Nüchtern betrachtet gestaltete sich die offizielle Aufstiegsfeier auf dem Marktplatz beim Jan Wellem so, wie sich solche Aufstiegsfeiern eben gestalten. Aber, es mischten sich zumindest ein paar Tröpfchen Fortuna-DNA in den Ablauf. Zum Beispiel, dass die Mannschaft samt Trainer- und Betreuerstab mit einer eigens gestalteten Straßenbahn von der Arena in der Altstadt anreisten. Und wo bei anderen Vereinen vorgefertigte und standardisierte Flaggen geschwenkt werden, da präsentierten starke Helfer ein gutes Dutzend Patchwork-Fahnen des unermüdlichen Fahnenmachers Torsten Kimura. Ansonsten wurde das Geschehen – vom Eintragen ins Goldene Buch bis zur Verabschiedung von Spielern – von Stadionsprecher Andre Scheidt routiniert wegmoderiert. Völliges Unverständnis bei regelmäßigen Arenagängern löste die Entscheidung des Vereins aus, den in Fußballdeutschland legendären Stadion-DJ Opa durch einen 08/15-Aufleger zu ersetzen, der sich nicht mal entblödete „We are the champions“ und „Ein Hoch auf uns“ auf die Menge schallen zu lassen.

Nicht einmal das konnten den gut 6.000 rotweißen Menschen auf dem Marktplatz die große Freude verderben, dass ihre Jungs nicht nur den Aufstieg in Liga 1 klargemacht, sondern auch die Zweitligameisterschaft errungen hatten. Auch wenn es an den Bierbuden vor dem Erscheinen der Spieler auf dem Gerüst zu teilweise gefährlichem Gedränge kam, hielt die Organisation durchweg stand – den Ordnungskräften und der Security muss man dafür danken. Ob es wirklich nötig war, dass ein Polizist aus einem kleinen Rathausfenster durchgehend filmte, sei dahingestellt, denn irgendeine Form von „Randale“ war nicht zu erwarten. Wer das bisschen Rauch und die beiden entzündeten Bengalos schon in Richtung „Krawall“ etikettiert und meint, es sei dadurch zu Missstimmung gekommen, übertreibt.

Nach der endlich einmal würdigen Verabschiedung der Kicker, die den Verein verlassen oder deren Verbleib unklar ist, ging der offizielle Teil dann in das über, was gewisse Macher für „Party“ halten. Die Fans konnten froh sein, dass dieser Strom schlimmster Ballermann- und Kirmesmusik durch einen nicht angekündigten Auftritt der Toten Hosen unterbrochen wurde. Danach leerte sich der Platz relativ schnell, weil es aber noch früh am Abend war, ging das Feiern in der Altstadt nicht gleich so richtig los. Im Gegenteil: An den bekannten Treffpunkten der Fortunen standen die Leute fröhlich und nett und ziemlich entspannt beieinander.

Aber bereits lange bevor es am Rathaus losging, hatten sich Tausende am Uerige versammelt, wo DJ Theo Fitsos für Stimmung sorgte und – DJ Opa seine bei Jung und Alt beliebte Musik auflegte. Einen schönen Moment gab es, als Theo den Opa aus seiner Kabine auf den Balkon bat und mit klaren Worten kritisierte, dass man den Mann, der seit mehr als 10 Jahren für ein Musikprogramm beim Heimspielen sorgt, um das die Fortuna bundesweit beneidet wird, ausgebootet hatte. Die Stimmung an diesem Brennpunkt der Stadt war dann über viele Stunden einfach nur grandios, befeuert vor allem von der Musik- und Schauspieltruppe „Halbangst“, die ab sieben Uhr vom Balkon herab ihr gesamtes Repertoire live präsentierte.

Beides zusammen, das Offizielle und das sehr Schöne, stehen bei Licht betrachtet, steht für den Spagat, den die glorreiche Fortuna in diesen Tagen, Wochen und Monaten wird aushalten müssen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Durchschnittliche, Normale, Glattgebügelte und scheinbar Massenkonforme nicht durchsetzt, sondern Fortuna Fortuna bleibt.

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