Keine Ahnung, ob die Entwicklung des wunderbaren New Fall Festivals von 2011 bis zur Insolvenz Ende 2017 für irgendetwas typisch ist. Und wenn, dann vielleicht für die milde Hybris der Veranstalter. Denn die ersten fünf Ausgaben dieses Festes für Musik fernab vom Mainstream waren in jeder Hinsicht klar, sauber und überschaubar. Die Auswahl der Künstler war perfekt, und der Robert-Schumann-Saal als Hauptspielort mehr als passend. Als Hamed Shahi vom Veranstalter SSC auf die Idee kam, ein Zwillingsfestival in Stuttgart zu inszenieren, war das der Anfang vom – zum Glück doch nicht stattgefundenen – Ende. Alles wurde größer, bunter, beliebiger, und viele Erzfreunde des New Fall Festivals fanden sich weder im Programm, noch in manchen Locations wieder. So wurde die Ausgabe 2017 in mancher Hinsicht ein Flop. Die gute Nachricht: Shahi hat’s doch wieder hingekriegt und sich auf die Wurzeln besonnen. Und deshalb legen wir das Festival, das vom 25.10. bis 28.10. läuft, unsere Leserinnen und Lesern heftig ans Herz.

Der Plan - ein dreiköpfiges Monster

Der Plan – ein dreiköpfiges Monster

Knapp zwanzig Künstler und Gruppen an sieben Orten hören und erleben können. Aus Düsseldorfer Sicht ist der unerwartete Live-Gig der ewigen Band Der Plan am Donnerstag im Weltkunstzimmer das Highlight, denn allzu oft kann man die 2003 als v4.0 wiederbelebte Truppe nicht live erleben. Und welchen Einfluss dieses Drei-Personen-Gesamtkunstwerk auf die Popmusik seit den Achtzigerjahren gehabt hat und noch hat, kann man eh nicht mehr messen.

NFF 2017: Thurston Moore samt Band im Bachsaal der Johanneskirche

NFF 2017: Thurston Moore samt Band im Bachsaal der Johanneskirche

Ebenfalls am Donnerstag – in diesem äußerst ungewöhnlichen Bachsaal in der Johanneskirche – tritt eine deutsche Band, die den Status des Geheimtipps längst hinter sich hat: Die Nerven. Das ist aufregender Rock mit klugen Texten, dem man schnell verfällt, wenn man sich darauf einlässt. Und um die Qual der Wahl auf die Spitze zu treiben, bietet das New Fall Festival am Donnerstag auch noch Scott Matthews (in der Johanneskirche) auf, einen Poeten, der schon beim allerersten Festival dabei war. Außerdem auch noch Mac DeMarco, der im Robert-Schumann-Saal alles allein macht – auch Dinge, die über die Musik hinausgehen.

Am Freitag wird’s dann bunt, das Angebot schwankt zwischen sehr jungem Skater-Rap von Yuno im PONG und dieser eigenartigen Mischung aus Elektrobeats und Melancholie des Duos Hundreds. An diesem Abend kommt auch das me + all hotel ins Spiel, wo Twit One aus Köln ein wenig Underground zelebriert. Der popNRW Abend im Weltkunstzimmer mit Goldroger, International Music und Moglii rundet den Tag ab.

New Fall Festival 2018: Die Künstler

New Fall Festival 2018: Die Künstler

Im Robert-Schumann-Saal gibt es mit Ibeyi am Samstag eine weltmusikalische Delikatesse, eine popgerechte Interpretation der westafrikanischen Yoruba-Kultur. Außerdem darf man sich auf den unvergleichlichen Bernd Begemann (me + all hotel) freuen, den Hamburger Dichter und Sänger, der unbeirrbar seinen Weg geht. Das kulturaffine Unternehmen sipgate ist Gastgeber für ein einzigartiges Erlebnis: authentische Tuareg-Musik von Tamikrest. Die Düsseldorfer Band Honig ist dann noch Gastgeber für Kollegen in der Johanneskirche. Am Sonntag ist das New Fall Festival dann mit zwei Events im Capitol Club zu Gast. Bernd Begemann moderiert eine Live-Aufführung des beliebten Kinder-Musicals „Unter meinem Bett„. Mit Drangsal und Lea Porcelain sind dann am Abend zwei Acts aus deutschen Landen am Start, die einerseits schwer angesagt, aber noch nicht wirklich zu populär sind.

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