Warum genau spielt man ein Heimspiel im türkisen Ausweichtrikot, wenn der Gegner in blau und weiß aufläuft? Und warum gibt es überhaupt diese komischen Ausweichtrikots? Warum stimmt man sich nicht einfach vor der Saison untereinander ab und sorgt dafür, dass jede Gegnerkonstellation passende Trikots hat? Und wenn man schon Ausweichtrikots hat, warum müssen die dann eine so hässliche Farbe haben? Nun, zumindest die letzte Frage lässt sich beantworten: Weil es eine Reminiszenz an vergangene, glorreiche Zeiten sein soll.

Eine Reminiszenz an die frühen 90er, in denen ein japanischer Druckerproduzent ein paar Trilliarden Yen an der Brehmstraße abgegeben hat, mit denen die DEG auf große Einkaufstour gegangen ist und sich eine bockstarke Mannschaft zusammengekauft hat, die für die letzten Meisterschaften gut war. Der Preis dafür war, dass die rot-gelbe Liebe diese Jahre in türkis gespielt hat, weil dies die Logofarbe des Druckerproduzenten war und ist. Preis war auch, dass nach dem Ausscheiden dieses Sponsors etliche Verträge weiterliefen, die mit genau den Yen kalkuliert worden waren, die plötzlich nicht mehr flossen, was eine bedrohliche wirtschaftliche Schieflage zur Folge hatte.

Der hohe Preis für Türkis

Man sollte diesen hohen Preis nicht ganz übergehen, wenn man sich an die glorreichen Zeiten der letzten Meisterschaften zurückerinnert. Auch wenn die türkisen Trikots, damals wie heute, bei einem Großteil der DEG-Anhänger gut anzukommen scheinen, wie man an den vielen Fans in den Umläufen sehen kann, die Hemdchen in dieser merkwürdigen Farbe spazieren tragen, so bizarr dies für den Schreiberling auch ist, wenn die Halle ansonsten, in rot-gelb gehalten ist, wie es ja auch sein sollte.

Eishockey gespielt wurde auch. Und zwar 20 Minuten lang ziemlich bis sehr schlecht, soweit die DEG betroffen ist, die doch eigentlich nach sechs Punkten aus den beiden letzten Spielen gegen die Meisterschaftskandidaten München und Mannheim mit ganz breiter Brust hätte auftreten müssen. Das tat sie aber nicht, überhaupt funktionierte im ersten Drittel kaum etwas, sodass die Gästeführung zu diesem Zeitpunkt vollkommen verdient war. Wer dachte, dass es im zweiten Drittel besser werden würde, wurde bereits in den Anfangssekunden eines Besseren belehrt. Ganze sieben Sekunden dauerte es bis zur ersten Großchance des ERC, weitere neun bis zum Gegentor. 0:2, das ist nicht unbedingt der Zwischenstand, den man sich gegen einen defensivstarken Gegner erträumt.

Descheneau im Bett

Als Weckruf erwies sich dann ausgerechnet die Werbepause zu Drittelmitte. Gab es zuvor bereits (endlich) erste ernsthafte Annäherungen an das Gästetor, wurde es nach dieser Pause von Minute zu Minute stärker. Zehn Prozent präzisere Pässe und 1zehn Prozent schnelleres und direkteres Spiel sorgten für etliche Torchancen, die größte davon für den glänzend freigespielten Jaedon Descheneau, der allein auf den starken ERC-Goalie Timo Pielmeier zufuhr, ihn sogar noch auswackelte, aber dann den Puck nicht richtig traf. Überhaupt war es Descheneaus Tag ganz gewiss nicht, worauf noch zurückzukommen sein wird.

So früh im Drittel Ingolstadt das Tor schoss, so spät gelang der DEG der zu diesem Zeitpunkt allerdings auch überfällige Anschlusstreffer: Der wieder enorm fleißige Leon Niederberger konnte einen schlampigen Pass an der gegnerischen blauen Linie abfangen, noch einen Verteidiger austanzen und den Kollegen Patrick Buzas (sprich: Bu-sasch. Das z ist ein s und das s ein sch. Isso in Ungarn!) wunderbar in Szene setzen, der die türkis-semi-schöne DEG mit einem gepflegten Handgelenksschuss endlich auf die Anzeigetafel brachte.

Nickelige Gegner

Im Schlussdrittel ging es dann eigentlich nur noch in Richtung ERC-Tor, dies begünstigt durch etliche Strafen gegen die zunehmend nickelig spielenden Gäste. Gleich die erste brachte den mittlerweile ebenfalls absolut überfälligen Ausgleich (Gogulla im Nachschuss des Nachschusses), weitere vier Strafzeiten sollten folgen. Zwei davon mehr oder weniger gleichzeitig – keine drei Minuten vor dem Ende hatte die DEG tatsächlich 80 Sekunden lang zwei Spieler mehr auf dem Eis. Herum kam dabei nichts, wenn man von zwei ziemlich identischen Barta-Schüssen absieht, die Gästekeeper Pielmeier genauso identisch halten konnte. Descheneau beteiligte sich an diesem Powerplay übrigens mit eineinhalb Stockfehlern – sein Tag war es nicht, das war hier ja schon erwähnt worden. Insgesamt 16:2 Torschüsse im dritten Drittel, aber eben kein weiteres Tor. Also Verlängerung, übrigens die elfte der DEG im 26. Saisonspiel. Gar nicht auszumalen, wie die Tabelle aussähe, wenn Unentschieden tatsächlich als solche gewertet und nicht noch zwanghaft ein Zusatzpunkt verteilt würde. Aber ich schweife ab.

Gleich die erste Scheinbesitzphase der Gäste führte zu einer Strafe gegen die DEG. Zugegeben, dass diese Strafe Descheneau traf, ist als Pointe der Story eher begrenzt originell, aber ich kann es ja auch nicht ändern. Nicht missverstehen übrigens: Das ist ein toller Spieler, dessen Vertrag ist sofort verlängern würde, wenn das zu vertretbaren Konditionen möglich ist. Aber heute hätte er wirklich besser im Bett bleiben sollen, für ihn war es einfach ein völlig gebrauchter Tag. Die gute Nachricht, dass die DEG seine zwei Minuten überstanden hat, wurde nämlich durch die schlechte Nachricht, dass es drei Sekunden, nachdem er wieder mitwirken durfte und bevor er irgendwie ins Spiel eingreifen konnte, hinter dem enorm starken Mathias Niederberger zum 2:3 eingeschlagen hat, wertlos gemacht. Game over. Mit roten oder gelben Trikots wäre das übrigens nicht passiert.

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