Als ich mein allererstes Fußballspiel auf dem TuRU-Platz sah…

Lesestück · Es war ein fester Termin in unserem Familienjahreskalender: das Pfingstturnier auf dem TuRU-Platz an der Färberstraße. Zu Fuß waren es nur ein paar Minuten, denn wir wohnten bis 1962 auf der Corneliusstraße. Und mein Vater war ein großer Fußballfreund; aus biografischen Gründen kein Fan eines speziellen Vereins, obwohl der Fortuna schon einigermaßen zugetan. Wer die Herren neben und hinter meinem Bruder und mir sind, ist nicht überliefert. Durch die Beschriftung des Fotos ist jedoch gesichert, dass wir beiden Jungs auf der Tribüne sitzen, die es ja immer noch gibt. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit habe ich mein allererstes Fußballspiel bei dieser Gelegenheit zu Pfingsten 1957 gesehen. [Lesezeit ca. 3 min]

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Da war ich viereinhalb Jahre alt. An das Turnier in jenem Jahr erinnere ich mich nicht wirklich. Dafür aber an die Turniere späterer Jahre, besonders ab 1960. Damals gab es noch einen Eingang zum TuRU-Stadion von der Oberbilker Allee aus, also da entlang, wo heute LiDL einen Markt hat. Soweit ich mich erinnere, fanden die Spiele immer vor einem ziemlich großen Publikum statt – die Tribüne war regelmäßig vollbesetzt. Die Idee hinter dem Turnier lautete: Völkerverständigung. Also lud man immer Jugendmannschaften aus ganz Europa, auch aus dem Ostblock und, ja, auch aus der DDR – die man damals noch „Ostzone“ nannte – ein.

Schaukasten mit Wimpeln im TuRU-Vereinsheim (Foto: TD)

Schaukasten mit Wimpeln im TuRU-Vereinsheim (Foto: TD)

Ein immer wieder gern genommener Witz war es, jedes Mal, wenn oben auf dem Bahndamm hinter den nördlichen Stehplätzen ein Zug vorbeikam, zu sagen: „Guck mal, da kommt Lok Leipzig.“ Ansonsten erinnere ich mich aus irgendeinem Grund besonders an die Italiener vom AC Lecco (auch dazu gab es einen Witz…) und die Schotten von Drumchapel. Im Vereinsheim der TuRU hängen zwei Bilderrahmen mit den Wimpeln dieser und anderer Clubs. Denn der Austausch dieser Wimpel gehörte zum festen Ritual vor jedem Anpfiff.

Gespielt wurde mit vollem Ernst und großem Ehrgeiz. Nach allem, was ich weiß, handelte es sich um A-Jugendliche, also Burschen unter 19 Jahren. Besonders intensiv angefeuert wurde natürlich das jeweilige TuRU-Team. Aber bei jedem Turnier entwickelte sich eine Mannschaft zu den Lieblingen der Zuschauer – ganz unabhängig von deren Leistung und deren Abschneiden. Natürlich erinnere ich mich nicht an einzelne Partien oder gar den Ausgang eines der Turniere.

Noch ein Schaukasten mit Wimpeln im TuRU-Vereinsheim (Foto: TD)

Noch ein Schaukasten mit Wimpeln im TuRU-Vereinsheim (Foto: TD)

Dafür habe ich die Bilder vom Stadion, von der Stimmung und dem ganzen Drum und Dran fest im Kopf. Und dann natürlich die heiße Wurst… Der Favorit in Sachen Imbiss war damals nämlich noch die heißgemachte Bockwurst im Brötchen; die klassische „Stadionwurst“ kam erst später auf. Mit unserem Vater verbrachten wir mehr als einmal den ganzen Tag beim Turnier: vom ersten Spiel am späten Vormittag bis zur letzten Begegnung gegen Abend, die natürlich vor Einbruch der Dunkelheit beendet sein musste, weil der TuRU-Platz keine Flutlichtanlage hatte.

In späteren Jahren, dann ohne meinen Vater, der im Juni 1967 mit nur 43 Jahren starb, ging ich hin und wieder zu Pfingsten ins TuRU-Stadion. Irgendwann gegen Ende der Sechzigerjahre gewann, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, sogar einmal die Fortuna den Pokal. Das TuRU-Pfingstturnier gibt es leider schon lange nicht mehr, und ich vermisse es immer noch sehr. Leider konnte ich um umfangreichen Fotoarchiv meines Vaters keine weitere Aufnahmen rund um das Turier finden.

Ein Kommentar

  1. G. Matthes am

    Jetzt muss ich einmal ein herzliches Danke Schoen fuer all die interessanten und auch fuer mich erinnerungs reichen Berichte loswerden. Jahrgang 48,bin ich in der Karl-Schurz-Str aufgewachsen und in der Färber-Str. zur Schule gegangen. Obwohl schon frueh Fortuna Fan und regelmaessiger Rheinstadion Besucher, habe ich auch den Turu Platz oft Sonntag vormittags zu den Jugendspielen besucht. Da ich seit 20 Jahren in den USA lebe, freue ich mich ueber die gemeinsamen Erinnerungen. Insbesondere ueber Fortuna und auch der Altstadt, zu der ich eine besondere Beziehung hatte, da mein Vater als Vertreter der Koenig Brauerei fuer die Altstadt zuständig war und er mich oft mitgenommen hat.