Manchmal sagt Trainer Friedhelm Funkel ja doch die Wahrheit. Gestern konstatierte er, dass sein Team „die klar bessere Mannschaft“ war. Auch wenn die Herren in Weiß gleich serienweise Chancen versiebten – sie hätten mehr als nur ein Unentschieden verdient. Aber sie hatten ja vor ein paar Wochen auch den Sieg gegen Eintracht Braunschweig verdient, den ihnen ein Schiriassistent raubte. Überhaupt erinnert die Partie gegen Union stark an die Begegnung mit dem BTSV. Leider haben Fortuna-Fans ein kurzes Gedächtnis und erinnern sich vor allem an schlechte Leistungen, nach denen man sich so herrlich über Spieler und Trainer (und Vorstand und Aufsichtsrat und und und) aufregen kann. Und natürlich war es bei vielen Zuschauern schon nach der 55. Minute wieder so weit. Kevin Akpoguma als letzter Mann stolperte und verlor den Ball an einen Berliner, der Michael Rensing tunnelte und so das 0:2 machte.

Aber schon in der 15. Minute begann das allgemeine Meckern und Granteln. Nach einem feinen Steilpass in den Düsseldorfer Sechzehner stand ein Unioner völlig blank und drosch das Ei in die Maschen. In dieser Situation passte die Zuordnung weder in der Viererkette, noch konnte man mit dem Eingreifen der Nicht-Verteidiger zufrieden sein. Neu als Starter im Abwehrsystem war Andre Hoffmann, der eher unauffällig agierte und zumindest keine schlimmen Fehler wie Alexander Madlung bei der peinlichen Niederlage gegen 1860 machte. Dafür war Kevin Akpoguma spürbar unsicherer unterwegs als sonst, was sich nicht nur in seinem Stolpern vor dem 0:2 manifestierte. Dafür schaltete er sich erheblich öfter in die Offensive ein als sonst, was dem Angriff der Fortuna gerade in der zweiten Halbzeit mehr Druck verschaffte.

Schmitz, Bebou, Ayhan

Voll auf der Höhe gestern aber wieder einmal Lukas Schmitz auf links, der allerdings beim 0:1 in einer eigentlichen Rolle als Verteidiger nicht so gut aussah. Bei Julian Schauerte war es erneut genau umgekehrt: defensiv sicher, offensiv lau. Natürlich waren viele Anhänger der launischen Diva schon vor dem Anpfiff leicht angesäuert, weil das Trainerteam wieder auf nur eine Spitze setzte. Weil Emma Iyoha aber verletzt nicht mittun konnte, blieb der Unmut eher leise. Zumal Ihlas Bebou ab Mitte der ersten Halbzeit ein tolles Spiel lieferte und letztlich der Mann war, der für das Unentschieden sorgte. Nicht etwa durch eigene Torschüsse – die waren wie so oft nicht wirklich gefährlich – als durch seinen starken Willen, nach vorne zu spielen und seine Kollegen einzusetzen. Den Titel „Fortuna des Spiels“ kann er sich mit Kaan Ayhan teilen, der immer mehr in die Rolle eines Spielmachers wächst. Genau die Rolle also, die der in der 50. Minute ausgewechselte Christian Gartner wieder nicht erfüllte.

Der größte Kämpfer auf dem Platz aber war Adam Bodzek, der mangelnde spielerische Finesse durch bedingungslosen Einsatz beim Versuch, den Ball zu erobern, wettmacht. Apropos: Möglicherweise liegt hier der entscheidende Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktor. Denn eigentlich war die Quote bei der Balleroberung für die Fortunen quer durch die Saison immer gut bis sehr gut. Wenn ihr aber eine ebenso hohe oder höhere Quote bei den Ballverlusten gegenübersteht, dann entsteht ein schlechtes Spiel, das meist verlorengeht. Selbst bei einem letztlich guten Auftritt wie gestern nerven aber zwei Dinge massiv. Was sollen diese vielen hohen und weiten Bälle nach vorne, die fast immer zu sinnlosen Kopfballduellen führen? Ineffizienter kann man in der Spieleröffnung kaum handeln. Zweitens: Warum zum Teufel wird bei jedem Pressing-Versuch des Gegners angsthasig nach hinten gespielt? Oft sogar zurück bis zu Rensing, dessen Kernkompetenz punktgenaue Abschläge ja nun wirklich nicht sind…

Über Fink reden

Die offizielle Statistik sagt für Käpt’n Oliver Fink: 17 Fehlpässe bei 24 Passversuchen. Kürzer kann man das Dilemma rund um diesen verdienten Fortuna-Kicker nicht zusammenfassen. An Einsatz und Laufbereitschaft mangelt es ihm nie. Aber wie soll denn ein Angriff aus dem linken Mittelfeld erfolgreich werden, wenn zwei von drei Bällen in die gegnerischen Füße gelangen? Zumal der Mann mit den leicht ergrauten Schläfen nicht selten eine Art Außenstürmer gibt, der ja eigentlich für präzise Flanken und Pässe zuständig ist? Genau auf dieser Position müsste jemand stehen, der den Mittelstürmer Rouwen Hennings wieder und wieder in Szene setzt.

Auf der anderen Seite ist es inzwischen ein Pluspunkt für die Rotweißen, dass die Last de Toreschießen auf mehrere Schultern verteilt ist. Wobei die beiden Fortuna-Tore ja mindestens außergewöhnlich waren. Die Bebou-Flanke vor dem Anschlusstreffer (von links!) war so gefährlich, dass ein Unioner das Ding reinmachte, weil es sonst ein Düsseldorfer getan hätte. Und dass sich der knapp über 1,70 große Özkan Yildirim per Kopfball in die Torschützenliste eintrug, hat ja auch was Eigenes. Der kam in der 83. Minute für Hoffmann und wirbelte los wie die Feuerwehr. Übrigens: Auch die Einwechslung von Jerome Kiesewetter für Gartner nach dem 0:2 verbesserte das Spiel der Fortunen. Und eigentlich hätte ein Foul an ihm in der 65. Minute zwingend zum Strafstoß führen müssen, aber Düsseldorfs Schicksalsschiedsrichterin Bibiana Steinhaus wertete das Bespringen von Kiesewetter durch einen übereifrigen Berliner anscheinend als Liebesversuch.

Ende gut…

Überhaupt unterliefen „unserer Bibi“ eine Reihe Fehlentscheidungen zuungunsten von F95. Außer dem nicht gegebenen Elfmeter war aber keine davon auch nur annähernd spielentscheidend. Immerhin räumte sie eine großzügige Nachspielzeit ein, deren erste Minute die Düsseldorfer zum Ausgleich nutzen. Und wären danach nicht nur noch zwei, sondern vielleicht vier oder fünf Minuten zu spielen gewesen, wer weiß, ob es dann nicht sogar den ersten Heimsieg seit der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 gegeben hätte. Trotzdem kann man als Freund des TSV Fortuna Düsseldorf 1895 nur sagen: Ende gut, alles gut.

Positiv muss aber auch der Anhang der Fortuna erwähnt werden, der dem Meckern der Tribünen von Anfang an einen konzentrierten und lauten Support entgegensetzte, der nur selten in einschläfernden Singsang abglitt. Allerdings und verständlicherweise wurde man nach dem 0:2 leiser, sodass die Berliner zu hören waren, der Phantasie aber über ein „Scheiß-Fortuna“ nicht hinausreichte. Immerhin boten die Unioner ein kleines Spektakel mit rosafarbenem Rauch.

[Foto: David Young Photography]

3 Kommentare

  1. Gute Analyse, die ich mir mal von der Düsseldorfer Presse wünschen würde. Statistiken zu einzelnen Spielern finde ich bei Jolitz beispielsweise nie. Nur eines am Rande: Meckern nach einem halben Jahr ohne Heimsieg? Das ist wirklich unerhört… 😉

  2. Guter Bericht….
    Schön reden bringt nämlich nichts….
    Ist halt nee scheiß Saison
    Und der der Trainer..??Wollte alles anders machen,auf die Jugend setzten.
    Und was macht der beratungsresistente alte Mann??Er läßt die selben Versager die uns letzte Saison schon beinahe die Liga gekostet hat spielen und denkt nicht im Traum daran irgendwas zu ändern….
    Hoffentlich geht der bald in Rente….