Eigentlich müsste man angesichts des traurigen Niedergangs einer großen Düsseldorfer Altbiermarke sehr weit ausholen und die Entwicklung der Haus- und Privatbrauereien ab den Siebzigerjahren ausbreiten. Jedenfalls war Frankenheim dank seiner diversen bunten Marketing-Aktivitäten in der schönsten Stadt am Rhein über rund 40 Jahre allgegenwärtig. Dank der fröhlichen Kreativität von Peter Frankenheim wurde seine Firma zwischenzeitlich zur größten Altbierbrauerei Düsseldorfs. Vermutlich kennt auch jeder, der in den letzten fünfzig Jahren hier war den goldenen Falken auf dunklem Grund, der auch heute noch die Flasche mit dem Inhalt, der sich Frankenheim Alt nennt, ziert. Doch, ein Düsseldorfer Altbier ist das nicht mehr.

Frankenheims dreirädriger Lieferwagen - ein Museumsstück

Frankenheims dreirädriger Lieferwagen – ein Museumsstück (Quelle: Wikimedia – siehe Bildnachweis)

So richtig groß geworden ist Frankenheim in der Zeit, in der der Altbiermarkt wuchs, weil einige Brauereien a) größere Betriebe außerhalb der Stadt errichteten und b) neue Märkte im Umland (bergisches Land, Ruhrgebiet, Ostwestfalen) erschlossen. Das betraf aber zunächst nicht die alteingesessenen Brauhäuser, zu denen bis Ende der Sechzigerjahre auch Frankenheim zu zählen war, sondern die Bierfabriken von Hannen, Diebels, Gatz und Schlösser. Auch die Hirschbrauerei mit ihrem legendären Düssel-Alt und die Dieterich-Brauerei hätten das Zeug zu derartigem Wachstum gehabt, aber Fehlentscheidungen, Management-Probleme und Familiengeschichten machten es bei denen unmöglich.

Immer ein Highlight des Sommerbrauchtums: Das Frankenheim-Zelt auf der Großen Kirmes

Immer ein Highlight des Sommerbrauchtums: Das Frankenheim-Zelt auf der Großen Kirmes (Foto: Frankenheim)

Als es bei den Großen abging, dämmerten die traditionellen Hausbrauereien noch im Schlaf der Zurückgebliebenen dahin; zu denen zählten neben Frankenheim mit seiner Hausbrauerei an der Wielandstraße in Pempelfort eben auch Uerige, Füchschen und Schumacher. Während die drei Letztgenannten noch bis fast in die Neunziger pennten, regte sich durch Peter Frankenheim bei dem Unternehmen, das seinen Namen trägt, eine Menge. Die Idee war, den Falken überall in der Stadt sichtbar zu machen, was nach Meinung des Chefs und seiner fachkundigen Mitarbeiter vor allem durch Sponsoring möglich sein würde. Außerdem, das war den Marketing-Magiern bei Frankenheim klar, müsse man sich heftig ans Winter- und Sommerbrauchtum klemmen.

Einer der vielen Sponsoring-Dinge der Brauerei: Die Frankenheim-Halle des Jugend-Box-Zentrums am Flinger Broich

Einer der vielen Sponsoring-Dinge der Brauerei: Die Frankenheim-Halle des Jugend-Box-Zentrums am Flinger Broich (Foto: TD)

So wurde beispielsweise das Frankenheim-Zelt auf der Großen Kirmes vor allem durch sein außergewöhnliches Programm und die dadurch heiße Stimmung schnell zu einem Mittelpunkt des Volksfestes auf den Rheinwiesen. Gezielt wurden Vereinskneipen übernommen und Sportclubs durch kleinere und größere Aktivitäten unterstützt. Das alles begleitet von einem für damalige Zeiten ungewöhnlich stringenten Corporate-Design-Programm. Während die meisten anderen Brauereien, die Gaststätten in Düsseldorf verpachteten, wenig mehr als eine Leuchtreklame über der Tür sowie Brauereibierdeckel und Skatblöcke vorsahen, bekamen die Wirte von Frankenheim-Kneipen gleich einen ganzen Katalog an Dingen, mit denen sie den goldenen Falken auf blauem Grund sichtbar machen konnten.

Das Frankenheim am Zoo gibt es seit fast 60 Jahren

Das Frankenheim am Zoo gibt es seit fast 60 Jahren (Foto: TD)

Und heute? Nicht wenige erfahrene Altbiertrinker der Stadt sagen: „Frankenheim us dä Fläsch? Schmeckt nit mie.“ Dabei hat sich nach Aussagen der Privatbrauerei Frankenheim am Rezept seit der Gründung 1873 nichts geändert. Und wenn man sich mal das Vergnügen macht, in einem der 16 Brauereiausschänke zwischen Velbert im Osten, Kaarst im Westen, Essen im Norden und Grevenbroich im Süden oder einer der immer noch vielen Kneipen ein paar Frankenheim vom Fass zu genießen, wird man feststellen: Schmeckt immer noch! Gebraut wird ja schon lange nicht mehr in Düsseldorf. Weil es in Pempelfort keine Möglichkeit gab das Brauereigelände (Das Humboldt-Gymnasium, so geht ein alter Scherz, sei das einzige Gymnasium mit eigener Brauerei gewesen – denn die Schule grenzt unmittelbar ans Frankenkeim-Grundstück) zu erweitern, eröffnete man 1991 in Holzheim eine neue, moderne Braustätte – die aber Ende 2008 schon wieder geschlossen wurde.

Der Frankenheim Treff in der Arena...

Der Frankenheim Treff in der Arena… (Foto: TD)

2005 verkaufte Peter Frankenheim eine Mehrheitsbeteiligung an die Warsteiner-Gruppe, und heute wird Frankenheim Alt sowie das Mixgetränk Blu nur noch in Warstein gebraut. In diesem Zusammenhang kam es auch dazu, dass Frankenheim das Alt in der Arena wurde und es ab 2003 zur Zusammenarbeit zwischen Frankenheim und der glorreichen Fortuna kam, die im Herbst 2019 verlängert wurde. Nun war der goldene Falke in der F95-Spielstätte zuhause, und bei vielen Heimspielen gab es besondere Aktionen für die Zuschauer. Der Versuch von 2010 eine Blockfahne zu sponsern, ging allerdings gehörig in die Hose: Nur zweimal fand man Fans, die bereit waren, das große Banner, das in einem Wettbewerb entstanden war, über ihre Köpfe zu ziehen. Außerdem wuchs die Kritik an der Qualität des Bieres an den Ausschankstellen in der Arena, wobei die Probleme wohl mehr mit der Betreuung durch Aramark zu tun hatten als mit dem Geschmack des braunen Saftes an sich.

Die äußerst kurzlebige Frankenheim-Blockfahne für die Fortuna

Die äußerst kurzlebige Frankenheim-Blockfahne für die Fortuna (Foto: TD)

Eine der größten Attraktionen, an denen Frankenheim über viele Jahre einen entscheidenden Anteil hatte, war aber das sommerliche Open-Air-Kino, das es 1994 zum ersten Mal auf dem Burgplatz gab und das aufgrund von Anwohnerprotesten bald in den Rheinpark umziehen musste. Über viele Jahre kannte ganz Düsseldorf diese Veranstaltung als Frankenheim-Open-Air-Kino, aber dieses Sponsoring wurde mit der Saison 2016 beendet. Und seit Beginn der Saison 2019/20 ist nun Schumacher das Alt in der Arena und nicht mehr Frankenheim. So schwindet die enorme Sichtbarkeit der Traditionsmarke in ihrer Heimatstadt immer mehr. Immerhin gibt es das Stammhaus an der Wielandstraße immer noch, und Kenner wissen, dass es dort immer noch ein leckeres Alt vom Fass und allerlei Leckereien gibt, die man fernab des Altstadtrummels genießen kann.

[Bildnachweis – Titelbild: by grossplastiken.de; Frankenheim-Zelt: by Frankenheim; Lieferwagen: Detectandpreserve via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0]

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