Die gute Nachricht: Die wundervolle Fortuna aus Düsseldorf hat den hässlichen Retortenclub aus dem Domdorf besiegt. Die zweite gute Nachricht: Fortuna Düsseldorf gewinnt im Spiel gegen einen Mitbewerber um den Abstieg und sichert sich so drei lebenswichtige Punkte. Beide Aspekte schwangen gestern während der Partie der Rheinmetropolen ständig mit, und vielleicht war es das, was der Feindschaft der Fans ein wenig die Schärfe nahm – denn den Kölner ging es ja in Sachen Abstiegsgefahr genauso wie F95. Kein Wunder also, dass sich das Spiel anfühlte wie ein echter Fight um den Klassenerhalt.

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Es wurde gekloppt, gehalten, gezerrt, gehauen und getreten, besonders von den Äff-Zehlern, die mehr als doppelt so oft vom ordentlich leitenden Schiri Jablonski für ihr rohes Spiel bestraft wurden. Der hatte beschlossen, möglichst viel laufen zu lassen, was die Domhanseln als Aufforderung verstanden, häufig überhart zur Sache zu gehen. Die F95-Kicker werden zu tun haben ihre blauen Flecken zu zählen. Außerdem muss das spielerische Niveau als eher mäßig bezeichnet werden. Das belegen abenteuerliche Fehlpassquoten auf beiden Seiten und die geringe Zahl an Torschüssen und der daraus resultierende Mangel an Torchancen.

Zwei Teams mit beschränkten Mitteln

Und wenn man die Sache objektiv betrachtet, war es die Begegnung zweier Teams mit beschränkten Mitteln. Vielleicht war die von Funkel, Kleine und Bellinghausen bestimmte Startaufstellung sogar klug gewählt. Als die bekannt wurde, bezeichnete einer der Experten im 41er diese als „maximal feige“, und so richtig konnte sich niemand den Griff zu dieser extrem defensiven Formation erklären. Da sollte Rouwen Hennings als einzige Spitze vor dem gegnerischen Sechzehner rumwühlen, da gab Erik Thommy den einzigen Stürmer (außer Zimmer, dazu gleich mehr), und als Kreativer im Mittelfeld war Alfredo Morales gesetzt – Alfredo Morales! Und auch Käpt’n Fink, für den in der 67. Minute als fünfter Verteidiger Andre Hoffmann kam, muss man ja nun nicht als „Spielmacher“ etikettieren.

Immerhin hatte Thommy, der mit weitem Abstand und erneut Spieler des Tages war, mit Jean Zimmer einen Gegenpart, mit dem er gern mal die Seiten tauschen und die Kölner verwirren konnte. Zweiter Spieler des Tages, und das wird die ewigen Bodzek-Nörgler ärgern, war Adam Bodzek in seiner Lieblingsrolle als Abräumer vor der Viererkette, der aber aufgrund der kölschen Harmlosigkeit oft Zeit und Raum hatte, zweite Bälle zu erobern und die Fortuna so in der Offensive zu halten. Apropos: In der Innenverteidigung lag die Hauptlast auf den Schultern von Kasim Adams, der sich zum Glück auch nur zwei, drei Zappler erlaubte, von denen einer aber gern auch zu einer Bude für die Domdörfler hätte führen können. Kaan Ayhan nutze nämlich die kölsche Harmlosigkeit dazu, immer mal wieder mit nach vorne zu gehen, um so Überzahl in des Gegners Hälfte zu erzeugen.

Harmloser Gegner

Außen waren wie meistens Matthias Zimmermann und Niko Gießelmann – der Mann mit der Startelfgarantie – tätig und fielen dabei nicht negativ auf, also, Zimmermann. Gießelmann erlaubte sich nämlich sehr früh einen Fehler, der beinahe zur Führung für den designierten Absteiger aus Leverkusen-Südwest geführt hätte. Dass Zack Steffen trotzdem zu keiner einzigen Parade gezwungen wurde, lag an der nun schon mehrfach erwähnten Harmlosigkeit der Kontrahenten. Eigentlich sah der Angriffsspiel ganz gefällig aus, weil sie schnelle und trickreiche Leute haben, aber so richtig dicke Chancen schauen dabei nicht heraus.

Umwabert wurde das Derby von medialer, von der Polizei angeheizten Panikmache, was den Umgang der Fans miteinander anging. Obwohl es in der Nacht zuvor in Flingern, ähem, Begegnungen zwischen Anhänger des Äff-Zeh und verteidigungsbereiten Fortunen gegeben hatte und sich rund 200 Kölner entschlossen hatten, am Bilker Bahnhof auszusteigen, fand der durch derbe Sprüche der diversen Buben befeuerte Krieg nicht statt. Aus Sicht mancher Journalisten muss man sagen: Die erhofften Krawalle blieben aus. Sicher, der Marsch der F95-Ultras von der Kastanie zum Stadion sah ein wenig martialisch aus, aber die Sache war mit der Ordnungsmacht abgesprochen und verlief ordnungsgemäß. Sicher, in der Arena beschimpfte man sich von Süd nach Nordost nach Kräften, und gezündelt wurde auch. Aber letztlich bleiben von den Aktivitäten der Fans nur zwei Dinge in Erinnerung:

Kreativ, großartig, anspruchsvoll: die Choreo der Ultras

Die grandiose, künstlerisch wertvolle, eindrucksvolle und anspruchsvolle Choreo der Fortuna-Ultras und die oft alle F95-Bereiche der Tribünen ergreifenden Anfeuerungen. Es war laut in der Arena, und es waren wieder einmal die Fortuna-Liebhaber, die unabhängig von dem, was ihre Jungs tatsächlich auf den Rasen brachten, bereit waren, zu schreien, zu singen und zu klatschen. Diese bedingungslose Unterstützung der eigenen Mannschaft könnte sich zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor rund um den Klassenerhalt und den Pokalsieg mausern. Pokalsieg? Ja, Pokalsieg. Denn später wurden die Partien des Achtelfinales im DFB-Pokalwettbewerb ausgelost, und die glückliche Fortuna zog mit dem 1. FC Kaiserslautern eine Mannschaft, die bis zum Hals im Abstiegskampf der dritten Liga steckt. Und weil zwei Klassen zwischen den Vereinen liegen, wurde den Lauterern das Heimrecht zugesprochen, sodass wir alle am 4. oder 5. Februar 2020 zum Betzenberg werden reisen müssen.

Wo die Düsseldorfer hinter ihrer Mannschaft standen wie eine Frau und ein Mann, taten die Kölner, was Kölner eben so tun: Sie beschimpften ihr Team, hatten verbal die Schnauze voll und verfielen nach dem 2:0 in dumpfes Brüten. Überhaupt: Selten wurden die Unterschiede zwischen diesen beiden Städten so deutlich wie gestern. Hier Kreativität und Solidarität, dort einfallslose Banner und 08/15-Pyroshow sowie Aggressivität. Die Fans des Äff-Zeh entblödeten sich nicht einmal, ein Banner aufzuhängen, in dem sie einen „Fightclub seit 1948“ bewarben und damit eigentlich alle Vorurteile gegen sich selbst bestätigten – mehr gegnerische Blödheit war selten in der Arena. Und in dieser Melange aus Selbstbesoffenheit und völliger Humorlosigkeit dümpelnd gehören die Anhänger des 1. FC Köln (um ein einziges Mal das offizielle Pseudonym für dieses Konstrukt zu nennen) nicht in die erste Bundesliga.

Hübsch neblige Atmosphäre

Immerhin sorgten der Rauch, der zur fortunistischen Choreo gehörte, und der Qualm der Bengalos für eine hübsch neblige Atmosphäre in der Arena mit den bunten Sitzen, die bis auf zwei Sicherheitsstreifen pickpackevoll war. Das links und rechts der gern sinnlos randalierenden Äff-Zeh-Freunde Platz freiblieb, hat auch damit zu tun, dass diese gern mal brennende und harte Gegenstände sowie Fäkalien auf friedfertige Zuschauer werfen. So viel zu den Umständen des Spiels, das gebetsmühlenartig als Derby bezeichnet wurde. Man kann schon froh sein, dass keine Schreib- oder Sprechpuppe auf die Idee kam, die Partie „El Classico“ zu nennen…

Der Spielfilm ist schnell erzählt. Nachdem der Kölner seine Chance nach einem Fehler von Gießelmann hatte, bekam Hennings einen Ball passgenau auf die Birne, traf aber um ein paar Zentimeter neben den Pfosten. Zwischendurch produzierte der begeisternde Thommy eine scharfe Bogenlampe, die um ein Haar den hässlichen Äff-Zeh-Keeper nassgemacht hätte. Bis dahin hatten die Fortunen dem Gegner durch beherztes, aber faires Zweikämpfen den ersten Zahn gezogen – bis zur 35. Minuten gewann die Schützlinge von Funkel & Co. mehr als Zweidrittel der Zweikämpfe! Und dann brennen dem gröbsten Grobmotoriker unter den grobmotorischen Äff-Zeh-Defensivkräften die Sensoren durch, und er fußfegt ohne Not Morales, der sich in den Sechzehner geschmuggelt hatte.

1:0 trotz Einheitsbrei

Den berechtigten Strafstoß versenkte Hennings in der 38. Minute mit ein bisschen Massel, weil der Rotbart im Äff-Zeh-Kasten beinahe dran gewesen wäre. „Das 1:0,“ so würden es Spochtrepochter ausdrücken, „zu diesem Zeitpunkt geht alles in allem in Ordnung.“ Denn überlegen war die Fortuna nicht, nur aufmerksamer und kampfstärker. Spielerisch wurde der hier schon mehrfach erwähnte Einheitsbrei gekocht, der ohne den Fleiß und den Mut von Erik Thommy noch fader geschmeckt hätte als sonst. Auch wenn Morales das Zentrum gut kontrollierte, merkte man ihm sein Defensiv-Gen deutlich an – Spielgestalter war der nicht.

Nach dem isotonischen Pausengetränk versuchten die Äff-Zehler mehr offensive Wucht zu entwickeln und rannten an – übrigens mit ebenso wenig Kreativität wie die Fortunen. Das sah teilweise gefährlich aus. Aber alles, was ernsthaft hätte gefährlich werden können, wurde von den Herren in Weiß entschärft. Dabei gab es eine große Schwäche: Zu oft landeten die abgewehrten Bälle im Halbfeld beim Gegner. Bis auf eine Ausnahme, die von brillanter Schönheit war: Anstatt die Pille einfach rauszuhauen, schneidert Ayhan mit dem Außenrist einen weiten, hohen Pass in die Spitze auf den heranrasenden Thommy. Der nimmt das Ei nicht nur perfekt an, sondern umspielt einen Gegner, um anschließend den kölschen Tormann abzukochen: 2:0 in der 62. Minute!

Berechtigtes Kompliment an die Mannschaft

Damit war der Fisch schon geschuppt und der Äff-Zeh für eine Viertelstunde völlig aus dem Leim. Die Lethargie des Trainerdarstellers auf deren Bank übertrug sich 1:1 auf seine Kicker. Erst kurz vor knapp reagierte er und wechselte gleich zwei zusätzliche Stürmer ein. Aber es sah nie danach aus, als könnten die Kölner ernsthaft einen Anschlusstreffer, geschweige denn den Ausgleich erzielen. Im Gegenteil: Zimmer und vor allem Hennings hatten das 3:0 quasi auf dem Schlappen. Es muss uns nicht interessieren, aber der 1. FC hat offensichtlich ein Trainerproblem, während unsere Coaches selbst mit überraschenden und auf den ersten Blick untauglichen Aufstellungen erfolgreich sind – da ist es richtig, wenn der faltige Friedhelm seiner Mannschaft das übliche Kompliment schenkt, denn es waren auch gestern die Spieler mit dem Rückhalt durch die Fans, die gewonnen haben.

4 Kommentare

  1. Liebe Freundinnen, Liebe Freunde der Fortuna95, Lieber Rainer!

    Vorab mein letzten SIEG gegen „die“ war 1979 live im Pokalendspiel. Dieses Gefühl ist einfach nur SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN.

    Habt ihr das auch gehört was diese ( habe kein Wort dafür. Ich möchte Ziegen wie Böcke beleidigen.) 🙁

    „Düsseldorfer Judenpack“ aus ca.5000 domsängern
    Schämt euch komplett ihr ko:lnerinnen und ko:lner und das als Domstadt.

    • Ups Tippfehler
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      ( habe kein Wort dafür. Ich möchte Ziegen wie Böcke nicht beleidigen.)
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    • Jens Jablinski am

      Bei aller notwendigen Abgrenzung von diesen Jefööööhl. Natürlich sind sie fast alle feige Gullydeckelwerfer, aber so üble antisemitische Scheiße, wäre jedem aufgefallen. Nein, „sie“ haben uns als Nachkommen des horizontalen Gewerbes bezeichnet, was wir ja auch lautstark genauso antworteten. Ich finde, wir sollten ein wenig aufpassen, was wir hier unterstellen. Die kommen zwar aus der völlig falschen Stadt, aber solch ein schlimmer Vorwurf ist absurd und unnötig. Bitte daher nochmal genau bei youtube verifizieren, denn das ist gut hörbar.

    • Rainer Bartel am

      Nein, haben wir nicht gehört, und keines der zahlreichen Videos von Zuschauern belegen dieses Gerücht.