Nach neusten Erkenntnissen gibt es zwei Triebe im Hundehirn, die nahe beinander liegen, aber deutliche Unterschiede im Verhalten nach sich ziehen: Jagdtrieb und Hetztrieb. Ohne Hetztrieb würde kein Windhund einem toten Kaninchen oder falschen Hasen hinterher rennen, der auf der Rennbahn vor ihm hergezogen wird. Typisch für diesen Trieb ist aber, dass die Töle sofort aufhört zu hetzen, wenn die „Beute“ nicht mehr zu sehen ist oder sich nicht mehr bewegt. Clooney hat definitiv einen ausgeprägten Hetztrieb. Bisher war ich der Ansicht, einen nennenswerten Jagdtrieb habe er nicht, weil er hinter Kaninchen nur so lange herläuft bis die im Gebüsch verschwinden. Aber vermutlich ist er der Ansicht „Kaninchen sind was für Mimmis“. Denn heute hat er zum ersten Mal einen richtigen großen Feldhasen gejagt. Und das war für alle Beteiligten durchaus aufregend.

Der morgendliche Hundegang führte uns heute nach Hamm. Vom Fluttor aus gehen wir dann unten an den Stränden vorbei, unter der Südbrücke hindurch und dann am Strom entlang. Momentan steht das Wasser aber so hoch, dass wir erst einmal ein ganzes Stück direkt unterm Deich entlang wandern mussten. Rechterhand liegen dort die Kappesfelder – in unterschiedlichem Zustand. Dahinter ein Hochwasserstrom, der aus einem Stück der Wiese ein Insel macht. Irgendwann führt ein Fahrweg Richtung Rhein, den wählten wir aus. Rechts ein ziemlich rottiger Wirsingacker. Clooney schnüffelte in der erste Reihe herum. Plötzlich wurde er ganz aufgeregt, stakste drei Reihen weiter ins Feld und blieb dann starr, aber leicht zitternd stehen. Eine leichte Bewegung, und ein kapitaler Hase sprang auf und gab sofort Fersengeld. Auf den Fahrweg, knapp zwei Meter an mir vorbei, Clooney ihm dicht auf den Hacken. Ab hinunter zum Fluss. Der Windhund nie weiter entfernt vom Nager als vielleicht einen Meter. Der schlägt einen scharfen Haken nach links und vergrößert den Vorsprung. Dann verschwinden beide hinter einem Gehölz rund drei-, vielleicht vierhundert Meter entfernt.

Plötzlich taucht das Gespann rechts vom Busch auf. Wieder schlägt der Hase einen Haken. Und zurück. Rund um das Wäldchen. Fast zwanzig Minuten geht die wilde Jagd. Dann sehe ich Clooney im hohen, vertrockneten Gras mit scharfem Blick auf die Büsche. Da wird seine Beute verschwunden sein. Seine Zunge hängt fast bis zum Boden, er atmet schwer. Trippelt hin und her. Aber der Hase hat sich wohl in Sicherheit gebracht. Der Windhund kann sich kaum lösen von der Stelle, an der er das Viech zuletzt gesehen hat. Auf dem Rückweg kommen wir an dem Acker vorbei, wo er seinen Renngegner aufgespürt hat. Das muss er noch einmal ganz genau inspizieren.

Stellt sich die Frage, ob jetzt sein Jagdtrien geweckt ist, also der Trieb, die Beute unbedingt zu kriegen und dann zu Tode zu schütteln (so machen Windhunde das). Oder ob die Angelegenheit auch nur wieder ein Ausdruck seines Hetztriebes war. Bisher war ich ja in der glücklichen Situation, eine Töle ohne diesen Jagdtrieb zu haben, die ich in bekanntem Freigelände jederzeit alufen lassen konnte und die selbst in größerer Entfernung durch schlichtes Handzeichen abrufbar war. Wir werden sehen…

2 Kommentare

  1. Rälfchen am

    Im falschen Revier kann das aber böse ausgehen Es gab da mal einen Jäger in Erkrath. der kannte kein „Och, der will nur spielen.“ und Du dürftest dich jetzt beim Züchter nach Clooney 2 umsehen. Denke mal, der war/ist nicht der einzige.

    • Rainer Bartel am

      Keine Sorge: Wir bewegen uns mit Clooney nicht in bejagten Gebieten.