Offiziell waren es rund 10.000 Fortuna-Fans, die an diesem heißen Samstagnachmittag zum Flinger Broich gekommen waren; rund 4.500 davon hatten auch eine Eintrittskarte für das Testspiel gegen den AC Florenz erworben – immerhin Tabellenachter der italienischen Serie A der abgelaufenen Saison. Wer noch eine Karte für die Haupttribüne des Paul-Janes-Stadions ergattert hatte, war fein raus, der Rest musste sich mit der glühenden Sonne herumschlagen, denn die Stehrängen sind – ausgenommen der Süd – leider schattenlos. Als dann am Bierwagen hinter der Ost Mitte der ersten Halbzeit auch noch das Wasser ausging, kamen einige Zuschauer an ihre Grenzen. Erstaunlich, wie frisch dagegen die Spieler beider Mannschaften aus den Duschen der antiken Umkleiden kamen. Das nach einem Unentschieden, das mindestens gerecht war.

Dodi und Dodi

Bierstand auf dem Fan-Fest

Bierstand auf dem Fan-Fest

Wobei ein Fan witzelte: Das wird schwer im Rückspiel, da wird das Weiterkommen in der Europa League ganz, ganz schwer. Natürlich waren die Leistungen beider Teams nicht leicht einzuschätzen. In den ersten zwanzig Minuten waren die Florentiner deutlich überlegen und spielten sich zwei klare Chancen heraus, während die Fortuna noch auf der Suche nach dem Einstieg war. Dann vertändelte der Spieler, den wir der Einfachheit halber nur Dodi nennen wollen, mit einem missglückten Zaubertrick in der eigenen Hälfte der Ball, zwei Defensivkollegen standen falsch und, schwupps, war das Ding in Wolfs Hütte. Derselbe Dodi hatte kurz darauf eine tolle Gelegenheit, die er aber nicht versenken konnte. Ab der 30. Minuten waren die Herren in den schicken, blauen Ausweichtrikots dann drin in der Partie und fanden zu ihrem Spielplan.

Das Team aus der Toskana war in Ballnähe immer deutlich in Überzahl; bisweilen standen fünf von ihnen rund um den ballführenden Fortunen. Da konnte nur eines helfen: Mit Risiko gespielte, weite Diagonalpässe. Und genau aus einer solchen Aktion entstand dann der Ausgleich für die glorreiche Fortuna. Eine solcher Pass landete bei Raman, der auf Dodi ablegte, der wiederum fein flankte, und der neue Knipser Duksch netzte ein. Nach der Pause war das F95-Team dann phasenweise sogar überlegen – vielleicht auch, weil die Florentiner nicht ein einziges Mal (Torwart ausgenommen) wechselten, während Trainer Funkel gezielt tauschte, um ein ganz anderes System auszuprobieren. Nun gab es mit Duksch und Hennings eine Doppelspitze, und die Glimmer-Twins Raman und Dodi wurden durch Lovren und Zimmerman ersetzt.

Neues System

Möglichst lange im Schatten bleiben

Möglichst lange im Schatten bleiben

Gleichzeitig kam links hinten Contento in die Mannschaft, der sich genau wie sein Vorgänger Gießelmann immer wieder in den Angriff einschaltete. Das tat auch Zimmer das ganze Spiel über – immer sehr fleißig und engagiert, aber auch mit nicht wenigen Fehlern. Die Innenverteidigung mit Ayhan und Bormuth stand meistens sicher und zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sie serienweise Schüsse der Gäste abblockten. Spannend wird die Entwicklung im Mittelfeld; die Kombination aus Sobottka und Stöger sah gut aus, wobei Stöger in Sachen Kreativität das Niveau des nach Gladbach verschickten Neuhaus erreichen kann. Morales wusste anfangs zu überzeugen, war laufstark und defensiv sicher, nahm sein Engagement im weiteren Verkauf aber spürbar zurück.

Wie gesagt: Niemand wird letztlich beurteilen können, was dieses Remis wirklich wert war und ob es irgendwelche Rückschlüsse auf das Leben der Fortuna in der ersten Liga zulässt. Die Einschätzung der meisten Zuschauer war positiv; oft hörte man Sätze wie „Da müssen wir uns wohl keine Sorgen machen“ oder gar „Mit dem Abstieg wird diese Mannschaft nichts zu tun haben“. Einig waren sich die Fans, dass die Ergebnisse der ersten drei Punktspiele das Drehbuch für den Rest der Saison vorgeben könnten.

Eine Art Familienfeier

Der F95-Stand vor dem NLZ-Neubau

Der F95-Stand vor dem NLZ-Neubau

Eindeutiger Sieger des Tages aber war wohl das tags zuvor präsentierte Ausweichtrikot, ein schlichtes blaues Leibchen mit prägnanter Rückennummer, das Scharen von Fortuna-Freunden im Fan-Shop erwarben und gleich trugen. Überhaupt: Zählt man zusammen, wie viele F95-Anhänger eines der drei neuen Saisontrikots in der Hitze spazieren führten, kann sich die Merchandising-Abteilung die Hände reiben. Ansonsten war der Tag eine Art Familienfeier, die aus unerfindlichen Gründen mit dem Marketing-Schwampf „Check-in“ betitelt war.

Auf dem staubigen Gelände hinter dem NLZ-Neubau gab es die üblichen Stände mit Kinderbespaßung und Volksbelustigung – während ein einsamer Bauarbeiter im Schweiße seines Angesichts schuftete, suchten die Besucher immer wieder den Schatten und drängten sich unter den Dächern der Bierstände eng zusammen. Besonders nett war es nach dem Spiel oben rund um die Bar95, wo es die legendären Zwote-Bratwürste und frisches Bier gab. Wie früher kamen Spieler und Offizielle vorbei und ließen es sich nehmen, mit dem einen oder anderen Fan rumzublödeln – allen voran Robert Palikuca, der nicht müde wurde, von den Stunden auf dem Platz in Zagreb zu schwärmen, denn er war am Tag des WM-Finales genau dort.

Ein Kommentar

  1. EINFACH SUPER, das was in NÜRNBERG abgegangen ist, beide waren schon vor dem ANPFIFF aufgestiegen, aber das wir nach einem 2:0 für NÜRNBERG noch das SPIEL gedreht haben war schon ECHT SENSATIONELL.

    Gruß der FORTUNAUWE