arena radschlagend zu bewegen.

Natürlich hat der liebe Thomas jede Menge Verständnis für euch armen Arbeitnehmer, die ihr weit draußen vor den Toren der schönsten Stadt am Rhein müsst. Die ihr euch Tag für Tag mit dem dieselbetriebenen Pkw über verstopfte Straßen an den Arbeitsplatz quälen müsst. Ihr habt sein Mitgefühl. Am liebsten würde er euch alle heim in die Stadt holen, aber leider, leider wollen die Investoren keinen preiswerten Wohnraum bauen. Und gegen Investoren macht selbst so ein OB nix. Am liebsten würde er natürlich auch Schnellbahntrassen aus jedem einzelnen Vorstadtkaff bis zum Graf-Adolf-Platz bauen lassen, aber die Bahn hat sich für den RRX entschieden, der gaaaaaanz sicher Tausende Dieselfahrer aus dem Ruhrgebiet und Leverkusen von den Dieselstinkern auf die Schiene holen wird. Auch dagegen ist sogar Thomas „Manager“ Geisel machtlos.

Wütend ist euer, unser aller Oberbürgermeister vor allem, weil ihr Dieselfahrer bei einem Fahrverbot nicht mehr in die Düsseldorfer Umweltzone reindürft. Denn selbstverständlich hat jeder Pendler unabhängig von seinem Wohn- und Arbeitsort das Recht, in einem Rutsch mit seinem Karren bis in die Tiefgarage unter seinem Schreibtisch zu kutschieren. Die Schüssel beispielsweise am Südfriedhof abzustellen, um dann mit Bus oder Bahn das Büro innerhalb der Umweltzone anzusteuern, ist selbstverständlich unzumutbar. Das hat der OB klar erkannt und weiß zudem, dass die CDU an allem schuld ist. Weil die so lange nichts gegen die Dieselbetrügereien der Autoindustrie gemacht hat. Beim Thema Industrie und Betrügereien könnte der gute Thomas auch Experte sein, war er doch zwischendurch auch mal bei den Bilanzfälschungsexperten von ENRON.

Liebe Dieselpendler, ihr seht, eigentlich habt ihr nichts zu befürchten. Oberbürgermeister Thomas Geisel wird seine Hand schützend über euch halten und eure Interessen als Inhaber von mit Diesel betriebenen, massig Feinstaub verschleudernden und die Luft mit Stickoxiden verpesteten Autos mit Zähnen und Klauen verteidigen. Und wenn er sich dafür sogar mit Mutti anlegen muss. Am Ende wird Geld von Berlin nach Düsseldorf fließen, mit dem der OB dann das Defizit des Tour-de-France-Starts decken kann – einer Veranstaltung, die ja gerade Pendler davon überzeugt hat, dass es überhaupt kein Problem ist, 30 Kilometer Arbeitsweg auf dem Rad in knapp einer halben Stunde zurückzulegen.

[Die Kolumne „Post vom Rainer“ wurde inspiriert von der legendären Serie „Post von Wagner“ der B***-Zeitung, ist aber im Gegensatz dazu Satire und darf folglich alles.]

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