Seien wir ehrlich: Die Überanger Mark und ihr Kollege, der Kalkumer Forst, sind vor allem eins – aut. Denn dieses riesige Waldgebiet liegt direkt in der Ein- und Ausflugschneise des Düsseldorfer Flughafens. Deshalb ist das südliche Ende auch ein beliebter Punkt für Plainspotter. Beim Anflug haben manche Maschinen kaum noch 30 Meter Höhe. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum dieser Wald unter den städtischen Forstgebieten am wenigsten bekannt ist; dies zu Unrecht, denn allein in dem Areal zwischen Rahm, Angermund, Lintorf, Kalkum und Lichtenbroich gibt es 20 Kilometer Wanderwege, 10 Kilometer Reitwege, 90 Waldbänke, 9 Schutzhütten, 2 Waldspielplätze, 2 Waldlehrpfade und 1 Trimmpfad.

Google-Map: Überanger Mark und Kalkumer Forst

Google-Map: Überanger Mark und Kalkumer Forst

Für Düsseldorfer, die in Angermund leben, sowie Duisburger aus Rahm und Bewohner von Lintorf ist die Überanger Mark jedenfalls DER Wald. Zumal es von den genannten Orten aus am einfachsten ist, einen Spaziergang oder eine Wanderung zu beginnen. Aber auch von Lichtenbroich aus kommt man am Baggersee in den Forst, und wer mit dem Auto aus Düsseldorf anreist, findet an der Kalkumer Schlossallee einen Wanderparkplatz. Wobei: Der Teil zwischen dieser Durchgangsstraße und der Lünen’schen Gasse, die aus Richtung Angermund quer von West nach Ost führt, ist nicht besonders attraktiv. Und vor allem … laut! Nicht nur wegen der Flieger über den Köpfen, sondern wegen der Bahnstrecke im Westen und der Autobahn im Osten. Außerdem nimmt das Gelände des Düsseldorfer Reit-und-Polo-Clubs gut ein Drittel der Fläche ein und ist ein Privatgrundstück, das man nicht betreten darf – außer, wenn dort die Poloturniere stattfinden. Also hält man sich besser an das östliche Ufer der Anger.

Forstkarte für die Überanger Mark und den Kalkumer Forst

Forstkarte für die Überanger Mark und den Kalkumer Forst

Dieses auch Angerbach genannte Nebenflüsschen des Rheins kommt – ähnlich wie die Düssel – aus dem Bergischen bei Wülfrath und macht kurz hinter Lintorf einen scharfen Bogen, um dann weiter nach Süden zu fließen. Dabei bildet die Anger die Westgrenze der Überanger Mark. Im Wald selbst führen beinahe schnurgerade Wege in Nord-Süd-Richtung, im Osten grenzen der Hinkesforst und die Tiefenbroicher Mark an das Gebiet – beide gehören allerdings nicht mehr zum Düsseldorfer Forstrevier Nord, das an der Kaiserswerther Straße gleich bei der A52 einen Bauhof betreibt. Geografisch ähnelt die Region den Waldgebieten im Süden der Stadt; es handelt sich also um Wälder in den ehemaligen Auen und Überschwemmungsgebieten des Uraltrheins.

Erinnerungszeichen an das KZ-Außenlager im Kalkumer Forst

Erinnerungszeichen an das KZ-Außenlager im Kalkumer Forst

Wenig bekannt und leider kaum beachtet findet sich in der Nähe der Bushaltestelle an der Kalkumer Schlossallee ein Mahnmal für die Opfer der NS-Zeit. Fünf KZ-Außenlager gab es in Düsseldorf, eines davon am Kalkumer Bahnhof. Untergebracht war hier ein Bombenräumkommando, zusammengestellt aus KZ-Insassen aus Buchenwald, die unfreiwillig ihr Leben riskieren mussten, um nach Angriffen Blindgänger zu finden und zu entschärfen und die riskantesten Aufräumarbeiten durchzuführen. Der alte Kalkumer Bahnhof an der Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg wurde 1990 als S-Bahnhaltestelle aufgegeben, den Bahnsteig und Teile der Gebäude stehen noch – einer der bekanntesten „Lost Places“ der Stadt.

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