Es gab eine Zeit, da war die Fortuna von allem umgeben, was in Düsseldorf kreativ war: Maler, Musiker, Schriftsteller und Werber. Die Verbindung der Anhängerschaft zur Szene der Punk-Musik war genauso eng wie zur Kunstakademie, und so war die Fortuna ganz eins mit dem, was die schönste Stadt am Rhein ausmacht. Das war in den Achtzigern und Neunzigern. Fanzines wie das legendäre Comeback, verrückte Fanclubs, die jeden ihrer Schritte in fremde Stadion fotografisch dokumentierten, beweisen das. Und dann kam die dunkle Zeit. Heute halten die meisten Fußballfreunde es ja schon für kreativ, wenn Ultras nicht nur Bengalos zünden, sondern Rauchraketen abfeuern. Es wäre trist, gäbe es nicht Else und die Anderen, diese poseteff bekloppte Truppe, die uns seit 2012 die Halbangst-Videos schenkt. Die Damen und Herren haben wieder zugeschlagen: Gestern hatte Halbangst 5 unter dem Titel „Achterbahn (Wenn alle Träume Wahrheit wären)“ Premiere – und zwar rasant.

Das offezjelle Plakat zu "Halbangst 5: Achterbahn (Wenn alle Träume Wahrheit wären)"

Das offezjelle Plakat zu „Halbangst 5: Achterbahn (Wenn alle Träume Wahrheit wären)“

Bei der zugehörigen Feier im Paul’s in Oberkassel wurde jeder Neuankömmling gefragt „Na, hast du’s schon gesehen?“ Unabhängig von der Antwort wurden dann eben die 13:23 Minuten vom Notebook auf den Flach-TV gebeamt. Und jedes Mal war das Hallo groß. Die einen hatten einfach Spaß am tragenden Song („Life Is A Rollercoaster„), die anderen vergnügten sich an der vom echten Ulli Potofski moderierten Talkrunde der Maskottchen aus Ostholland, vom FCB und dem BVB sowie der Hertha und dem Bundesliga-Dino, und die Fans, die schon länger dabei sind, jubelten über die Bilder aus den Stadien mit den legendären Fortuna-Momenten: St.Jakob-Park, Stadion Sonnenblume, Tivoli, PJS und dem Fußballplatz in Teveren. Besonders fröhlich reagierten als Ehrengäste der legendäre F95-Keeper Wilfried Woyke und Fortuna-CSR-Direktor Paul Jäger. Die Truppe und das Team (Kameras, Ton, Licht, Maske und und und…) war fast vollständig anwesend. Zwei Ex-Spieler, die im Video zu sehen sind, konnten leider nicht kommen. Dabei kann das Bild, wie der unvergleichliche Frank Mayer auf den leeren Rasen des Stadions Sonnenblume in Velbert blickt, jeden Fortunen zu Tränen rühren, und Marco Christ, der mit seiner Schlanke zum 1:0 gegen Bremen II den Aufstieg in die zweite Liga klarmachte, darf sogar ein bisschen singen.

Fränkie (Mayer) goes to Stadion Sonnenblume

Fränkie (Mayer) goes to Stadion Sonnenblume

Dann steht man inmitten dieser lieben Menschen, die alle denselben Fimmel haben, und ist glücklich ein Teil von diesem ganze komischen Fortuna-Universum zu sein. In dem gibt es nämlich Leute, die mal eben drei Neunernbusse mieten, morgens um halb sieben in Düsseldorf abfahren, dann in Basel drei Stunden lang drehen, um anschließend wieder nachhause zu düsen – das alles für geführlte 40 Sekunden im Video. Dieselben Verrückten schleichen sich in Stadien, drehen genehmigunglos und hoffen, nicht rausgeworfen zu werden. Als rotweißer Flashmob tauchen sie in Aachen auf und erschrecken einen Jugendlichen, der gerade eine Mauer in den Vereinsfarben streicht, zu Tode. Das alles in einer hochfrequenten Mixtur aus Anspielungen, Zitaten und Assoziationen, auf die man auch erstmal kommen muss. Wer so etwas aus lauter Spaß an der Freud und für lau erschafft, der darf getrost davon ausgehen, dass sie/er Teil des kreativen Herzens der Fortuna ist.

Halbangst 5 - Achterbahn (Wenn alle Träume Wahrheit wären)

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