Fällt der Name Clara Schumann (geb. 13.09.1819 in Leipzig, gest. 20.05.1896 in Frankfurt am Main), wird er zumeist in einem Atemzug mit Robert Schumann genannt. Sie war aber alles andere als „nur“ die Ehefrau des berühmten Komponisten, oder gar ein „Anhängsel“ von ihm, dies würde ihrer Person in keiner Weise gerecht werden. Es würde hier aber gewiss jeden Rahmen sprengen, wollte man detailliert beschreiben, welches Genie sich hinter dieser bewundernswerten Frau verbarg, dies obliegt den Biografen, die sich mit ihrem Leben und Werk beschäftigt haben. Wir wollen an dieser Stelle dennoch versuchen, einen kleinen Überblick darüber zu geben, wer diese Frau war und was sie mit Düsseldorf verbindet.

Clara Wieck im Alter von 9 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Clara Wieck im Alter von 9 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Geboren wurde Clara Josephine Wieck am 13. September 1819 in Leipzig, als Tochter des Klavierpädagogen Friedrich Wieck, der schon sehr früh ihr Talent entdeckte, sie förderte, sie größtenteils auch selbst am Klavier unterrichtete und ein gefeiertes musikalisches Wunderkind aus ihr machte. Bereits mit neun Jahren gab die kleine Clara ihr erstes öffentliches Konzert und schon im Alter von 16 Jahren war sie eine bekannte Pianistin, die in ganz Europa konzertierte, immer unter den strengen Augen ihres Vaters. Auch Robert Schumann wurde von Wieck unterrichtet und lernte dadurch Clara schon im Kindesalter kennen.

Clara Wieck im Alter von 15 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Clara Wieck im Alter von 15 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Als sie 16 Jahre alt war, kamen sich die beiden näher, wovon Vater Wieck überhaupt nicht begeistert war. Er versuchte, wo immer es auch ging, Keile zwischen die Jungverliebten zu treiben und setzte alles daran, die beiden voneinander fernzuhalten. Selbstredend, dass er seine Zustimmung für eine Ehe der beiden – die seine Tochter zu diesem Zeitpunkt noch brauchte – nicht gab, die musste sich das junge Paar (erfolgreich) vor Gericht erstreiten.

Friedrich Wieck hielt Robert Schumann für einen unpassenden Ehepartner seiner Tochter, weil er keinen festen Beruf und außerdem ein Handicap an seinem rechten Mittelfinger hatte, das er für eine Art Lähmung hielt, die einer Musikerkarriere im Wege stehen würde. Nichts desto trotz wurde aus den beiden ein zunächst glückliches Paar, das sich gegenseitig förderte, Robert als Komponist und Clara als Pianistin. Sie war damals die einzige Pianistin, die (neben dem Pianisten Franz Liszt) die Beethoven-Sonaten aufführte, sie wurde von dem „Teufelsgeiger“ Niccolò Paganini bewundert und spielte vor Goethe in Weimar, um nur einige Berühmtheiten ihrer Zeit zu nennen, die ihr Können überzeugte.

LESEBETEILIGUNG: 10 EURO FÜR TD
Ihnen gefällt, was The Düsseldorfer über unsere schöne Stadt schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Sie möchten unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Kaufen Sie eine Lesebeteiligung in unserem Shop – zum Beispiel in Form von 10 Euro – und zeigen Sie damit, dass The Düsseldorfer Ihnen etwas wert ist.

Clara Schumann im Alter von 34 Jahren (Foto: Wikimedia)

Clara Schumann im Alter von 34 Jahren (Foto: Wikimedia)

Neben all den beruflichen Erfolgen nicht nur als Pianistin, sondern auch als Komponistin, wurde die Familie immer größer. 1850 wurde Schumann als Städtischer Musikdirektor nach Düsseldorf berufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Clara und Robert bereits sechs Kinder und noch weitere zwei sollten folgen. Als sie in der Stadt ankamen, galt es, eine geeignete Wohnung zu finden. Zunächst stieg das Paar mit den Kindern im Breidenbacher Hof ab und bezog dann nach nur wenigen Tagen eine Wohnung Ecke Alleestraße (heutige Heinrich-Heine-Allee) / Grabenstraße. Dort hielten sie es nur ein knappes Jahr lang aus, weil „schrecklicher Straßenlärm und Hausärger“ störten.

Auf der Kastanienallee (der heutigen Königsallee) wurde die nächste Wohnung bezogen, aber bald musste die zu diesem Zeitpunkt achtköpfige Familie schon wieder umziehen, weil das Haus verkauft werden sollte. Auch in der folgenden Wohnung auf der Herzogstraße war ihnen das Glück nicht hold, dort mussten sich die Schumanns über „furchtbare Störungen durch die Nachbarschaft“ ärgern, ebenso über Straßen- und Baulärm (das könnte heute noch genauso sein). Wieder einmal hieß es für die kinderreiche Familie, alles ein- und wieder auszupacken, wobei man schon fast von Routine sprechen könnte, bei vier Wohnungswechseln in nur zwei Jahren. Im Herbst 1852 war dann endlich das passende Domizil gefunden, nämlich in der Bilker Straße 1032, heute Nummer 15. (Von allen genannten Wohnhäusern der Familie Schumann ist dieses das einzige, welches in seiner historischen Bausubstanz noch erhalten ist.) Die Familie hatte zwei Etagen zur Verfügung: So konnte das Künstlerpaar ungestört leben und arbeiten; Schumann schuf hier seine letzten bedeutenden Werke.

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit musste sich Clara Schumann immer mehr alleine um die große Familie kümmern, denn der gesundheitliche Zustand ihres Mannes verschlechterte sich zusehends. Das Dirigentenamt überforderte ihn mehr und mehr, Clara unterstützte ihren Mann zwar bei den Probearbeiten, dennoch kam es zum Zerwürfnis mit dem Vorstand des Musikvereins, der verlangte, dass Schumann nur noch seine eigenen Werke dirigieren solle. Daraufhin gab er seine Stellung dort auf. Clara selbst konzertierte derweil erfolgreich in Düsseldorf und in den umliegenden Städten, außerdem hatte sie einen Kreis von Schülerinnen um sich, die aus verschiedenen Städten kamen, um sich von ihr unterrichten zu lassen. Auf ihren zahlreichen Konzertreisen spielte sie Werke von Beethoven, Bach und natürlich auch von ihrem Ehemann Robert, den sie später in ganz Europa bekannt machen sollte.

Clara Schumann mit fast 60 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Clara Schumann mit fast 60 Jahren (Abb.: Wikimedia)

Man weiß, dass Robert nicht immer über die Erfolge seiner Frau beglückt war, weil er oft nur eine Nebenrolle bei ihren Konzertreisen spielte, während Clara frenetisch gefeiert wurde. Aber nur so war es möglich, dass die vielfache Mutter die große Familie finanziell unterstützen und für einen angemessenen Unterhalt sorgen konnte. Tatkräftige Hilfe sollte aber im Herbst 1853 noch von ganz anderer Seite kommen, nämlich von Johannes Brahms, der als junger Mann in die Familie der Schumanns kam. Er wurde von dem Ehepaar hoch geschätzt, sowohl als Freund, als auch als Komponist. Nach einem Selbstmordversuch – Robert Schumann sprang am Rosenmontag des Jahres 1854 in Düsseldorf von einer Brücke in den Rhein, wurde jedoch gerettet und war anschließend auf eigenen Wunsch in die Nervenheilanstalt nach Bonn-Endenich gebracht worden, wo er am 29. Juli 1856 starb – wurde Johannes Brahms für Clara in dieser schweren Zeit zur unverzichtbaren Stütze: Während sie als Pianistin ihre Konzertreisen wieder aufnahm und somit weiterhin für den Unterhalt der Familie sorgen konnte, kümmerte sich Brahms um die Kinder, den großen Haushalt und besuchte Robert Schumann mehrfach in der Klinik, was Clara selbst von ärztlicher Seite aus untersagt war. Erst zwei Tage vor dem Tod von Robert Schumann, sah sich das Ehepaar ein letztes Mal.

Nach dem Tod ihres geliebten Mannes musste Clara die Dienstwohnung in der Bilker Straße verlassen und zog mit ihren Kindern in die nahegelegene Poststraße 1315 (heute Poststraße 25) um, ihre letzte Wohnung in Düsseldorf. In demselben Haus bezog auch Johannes Brahms ein Zimmer und konnte ihr so ganz nahe sein. Wie nahe sie sich waren und welches Verhältnis die beiden wirklich zueinander hatten, bleibt der Welt bis heute weitestgehend verborgen und selbst wenn sie ein „Fistanellchen“ gehabt haben sollten, ginge es die Welt auch wirklich nichts an. Denn gemeinsam beschlossen sie, den gesamten Briefwechsel bis 1858 zu vernichten, woran sich Brahms hielt, Clara jedoch nicht so ganz. Deshalb und auch aus einem undatierten Tagebucheintrag, der für ihre Kinder bestimmt war, hat die Nachwelt doch noch etwas aus erster Hand über das Verhältnis erfahren:

„ […] Wohl kann ich euch sagen, meine Kinder, daß ich nie einen Freund so liebte wie ihn – es ist das schönste Einverständnis unsrer Seelen; […] glaubt eurer Mutter, was sie euch sagt, und hört nicht kleinliche und neidische Seelen, die ihm meine Liebe und Freundschaft nicht gönnen, daher ihn anzutasten suchen oder gar unser schönes Verhältnis, das sie entweder wirklich nicht begreifen oder nicht begreifen wollen. […].“

Clara Schumann im Alter (Foto: Wikimedia)

Clara Schumann im Alter (Foto: Wikimedia)

In den folgenden Jahren begab sich Clara immer wieder regelmäßig von Oktober bis Mai auf Konzertreisen. Ihre Kinder waren derweil bei den Großeltern, Verwandten oder Freunden untergebracht. Nur im Sommer kamen alle Familienmitglieder zusammen, was wohl auch ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass Clara Schumann 1863 ein Häuschen in Lichtenthal bei Baden-Baden kaufte und sich dort in den kommenden zehn Jahren, umgeben von der Familie und zahllosen Besuchern, allen voran auch Johannes Brahms, in den Sommermonaten von den anstrengenden Wintertourneen erholen konnte. Danach zog es sie nach Berlin, wo sie mit der Editionsarbeit an der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Robert Schumanns begann. Ihre letzte Lebenszeit verbrachte Clara Schumann in Frankfurt am Main, wo sie am 20. Mai 1896 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, ein Jahr vor Johannes Brahms, mit dem sie zeitlebens befreundet blieb. Clara Schumann wurde wunschgemäß im Ehrengrab an der Seite ihres Mannes – vierzig Jahre nach dessen Tod – auf dem Alten Friedhof in Bonn, beigesetzt.

An das Leben dieser außergewöhnlichen, großen Frau des 19. Jahrhunderts, erinnern heute noch viele nach ihr benannten Schulen, weitere Institutionen, Straßen und Plätze. Und auch in Euro-Zeiten dürften sich noch Viele an ihr Konterfei auf dem guten alten „Hunni“ erinnern, den wir doch alle so gerne in der Tasche getragen haben.

Wer sich noch näher mit dem Leben des wohl berühmtesten Duos der Deutschen Romantik beschäftigen möchte, dem sei Folgendes empfohlen:
Buch: Peter Härtling, „Schumanns Schatten“, Roman dtv
Film: „Geliebte Clara“ (2008)

Kommentare sind gesperrt.