Diese Nachricht überraschte selbst Insider: Im Ausschuss für die Gebietsreform 2022 des NRW-Landtags haben sich die Vertreter der Regierungskoalition und der CDU-Fraktion auf eine Neuordnung der Gemeinden rund um die Landeshauptstadt verständigt. Danach werden zum 1. Juni 2022 die bisher selbstständigen Gemeinden Neuss, Ratingen, Erkrath und Hilden sowie Teile von Langenfeld nach Düsseldorf eingemeindet. Die Stadt Meerbusch wird aufgelöst; Büderich kommt zu Düsseldorf, die anderen Ortsteile werden Krefeld zugeschlagen. Außerdem werden Teile des Duisburger Südens sowie Gebiete rund um Haan/Gruiten und St.Peter/Zons ebenfalls zu Düsseldorf Stadtgebiet. Nach aktuellem Stand der Einwohnerzahlen wird Düsseldorf in etwas mehr als fünf Jahren also eine Millionenstadt.

Zieht man die Entwicklung der vergangenen Jahre in Betracht, dürfte „Neu-Düsseldorf“ auf insgesamt rund 1,08 Millionen Bewohner kommen und damit Köln übertreffen, das aktuell bei knapp 1,06 Millionen liegt. Gleichzeitig würde die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt auf Platz 4 der bevölkerungsreichsten Großstädte der Bundesrepublik springen. Da die Domstadt bereits alle umgebenden Gemeinden geschluckt hat, besteht für Köln keine Möglichkeit zu kontern. Dazu Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Es war nicht unser Ziel, Köln zu überflügeln, sondern die wirtschaftliche Kraft des Großraums Düsseldorf zu bündeln.“ Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Neidisch sind immer nur die Kölner.“

Besonders umstritten: die Eingemeindung von Neuss, gegen die sich Stadt und Bevölkerung seit vielen Jahrzehnten wehren. Umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet Ex-OB Herbert Napp war, der die Gesetzesvorlage unterstützte. Sein Kommentar: „Wenn schon en Nüsser Jong die Fortuna trainiert, dann ist es an der Zeit, dass die beiden schönsten Städte am Rhein sich zusammentun.“ Dem Vernehmen nach werden vor allem die Schützen der beiden Städte eng kooperieren.

Nach dem Bekanntwerden der Pläne kam es in Meerbusch zu massiven Protesten wütender Bürger. „Eine Mauer muss her“, skandierten rund 120 gut gekleideter Demonstranten vor dem Büdericher Rathaus. Freude dagegen in Osterrath und Lank, deren Einwohner sich nie damit abgefunden hatten, Teil der Retortenstadt Meerbusch zu sein. In Ratingen blieben Reaktionen sowohl von offizieller, als auch von Seiten der Bewohner gänzlich aus. Ähnlich sah es gestern in Hilden aus, während die Stadtverwaltung von Erkrath Hunderte besorgter Anrufer registrierte. Im Fall von Langenfeld ist noch nicht völlig geklärt, welche Teile zu Düsseldorf kommen und ob Leverkusen der Rest zugeschlagen wird.

Auch offizielle Stellen der Stadt Köln und insbesondere OBin Reker blieben noch stumm. Der Kölner Stadtanzeiger, der einst mit einem hämischen Artikel über die Ernennung Düsseldorfs zur Landeshauptstadt die Erzrivalität zwischen den beiden Großstädten auslöste, ignorierte die Neuigkeit ganz, und auch der in Köln beheimatete WDR verschwieg den Beschluss des Landtagsausschusses. Nun muss der Landtag die Vorlage mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen zum Gesetz machen, damit die Vorbereitungen zur Umstrukturierung konkret in Angriff genommen werden können.

13 Kommentare

    • Bernd Dieter am

      Das könnte Düsseldorf gefallen Wird es aber NIEEE geben Ratingen und Düsseldorf da müßte Düssel Dorf erst mal ältere Stadtrechte haben als Ratingen .

  1. Ich wusste es.. der Erkrather Bürgermeister, der bis kurz vor der Wahl in Unterbach (und damit Alt-Düsseldorf) gewohnt hat, ist quasi als 5. Kolonne der Landeshauptstadt unterwegs gewesen.
    Kein Wunder, dass der dem Ganzen zustimmt.
    Das waren noch Zeiten in den 70ern, als die halbe Stadt öffentlich gegen die Eingemeindung demonstriert hat..

    😉

  2. Bösinghoven wurde in dem Artikel nicht erwähnt. Das hat schon seinen Grund. Bereits seit einiger Zeit fährt hier ein Bus der Rheinbahn mit der Aufschrift „Land Bösinghoven“. Das ist visionär und der Zukunft etwas vorgegriffen, aber noch geheime Pläne der Bösinghovener Bürgerversammlung lauten dahingehend, die Unabhängigkeit vom Rest Deutschlands und der EU zu erklären. Der sogenannte „Böxit“.

  3. Der südliche Vorort wird garantiert zurückschlagen und sich Bergisch Gladbach, Bonn, Siegburg, Hürth, Brühl, Leverkusen und Dormagen einverleiben. Nur Bergheim wollense nit haben, aus bekannten Gründen…

    • Günther A. Classen am

      @ Armin,

      das kann „der südliche Vorort“ alles haben und behalten incl. der einschlägigen Braurechte für sein niederohmiges Erfrischungsgetränk.
      Eine Weiterführung oder gar Wiederholung der Auseinandersetzungen zu Worringen anno 1288 – am 5. Juchuh, also nicht direkt am 1. April – ist daher aus Sicht der Landeshauptstadt nicht vonnöten.

  4. Ich habe, als ich den Artikel gelesen habe, direkt gedacht, das kann nur ein Scherz sein und als ich das Datum gesehen habe, war es direkt klar. Es wäre auch zu schön, um wahr zu sein.

  5. Andreas B. am

    Eine Eingemeinung wird es wohl nicht geben, hier werden die Erkrather, Hildener sowie Ratingener noch mitsprechen. Zu Düsseldorf zu gehören gleicht einem Arbmutsstatus.

    • Rainer Bartel am

      Achten Sie mal auf das Veröffentlichungsdatum des Beitrags, bitte ;–)))

  6. G. Glowienka am

    Es ist schade das so was entschieden wirt ohne die Menschen zu fragen .Das hat mit Demokratie nichts zu tun . Ich als Bürger der Stadt möchte das nicht dann wirt alles sehr teuer Beispiel Autoversicherung und die Müllabfuhr und vieles mehr. Es macht keine Freude mehr in Deutschland zu leben. Ich vielleicht eine Wut im Bauch. Die Politiker sollen sich schämen. Die Politiker wollen nur mehr Geld haben . Es ist traurig was hier abgeht.