Es wird kein Zufall sein, dass zwei Frauen den Kunsthandel in Düsseldorf mehr geprägt haben als ihre männlichen Kollegen. Die Rede ist natürlich von Johanna Ey und Hella Nebelung. Tänzerin wollte die Hella werden, musste aber zunächst eine Ausbildung im, aus Sicht des Vaters, bürgerlichen Beruf als Gymnastiklehrerin absolvieren. Aber gleich nach dem Abschluss ging sie als Elevin ans Breslauer Opernhaus. Ihr Weg führte sie über Augsburg nach Düsseldorf, dann zur weiteren Ausbildung nach Rom und zurück. Schon 1934 begann sie, in ihrem kleinen Tanzstudio an der Prinz-Georg-Straße die Bilder zeitgenössischer Künstler auszustellen. Es war der Maler Peter Janssen, der ihr nach dem Ende des Krieges empfahl, eine Galerie zu eröffnen. Und tatsächlich fand die Galerie Nebelung ein erstes Domizil in einem halbwegs nutzbaren Bürgerhaus an der Hofgartenstraße.

Die Galerie in der Wohnung an der Hofgartenstraße

Die Galerie in der Wohnung an der Hofgartenstraße

Die Niederlage des Nazi-Regimes war besonders für Kulturschaffende, die sich unter massivem Druck durch die dunkle Zeit bewegt hatten, eine wahre Befreiung. Und weil man ab etwa 1938 kaum noch etwas davon mitbekam, wie rasant sich die bildende Kunst außerhalb Deutschlands entwickelte, war in den Jahren ab 1945 die Neugier groß. Selbst Bürger, die mit zeitgenössischer Kunst nichts am Hut hatten, strömten in die Ausstellungen – manchmal begeistert, meisten aber erschreckt von abstrakten Gemälden und dem, was bildnerisch sonst noch so präsentiert wurde. Weil aber die Galerien nicht nur – wie heute – Treffpunkte Eingeweihter Hersteller, Händler und Künstler waren, dienten sie gerade in Düsseldorf als Zentren des gesellschaftlichen Lebens. Und die Galerie Nebelung war einer der wichtigsten Fixsterne in diesem Universum. Das blieb die Galerie, die 1955 ins Ratinger Tor umzog, bis weit in die Siebzigerjahre hinein.

Frühes Ausstellungsplakat

Frühes Ausstellungsplakat

Da gab es zwei Jungs, Klassenkameraden am Leibniz-Gymnasium, die sich schon so um 1967 brennend für die Kunst interessierten und sich berufen fühlten, selbst Künstler zu werden. Ja, das gab es in den wilden und verrückten Sechzigern auch, dass sich Pubertierende mit der aktuellen Kunst auseinandersetzten. Bernd und Peter – nennen wir sie einmal so – klapperten in den Sommerferien 1968 systematisch die Düsseldorfer Museen ab, trieben sich in der Kunstakademie herum und besuchten, so sie denn eingelassen wurden, die wichtigsten Galerien. Nur um das nördliche Wachhaus des Stadttores, durch das der Verkehr aus den östliche Nachbarorten gekommen war, machten sie einen Bogen. Erstens fanden sie den Eingang zunächst nicht, und zweitens empfanden sie angesichts des Gebäudes und des Namens eine gewissen Ehrfurcht. Denn dass Hella Nebelung ein besondere Rolle in der Düsseldorfer Kunstszene spielte, das wussten sie.

Bernd war längst zum Studium an der dortigen Kunstakademie nach Hamburg gezogen als Peter etwa 1972 zum ersten Mal die Galerie Hella Nebelung im Ratinger Tor betrat. Drinnen war es dann wie in fast jeder anderen Galerie. Die Chefin persönlich, die ja im Dachgeschoss des klassizistischen Baus wohnte, war anwesend und nahm sich die Zeit, dem jungen, angehenden Kunsterzieher etwas zu den ausgestellten Bildern zu erzählen. Hella Nebelung war auf eine andere Art von der Kunst begeistert als Mutter Ey, auch hatte sie ein deutlich anderes Verhältnis zu den Künstlern, denen sie immer auf Augenhöhe begegnete. Wenig Originaltöne der Frau, die 1985 starb, sind überliefert, aber jeder, der ihr je begegnet ist, war eingenommen von der Lebensfreude und dem Charme der Galeristin, die diese Stadt geprägt hat.

[Alle Fotos entstammen diesem Beitrag über Hella Nebelung auf artcontent.de, einer Publikation des ZADIK.]

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