Aus windhundrenntechnischen Gründen konnte Ihr Ergebener gestern nicht Bericht aus dem Rheinstadion erstatten (Ja, ja, ich weiß: Rheinstadion gibt’s nicht mehr; aber was mit „Arena“ mag ich nicht tippen im Zusammenhang mit meiner Fortuna…). Also bat er Freunde, ihn auf dem Laufenden zu halten. Also saß er an der Bahn des Windhundrennvereins Dreiländereck in Stolberg und zückte alle paar Minuten das Smartphone um die Meldungen entgegenzunehmen. Und die begannen mit „Axel in Startaufstellung. Leider.“ Dann, dass „Ales Fieber“ lief und die Blindenreporter geehrt wurden. Danach war Ihr Ergebener dann durch die Rennerei seines Sloughi-Kerls namens Clooney erheblich abgelenkt und kam erst wieder mit „Gedenken an Meyer-Vorfelder“ wieder rein und in dem Zusammenhang mit einem: Oh, stimmt ja, Trollinger hat den Abgang gemacht. Kurz zurückgeblättert und erfahren, dass der Herr Liendl nicht mehr im Kader vorrätig ist. Da stehen die Zeichen beim Alpenmaradönnchen also auf Abschied, und man mag dem hochbegabten Kicker wünschen, dass er sein Talent nicht weiter mit dummer Rumtwitterei und Selbststilisierung als ML10 vergeudet – außer so lange er bei der Konkurrenz in Liga 2 wirkt.

Um 13:07 Uhr hieß es dann lapidar „Fehlpassorgie“ und wenig später „Wolfgang Böse holt den Ball“. Oha, dachte Ihr Ergebner, muss das spannend sein, und widmete sich wieder dem Hundesport und den netten Leuten, die Samstag für Samstag mit ihren Rennkötern bei Familie Gillet auflaufen. Aus der Entfernung von rund 90 Kilometern roch es stark nach einem 0:0 zur Pause, aber als Ihr Dingens gegen 13:50 aufs Handy guckte, stand’s 1:2. Vorab gab es laut Liveticker Eckenschießen mit Axel und Chancen für verschiedene Speiler. Das 0:1 hat ein gewisser Grifo für die Breisgäule geknipst, aber unser superschneller Herr Bolly hat umgehend den Ausgleich besorgt. Überhaupt: Ein weiterer Freund, der später einen telefonischen Bericht einreichte, schwärmte in den höchsten Tönen von unserem Rennpferd, dass der sich prima durchgesetzt habe und ständig richtig gestanden und gelaufen sei. Hach, wär das schön, wenn der gute Mann mal verletzungsfrei bliebe und über eine ganze Saison zeigen könnte, was in ihm steckt. Man sagte Ihrem Ergebenen aus verschiedenen Quellen, dass der erneute Treffer der SCFler weitestgehend aufs Konto des Herrn rensing ging. Der habe – ganz gegen seine linienklebende Gewohnheit zu weit vor der Hütte gestanden und sei also überlupft worden. Außerdem sei es scheiße gewesen, wie dumm die Defensive auf diesen Konto hereingefallen sei.

Später kam die Meldung rein „Arschlochkinder erkennt man am Deutschlandtrikot“ und „Jetzt sind die Tornetze rot-weiß“ – was immer Letzteres bedeuten mochte. Plötzlich hieß es „Elfmeter für die Fortuna“. Sararer sei gefoult worden und trete selbst an. „Erwartet verschossen“. Okay, dachte der Ihrige, jetzt kriegense mal n Elfer, und dann ist der Liendl nicht mehr da, der ja der sicherste Schütze ist. Irgendwie läuft wieder was schief bei der Fortuna… Jedenfalls sollen die Profis in Rot anschließend heftig und mit großer kämpferischer Moral gegen das Breisgaubollwerk angerannt sein. Es soll sogar hübsche Spielzüge gegeben haben, aber eben kein Tor. Da hat es wohl einen Lattenknaller von Herrn Haggui gegeben, und auch der Herr Ya Konan habe das Aluminium getroffen. So blieb es bei der zweiten Heimniederlage.

Und trotzdem: Einer derjenigen, die sich oft am stärksten über das Versagen der Herren da unten aufregt, war telefonisch dann doch ziemlich angetan. Vor allem vom Herrn Sobottka, der wohl Auslöser für den zunehmenden Druck in Hälfte Zwo war. Dieser Beobachter fällte aber auch sehr derbe Urteile über die Herren Strohdiek, Haggui und vor allem Bodzek sowie – aber das tut er immer – über den Herrn Schauerte. Alles in allem, so sein anschließendes Urteil, das später ein weiterer Co-Fan bestätigte, sei es ein gutes Spiel der Fortuna gewesen, das Hoffnung macht. Es müsse allerdings noch heftig an der Aufstellung gefeilt und an vielen Stellen Feintuning vorgenommen werden. An der Stelle fiel es Ihrem Ergebenen ein, was so falsch läuft: Wenn zu jeder Saison ein kompletter Neustart veranstaltet wird, wird es in jeder Saison lange Schwäche- und Niederlagenserien geben, weil eben ein neu zusammengekoofter Kader erstmal zum Team gemacht werden muss. Und wenn man ganz am Ende des Transferfensters noch Spieler abgibt, dann ist bei der Planung in jedem Fall was schiefgelaufen. Was aber der Schieflauf an sich ist: Dass es der Fortuna nie, nie, nie gelingt, die eigenen Talente aufzubauen, zu fördern und zu fordern und langfristig zu integrieren und zu binden. Wenn sich das nicht ändert, werden auch die nächsten Jahre mit einer Katastrophenhin- und/oder -rückrunde verlaufen, und die glorreiche Fortuna zur grauen Maus im Liga-2-Mittelfeld degenerieren.

Bleibt nur noch anzumerken, dass die Ultras der Fortuna momentan offensichtlich eine Rennaissance durchmachen. Nach dem tollen Support beim Pokalspiel in Essen zauberten die Jungs und Mädchen eine südtribünenüberspannende Choreo zum 120 Geburtstag, die bundesweit für Aufsehen sorgte. Chapeau, UD & Co. – und danke für euer Engagement!

[Foto geklaut bei Sandra Drljaca – livedown photography]

4 Kommentare

  1. Treffend analysiert. Ergänzen möchte ich noch, dass ich von Ya Konan in der Szene seines Lattenkrachers mehr erwarten muss. Bei seiner Erfahrung muss man das Ding überlegt rein machen und nicht wie ein Bubi volle Oma auf den Ball dreschen. Er hat die letzten 2 Jahre kaum getroffen, das ist in der 2. Liga kaum einfacher. Ich habe jedenfalls nicht laut Hurra geschrien bei seiner Verpflichtung. Was die Jugend betrifft, muss ich leider auch zustimmen, man sieht es ja bei Bebou. Ich rechne damit, dass er geht und woanders groß raus kommt. Zum kotzen. Wieder schwere Zeiten für gebürtige Fortuna Fans 🙁

  2. Michael V. am

    Hallo
    Unsere Ultras und Ihre Choreos sind einfach nicht zu schlagen. Es war einfach nur GEIL!!!!!
    Beim nächsten Mal bist du aber wieder in der 41 – notfalls mit Hund.
    Was die Leistung unserer Jungs angeht, kann man nur sagen wenn sie so weitermachen braucht einem wirklich nicht bange zu werden.
    95 OLE!!!

  3. Eine äußerst unglückliche Niederlage. Ich sehe mich bestätigt, dass es dieses Jahr auf eine Platzierung von acht bis zehn hinauslaufen wird. Schlimmer aber, dass Julian Koch sich offenbar schwer verletzt hat. Der Junge hat das Zeug zum Führungsspieler. Ganz schwach dagegen Adam Bodzek; er dürfte fürs erste nicht mehr zur Stammelf gehören. Ein Wort noch zu Michael Rensing: Er ist ein sympathischer Kerl und ein solider Torwart. Mehr aber nicht und schon gar kein Matchwinner. Wie schon beim Gegentor in Heidenheim kommt der Schuss von weit außen, Rensing streckt er sich vergeblich, und der Ball landet oben im langen Eck. Diesmal nur von der anderen Seite. Ein längerer Torwart, so wie Unnerstall, hätte zumindest die Kirsche am Samstag geplückt …