Unerwartet, aber wahr: Die Zentralbibliothek der Stadtbüchereien in Düsseldorf ist zu einem Ort geworden, an dem sich vor allem junges Publikum zum Lernen trifft. Es wird gearbeitet – allein oder in Grüppchen, Menschen aller nur möglichen Hautfarben und Religionen im friedlichen Arbeitsmodus. Die vorwiegend – mit Rücksicht auf andere – meist geflüsterte Sprache ist Deutsch.

Die Düsseldorfer Zentralbibliothek liegt verkehrsgünstig. Und mitten im wirklichen Leben. Man verlässt den Trubel des Hauptbahnhofs im rückwärtigen Bereich und überquert den Berta-von-Suttner Platz, auf dem es von merkwürdigen Gestalten nur so wimmelt. Unweit des Eingangs zur Zentralbibliothek auf den gemauerten Steinbänken der Wasserlandschaft befindet sich der Stammplatz einer Gruppe von Trinkern, bei denen es immer wieder zu lautstarken – gelegentlich auch handfesten – Auseinandersetzungen kommt. Aber, die großzügig angelegten und teilweise überdachten Sitzgelegenheiten sind auch ein idealer Treffpunkt für Jung und Alt aller Nationen. Man plaudert, man macht Geschäfte.

Mit dem Betreten des Eingangsbereichs allerdings, den sich die Zentralbibliothek und Volkshochschule teilen, verändert sich die Stimmung allerdings schlagartig. Es kehrt Ruhe ein. Hier wird ganz offensichtlich gearbeitet. An Tischen und in Leseecken sind kleine Grüppchen im Gespräch vertieft. Häufig sind es nur zwei Personen, gelegentlich liegen Bücher oder Schreibutensilien auf dem Tisch. Man spricht leise – mit Rücksicht auf andere.

Die Zentralbibliothek ist zu einem Ort des Lernens geworden, dem die Einrichtung der Räumlichkeiten Rechnung trägt. Im Erdgeschoss befindet sich zwei große Ruheräume, die Klassen- oder Seminarräumen ähneln – an den Tischen allerdings meist Erwachsene, viele von ihnen am Laptop, daneben aufgeschlagene Bücher, Stifte und Papier.

Lesen kann müde machen...

Lesen kann müde machen…

Lernen macht müde, und die Stille tut ihr Übriges. Der eine oder andere nutzt die Gunst der Stunde für ein Schläfchen. Im oberen Geschoss geht es etwas lebhafter zu. Auch hier sind zwischen den Regalen, entlang der Fenster oder einfach mitten im Raum Arbeitsplätze eingerichtet, die Raum für Gruppen von vier bis zehn Personen bieten. Aber auch hier wird gearbeitet – in vorwiegend rücksichtsvoller Lautstärke. Es geht um mathematische Themen, Medizin oder Biologie. An einem anderen Tisch wird die Rolle von Mephisto in Goethes Faust diskutiert. Wieder andere studieren Sprachen. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppen sind in der Regel jung. Sie sind bunt gemischt, was Hautfarbe, Religion und Geschlecht betrifft.

Eine Mitarbeiterin der Stadtbibliothek erklärt mit Stolz: „Ja, das Image der verstaubten Bücherei trifft zumindest auf unsere Bibliothek nicht zu. Wir haben regelmäßig Veranstaltungen zu verschiedensten Themen. Einmal im Monat findet ein Sprachcafé statt, wo Ausländer sich mit Deutschen unterhalten können, Tipps und praktische Hilfen bekommen. Wir haben jede Menge Computerarbeitsplätze,“ sie lacht, „und sogar so etwas wie eine Playstation!“ Im Klartext: Gerade die Zentralbibliothek hinterm Hauptbahnhof ist schon lange nicht mehr nur ein Ort zum Ausleihen von Medien, sondern ein Platz für alle, die in Ruhe lesen, lernen und studieren wollen.

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