Empfehlung · Vermutlich gibt’s Delvos schon immer. Ganze Generationen armer Studenten liehen sich dort die Maschinen, mit denen sie die Dielenböden in den preiswerten Altbauwohnungen abschliffen. Später holten sie sich dort die schweren Bohrhämmer, die sie brauchten, um aus einer verranzten Fabrikhalle ein hippes Loft zu machen. Und nun sind sie treue Abnehmer der Spezialgeräte für den Schrebergarten, den sie gepachtet haben. Schon immer? Die Delvos-Website behauptet, es gäbe den Laden schon seit über 30 Jahren, aber vielleicht ist die Homepage auch noch auf dem Stand von 2001. Denn bei Delvos ist alles ein bisschen altmodisch. [Lesezeit ca. 4 min]

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Der Schaufensterinhalt - mild chaotisch, Delvos-Style (Foto: TD)

Der Schaufensterinhalt – mild chaotisch, Delvos-Style (Foto: TD)

Und chaotisch. Kein Wunder, der offizielle Katalog der Mietgeräte umfasst über 300 Positionen – vom Abbruchhammer über die Motorsense bis zum Zargenspanner. Und der Kram will ja auch irgendwo so untergebracht sein, dass die fachkundigen Mitarbeiter jedem seine Wunschmaschine direkt über den Tresen reichen können. Der Ton bei Delvos ist rau, aber herzlich, und die Kollegen jenseits der Theke sind zu jedem Beratungsgespräch bereit. Da wird nicht gehuddelt, da wird sorgfältig diskutiert bis der Kunde exakt das bekommt, was er wirklich braucht. Dahinter steckt das, was man früher Handwerkerehre nannte.

Ordnung ist das halbe Leben, findet auch Delvos (Foto: TD)

Ordnung ist das halbe Leben, findet auch Delvos (Foto: TD)

Hinten links haust der Chef persönlich. In einem eher dunklen, sagen wir: Büroraum hört er alles und schaltet sich ein, wenn er meint, die Beratung vorne läuft schief. Was selten der Fall ist. Bisweilen gibt er einfach nur seinen Senf dazu. Denn die Jungs dort haben alles im Griff und den Katalog weitestgehend im Kopf. Müssen sie auch, denn mit dem Computereinsatz hat man’s bei Delvos nicht so. Da für jeden Pups eine Rechnung geschrieben wird, sieht man im Fall des Falles einen der Berater im Einfingersystem etwas in einen Rechner einzutippen, von dem niemand sagen kann wie alt er ist. Und zu Papier gebracht werden die Unterlagen (mit mindestens fünf Durchlägen) von einem prähistorischen Neunnadeldrucker.

Herrlich altmodisch, eine Original-Delvos-Rechnung (Foto: TD)

Herrlich altmodisch, eine Original-Delvos-Rechnung (Foto: TD)

Es ist das Gesamtpaket, das diese Institution im Herzen Flingerns so unverzichtbar macht. Jeder Besuch wird so oder so zum Erlebnis, und dass man ohne Ergebnis in Form des passenden Geräts den Laden wieder verlässt, kommt in der Realität nicht vor. Und wenn doch: Einfach dem Chef GANZ GENAU sagen, was das ist, was man braucht, und wie man es nennt. Wetten, dass es die gewünschte Gerätschaft binnen Wochenfrist in den Katalog geschafft hat?

Hinterm Delvos-Tresen - nur für Eingeweihte (Foto: TD)

Hinterm Delvos-Tresen – nur für Eingeweihte (Foto: TD)

Verkaufen tun sie bei Delvos auch. Im Programm sind fast alle Werkzeuge und Maschinen der wichtigsten (ernstzunehmenden) Hersteller, 34 an der Zahl. Ein Tipp für Sparfüchse: Weil der Park der Mietmaschinen ständig erneuert wird, findet man bei Delvos immer wieder tolle Gebrauchtangebote. Dass die Dinger in Ordnung sind, darauf kann man sich verlassen. Generell gilt: Ist der Kunde aus irgendeinem Grund unzufrieden, wird das offen diskutiert, und wenn Kulanz möglich ist, dann findet sie statt. Das und die fairen und transparenten Mietpreise sprechen ebenfalls für diesen Dienstleister. Und natürlich findet man auch immer das passende Material zur Maschine, also Bohrspitzen, Trennscheiben, Ketten etc.

Durch Türe komen sie alle, die Delvos-Kunden (Foto: TD)

Durch Türe komen sie alle, die Delvos-Kunden (Foto: TD)

Nun ist es nicht so, dass Delvos nur arme Studenten, mehr oder weniger begabte Heimwerker und Hobbygärtner zu Kunden hätte. Im Gegenteil: Jeder halbwegs schlaue Handwerker der Stadt (und im Umland) weiß, dass er hier die Maschinen leihen kann, deren Anschaffung sich für ihn nicht lohnt, weil er sie zu selten nutzen würde. Deshalb besteht der Maschinenpark auch durchweg aus Profigeräten, die zwar manchmal ganz schön gebraucht aussehen, aber im Hause Delvos immer optimal gewartet werden. Dagegen können die Baumarktketten, die bekanntlich auch Geräte vermieten, nicht anstinken. Will sagen: Wer was braucht, was Delvos hat, sollte bitteschön auch zu Delvos gehen – nur so kann diese einzigartige Attraktion auf der Flurstraße am Leben gehalten werden.

3 Kommentare

  1. faxweiche am

    und ganz wichtig, wirklich wichtig: nach einem Besuch des obigen Ladens direkt nebenan beim Metzger ein Mittagessen einfahren, am Stehtisch. Meistens wird dort weiter fachgesimpelt!

  2. ganz genau, Faxweiche! Der Metz hat zwar eine absolut nicht stubenreine Urkunde an der Wand, zumindest noch vor ca 1/2 Jahr – so lange brauchte ich schon nix mehr von Delvos, aber das Mettbrötchen davor oder danach war und ist Institution. Wie auch Delvos selbst. Dieser Laden ist Kult. Nicht, weil es hier so schön gestrig, üppig, verschusselt und lösungsorientiert aussieht und duftet. Sondern weil hier noch echte EXPERTEN arbeiten. Aus den Gewerken, nicht aus Marketing. Und vor allem echte, manchmal muffelige, aber generell unglaublich freundliche, ehrliche Leute arbeiten, von denen man einige nach Feierabend in den nicht-hippen, sondern Flingern-tauglichen Kneipen ein Bierchen (oder zwei..) trinken sehen kann. PROSIT!

  3. Vorschlag: Lasst uns Delvos „Delphi“ nennen. Eigentlich mag ich keine von Gören oder Schwätzern erdachten Verniedlichungen. Von daher hätte ich mit Delphi auf den ersten Blick meine Schwierigkeiten. Aber es gibt eine schöne Brücke: Warum geht man zu Delvos? Weil man Rat bei einer wichtigen Entscheidung bzgl. Werkzeug braucht. Genauso befragten die alten Griechen das Orakel von Delphi, bevor man in den Krieg zog, eine Ehe schloß, oder ein Bauwerk bekann. Einziger Unterschied: Das Orakel konnte sich irren, Delvos liegt immer richtig.