Das hatten sich die beiden Köpfe des Düsseldorf Festivals auch anders vorgestellt: Es sollte ein rauschendes Fest zum 30-jährigen Geburtstag dieser einzigartigen Veranstaltung werden, ein besonderes Programm, aber ganz in der Tradition des Festivals. Aber dann kam Corona, und innerhalb von Tagen war klar, es würde nichts so sein wie in den letzten Jahren. Kein Theaterzelt auf dem Burgplatz, keine Bar im Theaterzelt, keine gemeinsame Mensa für die Künstler dort, kaum bespielbare Orte, an denen die Corona-Hygiene-Bedienungen einzuhalten wäre und ganz viele Künstler und Gruppen, die wegen der Pandemie nicht würden anreisen können. Dabei hat stand das Programm – wie jedes Jahr um diese Zeit – schon fast komplett. Aber, Festivalmacher*innen, die in den 30 Jahren seit dem ersten „Altstadtherbst“ schon jede Mengen Untiefen umfahren haben, sind hartnäckig. Und kreativ. Und in der Stadt allerbestens vernetzt. Mit ganz viel Kreativität und Hunderten konstruktiver Gespräche ist dann doch noch das Düsseldorf Festival 2020 entstanden.

Mit der von D.LIVE zur Verfügung gestellten Mitsubishi Electric Halle, mit einem kleinen Zelt am Burgplatz, in dem vorwiegend Düsseldorfer Künstler*innen für einzelne Zuschauer oder Paare spielen, mit Musik am Kö-Bogen II und dem traditionellen Konzert in der Johanneskirche. Zum Jubiläum hat sich das Festival-Team zumindest eine brandneue Website spendiert. Nein, es wird nichts so sein wie sonst immer. Aber, es wird wieder wunderschön werden. Dazu haben wir die beiden Macher*innen, Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, befragt.

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[1] Was fehlt euch beim Düsseldorf Festival unter Corona-Bedingungen am meisten?
Andreas Dahmen (AD): Da müssen wir nicht lange überlegen, unsere Herzkammer des Festivals, das Theaterzelt auf dem Burgplatz.
Christiane Oxenfort (CO): Uns war es aber sehr wichtig, den Burgplatz trotzdem mit Kultur zu bespielen. Daraus sind die beiden Projekte „Faces of Düsseldorf“ und „Face to Face“ entstanden. Beide Projekte setzen sich intensiv mit lokalen Persönlichkeiten und Künstlern auseinander. Beide Projekte beschwören die Gemeinschaft und die Solidarität in unserer Stadt.

[2] Wird es überhaupt irgendeine Art Feierlichkeit zum 30. Geburtstag des Festivals geben?
AD: Ja, wir werden einen kleinen Empfang am 10.9. in der Mitsubishi Electric HALLE geben, allerdings pandemiekonform, also weniger Menschen, die sich mit Abstand und Masken begegnen.

[3] Wie kam es dazu, dass das Festival die Mitsubishi Electric Halle nutzen konnte?
CO: Bei den Überlegungen, Teile unseres im Februar ja bereits fertig geplanten Programms zu retten, kam uns die Idee, D.LIVE zu fragen, ob sie eine der Düsseldorfer Hallen zur Verfügung stellen könnten. Wir sind dort auf ganz große Begeisterung gestoßen und gehen seitdem durch Höhen und Tiefen, Coronaschutzverordnungen und Lust, etwas auf die Bühne zu bringen, unendliche konstruktive Gespräche, drei Schritte vor, zwei zurück… Alles in allem erfahren wir eine ungeahnte Hilfsbereitschaft und große Professionalität seitens des kompletten Teams von D.LIVE.

[4] Weniger Produktionen, weniger Kosten, aber auch weniger Ticketeinnahmen – reißt Corona ein finanzielles Loch?
AD: Das hoffen wir natürlich nicht. Allerdings bemerken wir die zögerliche Reaktion bei manchen, es müssten schon noch einige mehr Besucher entscheiden, zum Festival zu kommen. Wir haben dem Festival einen Untertitel gegeben: Ein Festival der Gemeinschaft, der Solidarität und des Miteinanders. Das beziehen wir auf unsere Künstler, unsere Mitarbeiter und unsere Partner aber eben auch auf unser Publikum. Wir brauchen definitiv auch die Solidarität unseres Publikums mit dem Festival. Wir wollen jedenfalls alles tun für höchstmögliche Sicherheit.

[5] Und, welches ist in diesem Jahr eure Lieblingsproduktion?
CO: Das darfst du uns nicht ernsthaft fragen. Alles liegt uns am Herzen – Face to Face, weil es über 40 regionalen Künstlern die Möglichkeit zum Auftritt gibt; Möbius, weil es eine spektakuläre und unglaublich poetische Produktion der Compagnie XY auf der Grenze von Tanz und Neuem Zirkus ist; Los Aurora, weil diese jungen Musiker/Tänzer den Flamenco so berührend und powervoll neu erfinden; #Bfree vom STEGREIF.orchester, weil es die Uraufführung einer Produktion ist, die mit allen Konventionen eines klassischen Konzertprogramms bricht und es ungeheuren Spaß macht, diese 30 jungen Musiker bei ihren Improvisationen rund um Beethovens Neunter und internationaler Volksmusik zu erleben; LINA-Raül Refree, weil Linas Fado betörend schön ist und Raül Refree ihn durch seine Instrumentierung ganz neu erfindet; Matthias Brandt und Jens Thomas, weil sie uns jedes Mal umhauen, wenn sie mit ihrem intensiven Duoprogramm zum Festival kommen und – last but not least – Tabula Rasa, unsere Eigenproduktion, die sich locker mit internationalen Tanz/Neuer Zirkus-Produktionen messen lassen kann, die Künstler aber aus Düsseldorf, NRW und Berlin stammen und das choreografiert von einem der besten Hip-Hop Choreografen aus Düsseldorf, Takao Baba.

[The Düsseldorfer ist sehr stolz darauf, als Medienpartner des Düsseldorf Festivals offiziell die Produktion „Tabula Rasa“ präsentieren zu dürfen – dazu nächste Woche mehr!]

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