Nein, von diesm Mann war im Heimatkundeunterricht in den späten Fünfzigerjahren nie die Rede. Wie ja damals von einem Dutzend Jahre nie die Rede war, um die Gefühle derjenigen nicht zu verletzen, die in jenen Jahren groß rausgekommen waren, weil sie mitgemacht hatten, und von konservativen Kräften nach dem Krieg mit Kusshand wieder an entscheidende Schaltstellen gesetzt wurden. Das alles hätte dieser Mann auch nicht nötig gehabt – den er war und blieb zeit Lebens ein Aufrechter, ohne von seinen Taten viel Aufhebens zu machen. Der Quizmaster hatte die große Freude und Ehren, diesen Mann persönlich zu treffen.

1. Wo liegt er begraben: Gerresheimer Waldfriedhof

Die Rede ist von Aloys Odenthal, einem der Männer, die im Rahmen ihrer „Aktion Rheinland“ die Stadt Düsseldorf vor der Zerstörung retteten. Gegen den Widerstand der führenden Nazis in der Stadt übergaben Odenthal und Wiedenhofen die Stadt den amerikanischen Truppen, die bei Mettmann lagen. Sie versprachen, es werde keinen militärischen Widerstand geben. Bereits Ende der Dreißigerjahre hatte sich eine Gruppe rund um Odenthal und Winkens zu klandestinen Gesprächen in Gerresheim getroffen. Winkens, der damals im Polizeipräsidium arbeitete, nutzte dann in den Apriltagen des Jahres 1945 seine dortigen Kontakte. So waren führende Polizeikräfte – unter anderem Franz Jürgens – eingebunden und unterstützten die Aktion. Noch in der Nacht zum 17. April wurden standrechtlich gefasste Todesurteile gegen die im Polizepräsidium aufgrund von Verrat aufgeflogenen Männer vollstreckt. Auf dem Schulhof der Berufsschule an der Färberstraße wurden Franz Jürgens, Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill erschossen und verscharrt. Heute findet sich eine Gedenkstätte ganz versteckt im Wohnviertel zwischen Vlatten- und Feuerbachstraße – unmittelbar an die Vorgärten der dortigen Wohnungen angrenzend.

Wer wie ich Düsseldorf liebt, sollte mindestens einmal im Jahr dort vorbeischauen, um sich daran zu erinnern, welche mutigen Männer es waren, die der schönsten Stadt viel Leid erspart haben. Noch genauer lässt sich die Geschichte dieser Taten am „Weg der Befreiung“ nachvollziehen, der die Stationen der Aktion nachzeichnet. Damit die ganze Geschichte auch in die Köpfe jüngerer Düsseldorfer kommt, haben hiesige Musiker ein Projekt gestartet, bei dem mit Musik an die Helden der Stadt verinnert werden soll. An dem Sampler, dem ein informatives Booklet beiliegen wird, beteiligen sich unter Verzicht auf jede Form von Honorar, folgende Bands un Künstler: Asmodi Bizzar, Blumio, Broilers, Cashbar Club, Converse Quartett, Die 95er, Die Krupps, Die Toten Hosen, Er France, Grischa, Hack Mack Jackson, Heavy Gummi feat. Mindixx, Honig. Jay-Jay, Kopfecho, Korsakow, Rocket to Stardom feat. Kris Kristofferson, Sol Electro, The Myers, Vibravoid, Voodoma.

In den frühen Neunzigern bin ich Aloys Odenthal, nach dem inzwischen eine Grundschule und der wichtigste Platz in seinem Heimatort Gerresheim benannt sind, zweimal begegnet, wobei wir im Rahmen der Eröffnung einer Kunstausstellung ins Gespräch kamen. Dieser feine ältere Herr, von Beruf Architekt und gläubiger Katholik, wusste wunderbar zu erzählen und legte dabei einen feinen Humor an den Tag. Er hat mich nachhaltig beeindruckt.

6 Kommentare

  1. Hajo Kendelbacher am

    Ernst Klein, Stoffeler Friedhof?

    Noch nie gehört, muss ich gestehen…

  2. jeaviapo am

    „(…) nutzte dann in den Apriltagen des Jahres 1946 seine dortigen Kontakte.“

    Das sollte dringend korrigiert werden. Oder tobte in Deinem Universum 1946 noch der Weltkrieg?