Kaum zu glauben, dass in diesem Jahr die Jazz-Rally „erst“ zum 24. Mail stattfindet – wer den Jazz in all seinen Erscheinungsformen mag, dem wird es so vorkommen, als gäbe es dieses wunderbare Festival schon immer. Mittlerweile ist es das größte seiner Art in Europa; Fans reisen von weit her an, um Künstler zu sehen und zu hören, die nur selten so geballt zu erleben sind. Und wer die Jazz-Rally von Beginn an kennt, der ist voll von Erinnerungen an fantastische Konzerte, kleine, feine Gigs, überschäumende Stimmung und merkwürdige Erlebnisse. Und weil ein großer Teil der Musik sich umsonst und draußen abspielt, hat jeder was davon, nicht nur die eingefleischten Jazzfreunde und die Menschen, die sich eines der Highlights im Zelt auf dem Burgplatz anhören möchte.

Da war zum Beispiel der Auftritt von Nils Landgren und seiner Funk Unit Anfang der Nullerjahre. Sonntagsmorgens auf der Bühne auf dem Burgplatz – damals gab es noch kein Zelt – vor kaum mehr als 100 Zuschauern; irgendwie hatte sich sein zweiter Gig bei der damaligen Jazz-Rally nicht herumgesprochen. Natürlich spielte sich diese irrwitzige Jazz-Funk-Formation den Hintern ab, und Landgren gab dieses schwedische Volkslied zum Besten, bei dem er nach und nach seine Posaune auseinandernimmt, dann nur noch auf dem Mundstück spielt und das Instrument anschließend wieder zusammensetzt.

Info: Die 24. schauinsland reisen Jazz Rally Düsseldorf beginnt am Donnerstag, 12.05. mit einem (längst ausverkauften) Sonderkonzert von Klaus Doldinger in der Tonhalle und findet von Freitag, 13.05. bis Sonntag, 15.05. einschließlich an mehr als zwei Dutzend Spielstätten statt, wobei die Bühne auf dem Marktplatz und natürlich das Konzertzelt auf dem Burgplatz die zentralen Punkte bilden. Das Programm listet mehr als 90 Acts aus den unterschiedlichsten Ecken des Jazz – viele davon kann man kostenlos und open air in der Altstadt, überall am Rhein und an anderen Orten erleben. Ein Teil der Konzerte kostet Eintritt – mit dem legendäre Jazz Rally Button für 32 bzw. 40 Euro hat man überall freien Eintritt, außerdem gibt es Tagestickets für 24 bzw. 27 Euro. Für die Highlights gibt es Reservierungstickets für 6 Euro, die einen garantierten und beschleunigten Einlass garantieren.

Oder als dieser wahnwitzige Jazz-Trommler Charly Antolini im @Garden (heute Ufer 8) spielte und die Fans in der ersten Reihe wahlweise mit Schweißtropfen oder Splittern von Stöcken bombardiert wurden, während er – das sagte er zumindest zum Schluss – eines der längsten und besten Soli seiner Karriere über eine gefühlte halbe Stunde zelebrierte.

Man erinnert sich gern an die Menschenmassen, die regelmäßig den Pavillon vor dem Carschhaus umlagern, weil da oben engagierte Jazzer einfach nur guten Jazz spielen, um das Volk zu unterhalten. Oder die umherziehenden Brassbands, die meistens vorm Uerige steckenbleiben. Ein Konzert der Jazzkantine vor vielen Jahren, bei dem das Publikum einfach nicht mehr aufhören wollte zu tanzen. Gigs im Zelt, bei denen es drinnen so heiß wurde, dass der Schweiß der Zuhörer an der Decke kondensierte und wieder herabtropfte.

Und Doldinger, immer wieder Doldinger. Der Klaus Doldinger, der dieses Jahr unglaubliche 80 Jahre alt wurde, ohne alt geworden zu sein. Dessen Auftritte mit seiner Gruppe Passport immer zu den Höhepunkten der Jazz-Rally zählten. Wir erinnern uns an aufregende, aber auch anstrengende Gigs am Rand vom Free Jazz oder jenseits dieser Grenze, aber auch an leidenschaftliche Konzerte ganz traditioneller Dixie-Bands.

Dann die Sonderkonzerte damals im Hangar 8 am Flughafen. Jan Delay und Disco No.1, die den ganzen Flughafen gerockt haben. Überhaupt die Stars, die an der Nahtstelle zum Jazz leben und für den poppigen Teil der Jazz-Rally gesorgt haben – darunter auch Max Mutzke, Reamonn, die Fantastischen 4, Sasha, der viel zu früh verstorbene Roger Cicero oder Gentleman. Und die Größen des zeitgenössischen Jazz: Ob Marceo Parker oder Jean-Luc Ponty, Candy Dulfer oder Jan Akkerman…

Das alles sind schöne Erinnerungen, die aber auch die Gewissheit geben: Jede Jazz-Rally hat das Zeug weitere große Erinnerungen zu schaffen. Besonders dann, wenn man sich auch einmal Gigs anhört, die einem auf den ersten Blick wenig interessant vorkamen. Denn jede Jazz-Rally in Düsseldorf ist immer auch eine Entdeckungsreise. Wer als das auch einmal oder wieder erleben möchte, hat noch ein paar Stunden Zeit, unseren Düsselquiz zu lösen und einen von zwei Jazz-Rally-Buttons zu gewinnen, mit dem man überall freien Eintritt hat.

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