Wer jetzt angesichts der Naziaufmärsche am Hauptbahnhof immer noch mit den Verkehrsproblemen argumentiert – wie es die Lokalpresse, sogar die kritische – tut, hat den Knall nicht gehört. Denn diese Linie stellt das Recht auf freies Rumfahren mit Pkw, Bus und Bahn über das Recht auf Demonstrationsfreiheit. Natürlich bittet die Rheinbahn aus rein geschäftlichen Gründen um ein Demoverbot für die Dügida. Das tun die vielen Inhaber von Restaurants, Läden und Kiosken längst der Demoroute auch – mit deutlich größer Not, denn für die Menschen dort – viele von den mit Migrantionshintergrund – sind allmontäglich mindestens sechs Stunden Einnahmeausfall existenzbedrohend.

Der Sohn eines Ladenbesitzers von der Bismarckstraße schrieb gestern Abend:

Ich habe soeben mit meinem Papa telefoniert. Er hat während der Arbeit zwei Eintöpfe gekocht und die Toilette gestrichen – jetzt schaut er „Wer wird Millionär?“.

Was ausdrücken soll, dass während der Absperrphase NULL Kunden da waren. Auch da müsste jeder Demokrat noch einwenden, dass das Demonstrationsrecht über dem Recht des Einzelnen auf den störungsfreien Betrieb seines Ladens steht. Wenn das immer so gehabt würde – in den Siebziger- und Achtzigerjahren war es gang und gäbe, dass „linke“ Demonstrationen gegen Atomkraftwerke und für den Frieden nicht wie gewünscht genehmigt wurden, sondern massive Auflagen seitens der Polizei gemacht wurden. Oft mit dem Argument, eine Demo würde das Geschäft der Kaufhäuser oder der Boutiquen auf der Kö stören. Hier wird durch den Polizeipräsidenten Norbert Wesseler eindeutig mit einem anderen Maß gemessen. Und das ist ein eindeutiges Zeichen für Feigheit im Amt.

Soll sich dieser Düsseldorfer Polizepräsident doch bitte ein Beispiel an den Kollegen in Leipzig nehmen, die weitere Legida-Rundgänge mit dem Hinweis auf einen Polizeinotstand verboten haben. Spätestens am kommenden Rosenmontag besteht auch in Düsseldorf ein solcher Polizeinotstand – ganz sicher, denn an jedem Rosenmontag, wenn betrunkene Horden und Haufen gewaltbereiter Jugendlicher durch die Innenstadt marodieren, besteht Polizeinotstand. Aber inzwischen kneift Wesseler vor dem drohenden Verwaltungsgericht, das schon mehrfach nach der braunen Pfeife des RECHTSanwaltes Björn Clemens getanzt hat.

Dabei gäbe es sogar weitere Gründe für ein, sogar endgültiges Verbot dieser Aktionen, bei denen die immergleichen 30 Nazi-Hools aus der rechtsextremen Hochburg Dortmund nach Düsseldorf gekarrt werden müssen, damit die vier Händevoll hiesiger Faschos überhaupt eine lauffähige Masse erreichen. Gestern hat die Polizei ein Zelt auf dem Hbf-Vorplatz errichtet und Leibesvisitationen an den Arschlöchern durchgeführt, weil in der Vorwoche bei Stichproben in sieben Fällen Waffen bei Dügiden gefunden wurden. Gegen Rechtsgänger laufen diverse Anzeigen, weil diese Arschgeigen unterwegs migrantische Laden- und Restaurantbesitzer rassistisch beschimpft haben. Man kann auch sagen: Da marschieren keine Demonstranten, sondern Gesetzesbrecher. So wurde das braune Dreckschwein, der in der Vorwoche einem Gegendemonstranten die Nase gebrochen hat, gestern wieder fröhlich mit.

Warum, so fragen sich inzwischen die vielen, vielen Fortuna-Anhänger mit Auswärtsfahrerfahrung, wendet die Ordnungsmacht nicht dieselbenm Restriktionen gegen die Dügiden an, die sich bei Fußballspielen beinahe jedes Wochenende anwendet, ohne dass „Gefahr im Verzug“ ist? Würden bei einer Fan-Truppe regelmäßig Waffen entdeckt, käme diese Bande in kein deutsches Stadion mehr.

Das Problem heißt Wesseler. Niemand wird dem Verwaltungsjuristen mit dem wilden Bart vorwerfen, er selbst neige den Rechtsextremen zu, aber viele sind inzwischen der Ansicht, dass der neue (seit Februar 2014) Polizeipräsident Angst hat, etwas zu entscheiden, was dann vom Verwaltungsgericht zurückgewiesen würde – denn das ist ihm beim Versuch, die Dügida-Märsche räumlich einzuschränken bereits passiert. Und je mehr er kneift, desto mehr unterstützt er die Melanie Dittmer, Björn Clemens und die braune Brut in ihrem Treiben und schwächt damit seine eigene Position langfristig.

3 Kommentare

  1. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese „neue Rechte“ finanziell gut ausgestattet ist, d.h. dass die Dügiden jegliche Rechtsstreitigkeiten lange durchhalten könnten. Dies will der Polizeipräsident vermeiden, denn damit würde der Dügida ein Image-Coup gelingen. Ich glaube nämlich, dass die Eliten verdammt nervös sind, was aus diesen Aufmärschen politisch werden könnte… Daher versuchen sie diese Welle auszusitzen bis sie (sehr wahrscheinlich) abebbt.

    Dein Vergleich zu Fortuna ist vollkommen richtig. Leider haben die Fortunafans wohl nicht ähnliche Mäzene im Hintergrund…

  2. Immerhin: Der „Marsch“ am Rosenmontag findet nicht statt.
    Aber die braune Melanie ruft nun dazu auf, sich vor der Kanzlei einer Anwältin zu versammeln..
    Erfüllt sowas nicht irgendwelche Tatbestände?