Gegenüber der ersten Folge wechseln wir dieses Mal die Rheinseite. Denn wir stellen die sechs kleinen Sandbuchten unterhalb von Hamm vor, die natürlich auch zu den Rheinstränden bei Düsseldorf gehören. Wobei ja manche Hammer Eingeborene immer noch so tun, als sei Hamm, dat Dörp, nicht Düsseldorf. Dabei wurde das Bauernkaff schon vor deutlich mehr als 600 Jahren eingemeindet. Welche Bedeutung der Ortsteil für die Stadt hat, lässt sich leicht am Kosenamen der Düsseldorfer für das Dorf ablesen: Kappeshamm, sagt man, weil hier die Landwirtschaft zuhause ist. Gut drei Viertel der Fläche von Hamm wird landwirtschaftlich genutzt. Wobei unterhalb des Rheindeichs die Übergänge zu den Ländereien der Landwirte von Volmerswerth fließend sind. In Sachen Strand bleiben wir aber nördlich der Südbrücke und damit ausschließlich auf Hammer Boden.

Südbrücke bleibt Südbrücke!

Blick vom Strand auf Hamm

Blick vom Strand auf Hamm

Apropos: Der Kardinal Frings mag ein honoriger Kleriker gewesen sein, aber mit Düsseldorf hatte er nichts zu tun, und Düsseldorf nichts mit ihm. Zumal ja unsere kleine Großstadt nicht so durchdringend katholisch ist wie das Domdorf kurz vor Bonn. Oder wie das auch ganz schön heilige Neuss. Weil dieses Neuss aber so katholisch ist und die Südbrücke uns mit diesem katholischen Traditionsstädtchen verbindet, haben die Neusser vor ein paar Jahren durchgesetzt, dass die Südbrücke in „Josef-Kardinal-Frings-Brücke“ umbenannt wurde. Manche vermuten ein Coup der Schilderindustrielobby, weil die Schilder mit diesem Namen ganz schön lang und entsprechend teuer waren, aber in Wahrheit haben sich die Düsseldorfer Stadtmütter und -väter seinerzeit einfach überrumpeln lassen.

Rheinstrand unterhalb der Kastenbrücke

Rheinstrand unterhalb der Kastenbrücke

Aber weil das alles so ist, nennen die Düsseldorfer diese archetypische Kastenbrücke, ein Unicum in der Düsseldorfer Brückenfamilie, immer noch „Südbrücke“. Und das bleibt dann bitte auch so. Über diese Brücke verläuft die Route 66 deutscher Provenienz. Die Bundesstraße 1 war – als es noch „Reichs“ und nicht „Bundes“ hieß – geplant als durchgehende Verbindung von der deutsch-belgischen Grenze bei Aachen bis nach Königsberg und darüber hinaus bis zur lettischen Grenze. Noch heute verläuft sie bis zur deutsch-polnischen Grenze wie seinerzeit angelegt.

Das Hammer Volk

Nicht vergessen: Nach dem Grillen Sachen wegräumen

Nicht vergessen: Nach dem Grillen Sachen wegräumen

Wie es Bauern so an sich haben, interessieren sich auch die Hammer Landwirte mehr fürs Wetter als für den Verlauf der Weltgeschichte. Und so waren die Hammer bis vor wenigen Jahrzehnten immer unter sich. Lediglich eine Mietshauszeile an der Grenze zum Hafen beherbergte Fremde, also Nicht-Hammer. Dann mauserten sich ein paar Eingeborene zu gewieften Immobilienfuzzis und begannen, Appartementhäuser mit Rheinblick zu bauen. Und weil auch ein paar Anwesen aufgelassen wurden, erhöhte sich der Anteil der Nicht-Hammer ab etwa 1970 deutlich. Allerdings sind wohl nirgends sonst in Düsseldorf die Zugezogenen so nahtlos in die Urgemeinde integriert wie hier.

Das hat deutliche Vorteile für das Strandleben, weil es so an den fünfeinhalb Sandbuchten unterm Dorf eher selten zu größerem Partykrach kommt. Natürlich versammeln sich an lauen Sommerabenden immer etliche Gruppen und Grüppchen zu Grill und Getränk, aber Ballermann-Feeling kommt nie auf. Und als ein Neu-Hammer vor einigen Jahren an den Rheinstrände eine größere Fete veranstalten wollten, da wussten die Hammer dies zu verhindern. Übrigens: Weil es null Schatten an den Hammer Stränden gibt, sind sie was für Braunhautfreaks (tagsüber) oder chillendes Volk (abends und nachts). Letzteres besonders deshalb, weil man von hier aus den einen oder anderen hübschen Sonnenuntergang erleben kann.

Eine saubere Sache

Das alles führt dazu, dass die Buchten hier auch nach warmen Sommerwochenden weitgehend frei von Hinterlassenschaften der Grillgemeinden bleiben. Da fällt das Zeug, das Vater Rhein nach einem Hochwasser auf den feinen Sand spült, schon unangenehmer auf. Wobei die Strände natürlich mit als erstes überspült sind, und weil es dahinter tiefer liegendes Land gibt, tauchen sie aus den Fluten auf, bevor man sie wieder trockenen Fußes erreichen kann.

Rennstrecke für Windhunde an den Hammer Stränden

Rennstrecke für Windhunde an den Hammer Stränden

Mit dem Auto sind diese hübschen, stillen Stellen leider nur sehr schlecht zu erreichen, weil man in Hamm selbst kaum je einen Parkplatz findet. Irgendwo im Dorf zu parken, ist keine gute Idee, weil die Ordnungshüterchen oft und gern Zettel verteilen. Leider ist auch der ideal gelegene Parkplatz des Kajak-Clubs Düsseldorf (KCD) für Nichtgäste tabu. Aber: Sind Gaststätte und zugehöriger Biergarten geschlossen, werden die Kanuten keinen Wagen, der halbwegs dezent abgestellt wurde, abschleppen. Und wer im ohnehin sehr schönen Biergarten des KCD einkehrt, kann seinen Pkw auch mal eine Weile dort stehen lassen.

Dafür haben es Menschen, die mit dem ÖPNV anreisen, extrem leicht, denn die Straßenbahnlinie 709 hält oben auf der Brückenrampe, sodass man nach kaum 100 Metern Fußweg am Strand ist. Weil die 709 aber einmal quer von Ost nach West durch die Stadt fährt, sind die Hammer Rheinstrände per Bahn für fast alle in der Stadt prima zu erreichen.

[Erste Folge: Düsseldorfer Rheinstrände (1): Unterm Löricker Deich]

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