[Kommentar] Jede Trainerentlassung ist immer auch eine Bankrotterklärung der sportlichen, meistens auch der Vereinsführung. Wenn die Veranwortlichen aber einen Chefcoach kaum sechs Wochen nach der Vertragsverlängerung mit ihm schassen, dann ist das ein Offenbarungseid. Insofern weist der Rauswurf des faltigen Neussers weit über die übelriechenden „Mechanismen des Geschöfts“ hinaus; er markiert das Ende der Ära Reinhold Ernst und das Scheitern des Versuchs, die Fortuna einen anderen Weg gehen zu lassen als die anderen Erst-, Zweit- und Drittligisten. Die beste Nachricht rund um die zu diesem Zeitpunkt völlig sinnlose Entlassung ist, dass mit Björn Borgerding endlich wieder jemand mit engen Verbindungen zur Fanszene und dem Bewusstsein für die Entwicklungen der vergangenen gut 20 Jahre neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist.

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Wenn nun also sowieso das Chaos im Verein ausbricht, könnte der Aufsichtsrat am besten jetzt Tabula rasa machen. Am meisten hat sich leider der von uns zunächst hochbejubelte Lutz Pfannenstiel disqualifiziert, der per Pressemitteilung von heute um 9:50 verlauten ließ: „Wir stellen mit 18 eigenen Treffern die torärmste Offensive und mit 40 Gegentoren die drittschwächste Defensive der Bundesliga. Das führt dazu, dass wir in der aktuellen Konstellation nicht mehr an den Turnaround für den Klassenerhalt glauben. Daher mussten wir zu diesem Zeitpunkt reagieren.“ Ohne Geschwurbel liest sich das: So wie es ist, steigen wir ab, also müssen wir irgendwas ändern. Und weil wir ja im „Fußballgeschäft“ sind, das ja „seine Mechanismen“ hat, schmeißt man eben mal den Cheftrainer raus.

Dass dahinter auch ein gerüttelt Maß an Feigheit steckt, zeigt der Zeitpunkt: Röttgermann und Pfannenstiel schassen Funkel nun, nachdem die Fans nicht mehr voll hinter olle Friedhelm stehen. Da ist dann nicht so viel Gegenwind zu erwarten wie bei der verschlungenen Vertragsverlängerung vor einem Jahr unter Ex-Robert Schäfer. Da der TSV Fortuna Düsseldorf 1895 ein mitgliedergeführter Verein ist, sind genau die Mitglieder der Souverän, also die letzte Instanz. Der Aufsichtsrat ist das Gremium, das den Mitgliederwillen zu ermitteln und umzusetzen hat. Sollte es so sein, dass eine deutliche Mehrheit der Vereinsmitglieder sich auch als Fans verstehen (und nicht bloß als Kunden eines Soccer Business Franchises), dann sollte der Aufsichtrats genau jetzt ermitteln, was die Mitglieder vom Rauswurf Friedhelm Funkels halten und sich dem Ergebnis entsprechende gegenüber dem Vorstand verhalten. Könnte gut sein, dass zwei Vorstandsmitglieder ebenso fertig haben wie der graubärtige Sturkopf. Ziel der Übung müsste sein, Vorstände zu installieren, die diesen merkwürdigen Verein mit seiner eigenartigen Geschichte und den besonderen Anteil der Fans am Überleben und am Erfolg der vergangenen Jahre verstehen und anerkennen. Oder, um es klar auszudrücken: Der nächste Vorstandsvorsitzende muss wieder einer von uns sein.

Im selben Sinne ist die Verpflichtung von Uwe Rösler als Cheftrainer hanebüchener Blödsinn und eigentlich nur damit zu erklären, dass Weltreisender Pfannenstiel den irgendwann mal kennengelernt hat. Die Trainerkarriere Röslers ist vor allem durch Scheitern gekennzeichnet. Erfahrungen im deutschen Ligafußball hat er nicht, und er kennt keinen unserer Spieler aus irgendeinem seiner vielen Vertragsverhältnisse. Dass Rösler den Abstieg verhindern könnte, daran mag auch der größte Optimist nicht glauben.

12 Kommentare

  1. Alberich am

    Lieber Rainer,
    dein Wort in Gottes Ohr.

    Leider glaube … vermute ich das vom AR nichts kommen wird in Richtung Vorstand .
    Der Zeitpunkt ist mir zu seltsam … Dr. Ernst rutscht ins 3. Glied ein neuer ARV kommt und schwups wird der Trainer entlassen.

    Nach Marbella glaube ich nicht das diese Entscheidung vom Vorstand alleine getroffen wurde.

    aber ist nur meine Meinung

  2. Vollkommen auf den Nagel getroffen, wie eigentlich meistens. Dieser Vorstand ist eine absolute Lachnummer, Friedhelm sollten sie eher ein Denkmal für die Arbeit der letzten 4 Jahre setzen, statt ihn zu feuern!!!

  3. Aber selbstverständlich mussten sie das jetzt machen!
    Man muss die Röttgerpfanne ja nicht unbedingt mögen…

    Baumgart hat mit 6 aus 10 Siegen in G. den völlig unerwarteten Turnaround geschafft, den FF im letzten Jahr schaffte. Deshalb ist er noch im Amt. Hat er sich verdient.
    Kohlfeld überlebt die nächsten beiden Niederlagen auch nicht.
    Köln hat unter neuem Trainer 4 von 10 gewonnen und dreimal gepunktet.
    Scheint sich zumindest mittelfristig gelohnt zu haben.

    Mir doch egal, welcher Trainer Platz 15 schafft.
    Habt ihr DAS dem Krefelder nach DEM Niedergang wirklich noch zugetraut?
    Und fürs Erste ist die Chose bei Thomas Kleine bestens aufgehoben.

    Also weg mit den romantisch-selbstmitleidigen „Wir-wollten-doch-ein-anderer-Verein-Sein“-Krokotränen.
    Mund abputzen, für ein stattliches FF-Denkmal sammeln und allen hämischen *ölnern und besserwisserischen Ostholländern zeigen, dass wir gekommen sind, um zu bleiben.

    FF wird jetzt endlich in vielen TV-Runden ausgiebig die Vereinspolitik von BVB, Schalke, Leipzig, Wolfsburg und Krefeld kommentieren dürfen. Macht er doch besonders gerne, der Dreifaltige…

    • Eichholtz am

      Vielleicht ist der Rauswurf ja eine persönliche Geschichte, anders kann ich mir das nicht erklären.

      • RubensTuna1638 am

        „[…] Wo man geht und steht, Schurken und Ganoven
        Leere Versprechungen, überhöhte Rechnungen
        Falsche Freunde, scheinfreundliche Feinde
        Schlechte Verlierer und Abkassierer
        Soweit das Auge reicht
        Geschmacklose Frisuren“, – Sportfreunde Stiller, „Auf der guten Seite“

        „[…] Und die geistig-moralische Wende – die wir damals herbeiriefen
        Der Geist und die Moral sind weg […]“, – DTH, „Weltmeister“

        Wo ist nur der Anstand geblieben?…

        Danke an unseren Trainer, einer von uns!… unzählige Gänsehautmomente, Stolz auf den Verein, grandioser Sieg gegen die Stadt südlich von uns – das alles bleibt…
        Das man das alles noch erleben durfte….Hätten wir nicht gedacht…
        Jetzt ist für uns persönlich endgültig alles zum Fremdschämen…
        Januar 2019 war schlimm genug, aber man hat gehofft, und war damals am Ende sehr stolz auf uns Fans und die Jungs, die hinter dem Trainer standen….
        ..unsere DK Plätze bleiben jetzt erstmal leer,
        erstmal Abstand gewinnen, denn es schmerzt…

        Quoi Vadis mit unserer lieben Tuna in ihrem 125. Jubiläumsjahr und zu welchem Preis? Wie unterscheiden wir uns denn genau von denen, die manche von uns sooooo verachten, und dem mit unzähligen Choreos kundgetan haben?

        • RubensTuna1638 am

          Danke Sport1/Doppelpass für diesen tollen Beitrag, besser kann man es m.E. kaum so kurz und prägnant beleuchten…Einige Medien, von denen man es kaum etwartet, haben diese Woche unsere Sicht 1:1 widerspiegelt… und nochmals danke an unseren Trainer!!!

  4. B. Lockwart am

    Irgendwie hab ich es ja schon die letzten Jahre immer mal wieder gefühlt, aber nie wahrhaben wollen.
    Ich bin raus aus diesem Scheiss, diesem verlogenen Dreck, diesem fanatischen runtermachen anderer, nur damit man ja irgendwie wer ist, diesem perversen Hass, diesem „wir haben gewonnen“-getaumel und „die haben verloren“-gestammel.
    Diesem Druckbetanken an der Tanke, „auswärts sind wir asozial“-hochgejubel.
    Diesem rumrollen auf dem Rasen, nur weil man mal berührt wurde, diesem lächerlichen „Fankultur“-gefackel.
    „Wir sind anders und besser, weil Tradition“-gewichse glaubt doch eh keiner mehr.
    „Der ist einer von uns“, als wenn das ne Qualifikation wäre.
    Dieses hirnverbrannte „Tradition“, aber noch nicht mal wissen welche Vereine schon seit ewigen Zeiten im Stadtteil existieren und mehr für die Menschen im Stadtteil getan haben, als Fortuna jemals tun wird.
    Dieses billigen Tand beim netto in der Wühlbox.
    Diesem überteuerten Kram von beschissener Qualität, den man ja kaufen muss, man ist ja schließlich Fan und schon in Wuppertal gewesen.
    Dieses Unverständnis, weil man keinen Bock hat überteuerte Wurst und Bier im Stadion zu kaufen.
    Diese dämlichen Sprüche, wenn man sich nicht schon vor der Halbzeit vollgepumpt hat.

    Montag gehen die Mitgliedskarten zurück an dieses Unternehmen mit seinem verfickten Vorstand

  5. Wurde der Vertrag nicht erst nach Weihnachten verlängert. Das bedeutet doch, dass Funkel jetzt weiter Gehalt bekommt. Und wer bezahlt das ? Wenn die Idioten glauben, dass ich das bezahle dann haben Sie sich getäuscht. Ich gehe erst wieder ins Stadion wenn der linke falsche Manager weg ist und der Nachfolger von Schäfer ist auch nicht wert.

  6. Die Entscheidung kann ich ja durchaus verstehen, aber den Zeitpunkt in keiner Weise. Es macht fast den Eindruck als hätte der Vorstand Angst wir könnten gegen Frankfurt und auch noch im Pokal gewinnen und man hätte dann keine Chance mehr einen unbequemen Trainer loszuwerden. Somit bleibt es eine ganz schlechte Entscheidung, die ein noch schlechteres Bild in der Öffentlichkeit machen wird, als es unser Vorstandsvorsitzender nicht eh schon in den letzten Monaten erzeugt hat…

  7. Die Entscheidung kann ich ja durchaus verstehen, aber den Zeitpunkt in keiner Weise. Es macht fast den Eindruck als hätte der Vorstand Angst wir könnten gegen Frankfurt und auch noch im Pokal gewinnen und man hätte dann keine Chance mehr einen unbequemen Trainer loszuwerden. Somit bleibt es eine ganz schlechte Entscheidung, die ein noch schlechteres Bild in der Öffentlichkeit machen wird, als es unser Vorstandsvorsitzender nicht eh schon in den letzten Monaten erzeugt hat…

  8. ChristianAlbertOtto am

    Manche träumen ja so sehr davon wie der SC Freiburg zu sein. Träumt weiter!!!

    Die Badenser gehen aber auch mit dem Trainer runter in Liga 2 und gestehen sich ein wenn es vom gesamten sportlichen Bereich (Mannschaft, Trainer, Verletzungen, Talent, Spielplan, Glück…) einfach nicht reicht.

    Sicher hätte Friedhelm Funkel nicht noch Jahre lang weiter gemacht. Aber dann darf man nicht versäumen einen Nachfolger aus den eigenen Reihen (einen der Co-Trainer oder Trainer der Zwote) aufzubauen. Schon die Vertragsverlängerung nur für Liga 1 zeugt von einem anderen Weg.