Neulich im Knechtstedener Busch bemerkte ich hölzerne Pfähle von gut 10 Metern Höhe im Gebüsch; bei einigen waren noch Rest von Querbalekn zu sehen oder Isolatoren an verrosteten Befestigungen. Da kam mir das schöne, alte Wort „Telegrafenmast“ in den Sinn, das man vermutlich nur aus Romanen kennt. Tatsächlich handelt es sich hierzulande – wenn überhaupt – um „Telefonmasten“, der (so Wikipedia) „oberirdisch verlegte Fernsprechleitungen trägt.“ Nun mag man meinen, so etwas Altmodisches gäbe es im modernen Deutschland nicht mehr. Stimmt aber nicht. In vielen ländlichen Regionen verläuft die Telekommunikation immer noch über oberirdische Drähte. Früher – und das ist in manchen Gegenden Europas immer noch so – wurden blanke Drähte von Mast zu Mast gespannt, heute handelt es sich um mehradrige, isolierte Kabel (sogenannte „Luftkabel“). Und über die ist sogar die hohe Signalqualität möglich, die beispielsweise für DSL gebraucht wird.

Tatsächlich ist das oberirdische Verlegen von Fernsprechleitungen in nicht urbanene Gegenden immer noch der preiswerteste und … wartungsfreundliche Weg der Versorgung mit Telekommunikation. Denn es ist nicht nur billiger, Drähte von Mast zu Mast zu spannen, sondern erzeugt bei notwendigen Reparaturen deutlich geringere Kosten als die Arbeit an unterirdischen Kabelschächten. Der Hauptunterschied zu früheren Zeiten: Mehrheitlich werden Betonpfähle verwendet, und es hängen nicht mehr bis zu fünf Querbalken mit je sechs Isolatoren daran – eben weil die Leitungen nun in Kabeln gebündelt werden. Übrigens sind sowohl Holz-, als auch Betonpfähle nach DIN-Norm standardisiert. Und in Frankreich gibt es für die rechtwinkligen Betonpfähle mit den Querrippen sogar nur einen Hersteller, an dem der Staat beteiligt ist.

Und trotzdem bleibt der Ausdruck „Telegrafenmast“ vor allem ein literarischer, der daran erinnert, wie die Drähte zirpen, wie darauf die Stare sitzen und wie sich die Gedanken und Gefühle von Menschen so über weite Strecken verbreiten.

Ein Kommentar

  1. Ja, es gibt sie noch, und die hölzernen Pfähle sind sogar ordentlich durchgezählt und mit QR-Code versehen.
    Zumindest auf einem ruhigen Stück Straße im Außenbezirk von Hochdahl, ganz in der Nähe vom AB-Kreuz Hilden.