Nach einer mehrstündigen, zermürbenden Prozedur, bei der das Schiff auf Reede zu liegen hatte, ließ man uns endlich an Land. Wir lagen am Kai im Industriehafen und betraten israelischen Boden. Vor uns thronte der Berg Karmel und drumherum die bunte, quirlige Stadt Haifa. Als erstes fiel uns auf, dass die Schilder der Geschäfte immer mindestens dreisprachig, oft viersprachig mit uns fremden Schriftzeichen bedruckt waren: hebräisch, arabisch, russisch und englisch. Ja, manche Läden hatten auch Preislisten auf Deutsch und Spanisch im Schaufenster. Und als wir im gleißenden Sonnenlicht durch die Straßen spazierten, hörten wir noch viel, viel mehr verschiedene Sprachen. Wenn eines sicher ist, dann das: Haifa ist tolerant und weltoffen.

Und dass palästinensische Terroristen in den Jahren 2001 und 2003 ausgerechnet diesen wunderbaren Ort für ihre menschenverachtenden Attentate ausgewählt haben und dass ausgerechnet Haifa 2006 Ziel von Raketen aus dem Südlibanon wurde und viele Menschen dabei starben, lässt sich nur dadurch erklären, dass die internationale Vielfalt und der entspannte Lebensstil den feigen Mördern ein Dorn im Auge war und ist.

Bergstation der Karmelit in Haifa (Foto: Wikimedia)

Bergstation der Karmelit in Haifa (Foto: Wikimedia)

Natürlich wollten wir auch auf den biblischen Berg Karmel sehen, den Ort des Karmeliterinnen-Klosters, am Ende des rund 30 Kilometer langen, parallel zur Mittelmeerküste verlaufenden Gebirgszugs. Nun geht es vom Hafen aus recht steil bergauf. Zum Glück gibt es die „Karmelit„, die einzige U-Bahn in ganz Israel, und die fährt durch einen Tunnel im Berg selbst nach oben. Es war nicht viel los an den modern ausgestattet Stationen. Die wurden mit Musik beschallt, und als wir an der Bergstation angekommen waren, ertönte der deutsche Schlagerhit „Dsching, dsching, Dschingis Khan“ – er hätte das in Israel erwartet. Später, etwa auf halber Höhe beim Abstieg, war uns nach einem Imbiss und natürlich kühlen Getränke zumute. Wir hatten im Umkreis von vielleicht hundert Metern die Auswahl zwischen allen Küchen dieser Erde.

Blick vom Berg Karmel auf den Hafen

Blick vom Berg Karmel auf den Hafen

Und entschieden uns für eine Falafel-Bude, hinter der es eine atemberaubende Terrasse mit Blick aufs Meer gab. Es war dann schon keine große Überraschung mehr, dass einer der Inhaber ganz gut deutsch sprach. Ach, meinte er, so ungewöhnlich sei das nicht in Haifa, dass ein Imbiss von einem Juden mit osteuropäischen Vorfahren und einem arabischen Christen geführt wird – denn das war hier der Fall. Später erfuhr ich, dass die beiden kurz danach das renommierte Restaurant „Maxim“ übernommen hatten, das 2003 bei einem Bombenanschlag völlig zerstört wurde.

Die Gärten des Bahai-Weltzentrums in Haifa (Foto: Wikimedia)

Die Gärten des Bahai-Weltzentrums in Haifa (Foto: Wikimedia)

Nächste Station waren die Gärten des Bahai-Tempels mitten in der Stadt, die eine grüne, gut 800 Meter lange Achse am Nordosthang des Berges bilden. Auch das ist kein Wunder, dass diese Religion in Haifa ihr Weltzentrum hat, denn eine Vision von Respekt und Humanität als Ausgangspunkt für sozialen Zusammenhalt und die Fortentwicklung der Menschheit bilden das Zentrum dieses Glaubens.

Google-Map: Großraum Haifa

Google-Map: Großraum Haifa

Was das alles mit Düsseldorf zu tun hat? Im Herzen sind sich die beiden Städte, die seit 1988 durch eine Städtepartnerschaft verbunden sind, sehr, sehr ähnlich in ihrer weltoffenen, toleranten Haltung gegenüber Fremden und Menschen, die im jeweiligen Ort gelandet sind. Und deshalb sei es jedem Düsseldorfer angeraten, einmal im Leben nach Haifa zu reisen, um diese spezielle Atmosphäre am eigenen Leib und an der eigenen Seele zu erleben. Übrigens gern auch als Badeurlaub, denn jenseits des Gebirges ziehen sich kilometerlang feinste Sandstrände mit allen Einrichtungen, die Touristen mögen, am Mittelmeer entlang.

[Fotos: Titel – IHA; Karmelit – Hagenk via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Bahai-Tempel – Юкатан via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Blick auf den Hafen -gemeinfrei]

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