Nicht dass wir uns vertun: In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es zwei Lichtspielhäuser am Carlsplatz (der damals noch Karlplatz hieß): die Karlplatz-Lichtspiele im Haus Nr. 18 und eben die Kurbelkiste im Bunker am Westende des Marktes. Ersteres war schon vor dem Krieg ein Kino, aber die Kurbelkiste konnten erst ab 1950 Filme gezeigt werden. Der reguläre Kinobetrieb aber begann dann nach der Übernahme durch Bernd und Rosel Königsfeld. Und endete schon 1968 wieder nachdem dem Betreiberehepaar klar wurde, dass eine Sanierung mit vernünftigem Aufwand nicht mehr zu machen sein würde. Der letzte Film namens „Nudes of the World“ steht dabei schon beinahe stellvertretend für das Programm in der Kurbelkiste wie ich es wahrgenommen habe.

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Und weil ich (Jahrgang 1952) einfach zu jung war für die Ab-18-Filme, hatte die Kurbelkiste für mich immer etwas besonders Anziehendes. Nicht vergessen: Wir reden von der Zeit vor der Porno-Welle, die ab Anfang der Siebzigerjahre mit der Eröffnung der PAM-Kinos begann und später in Düsseldorf drei oder vier Pornokinos mit sich brachte. Schaut man sich an, was es zwischen etwa 1963 und 1973 an „Schmuddelfilmen“ in deutschen Kinos gab, findet man im Wesentlichen Pseudo-Dokumentarfilme, in denen auf die eine oder andere Weise nackte Frauen zu sehen waren, und Abenteuerfilme, in denen Frauen in die Hände von bösen Männern fallen, die ihnen teilweise die Kleider vom Leib reißen. Nach heutigen Maßstäben handelte es sich nicht einmal um das, was man „Soft-Porno“ nennt. Das kam später in die PAM-Kinos und mit Kloppern wie „Unterm Dirndl wird gejodelt“ in die normalen Lichtspieltheater.

Kurbelkiste-Saal, der "Schlauch" (Foto: Die Filmwoche 23/1955)

Kurbelkiste-Saal, der „Schlauch“ (Foto: Die Filmwoche 23/1955)

Die Kurbelkiste war natürlich ein kleines Kino. In dem Schlauch von nur 3,50 Metern Breite und rund 20 Metern Länge fanden knapp hundert Zuschauer Platz. Um den Bunker überhaupt nutzbar zu machen, mussten Eingänge und Notausgänge erst einmal in die meterdicken Betonwände gesprengt werden. Es heißt, die Sprengungen hätten Schäden an den alten Häusern in der Nähe verursacht. Ab dem Winter 1950/51 gab es eine nicht sehr große Neonreklame über dem nach Norden angelegten Haupteingang, sodass praktisch nur filmverrückte Düsseldorfer wussten, dass hier ein Kino existierte. 1956 wurden dann in der Nähe des Eingangs mehrere Vitrinen für die Plakate der laufenden Filme errichtet. Und genau diese Vitrinen mit den Plakaten, auf denen dann die Darstellerinnen der erwähnten Filme zu sehen waren, gefielen uns zwölf-, dreizehnjährigen Jungs so gut, dass wir immer wieder mal am Carlsplatz vorbeischauten.

Während früher der gut sechs Meter hohe Belüftungsbau, an dessen Seite sich der Zugang zum Bunker befand, quasi das Wahrzeichen des Carlsplatzes war, fällt er seit der Neugestaltung des Marktes 1998 und dem Bau der Gastronomien am Westende kaum noch ins Auge. Die weitläufigen Bunkeranlagen, die sich unter dem gesamten Marktplatz hinziehen sind bis heute unangetastet. Gegen Ende der Neunziger schlug die FDP vor, aus dem Bunker eine Tiefgarage zu machen. 2007 nahm der damalige OB Joachim Erwin den Vorschlag auf, 2009 dann noch einmal sein Nachfolger Dirk Elbers. 2011 ging der bekannte Gastronom Frank Engel mit der Idee an die Öffentlichkeit, die immer noch vorhandenen Räume im Untergrund des Carlsplatzes wieder nutzbar zu machen, allerdings eher als Club mit Live-Musik. Und seitdem hört man nichts mehr von dem Bunker, der einmal ein Kino war.

[Hinweis: Die meisten Daten und Fakten stammen aus dem immer wieder empfehlenswerten Standardwerk der Düsseldorfer Kinogeschichte namens „Vom Tanzsaal zum Filmtheater“ von Sabine Lenk.]

Ein Kommentar

  1. Der Eingang hinunter zur ‚Kurbelkiste‘ war hinter dem Müllwagen (auf dem Foto).

    Sonntagmorgens um 11:00 wöchentlich die Frühvorstellung.