Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint: Der Volksgarten in Oberbilk ist eine moderne Errungenschaft. Er wurde 1893 als naturnahe Grünanlage geschaffen, um den zunehmend gestressten Großstadtbewohner, insbesondere den Arbeitern und ihren Familien, eine Erholungsfläche zu bieten – ungefähr gleichzeitig enstanden übrigens der Floragarten und der Ostpark. 1987 machte der bis dahin eher den direkten Anwohnern bekannte Park dann ordentlich Karriere und wurde Teil des Südparks und damit des Geländes der Bundesgartenschau 1987 (ein Thema, auf das wir demnächst zurückkommen werden). Überall sieht man noch Spuren der Buga; eine davon verschwindet gerade. Wo in der Nähe der Philipshalle direkt am Bahndamm die sogenannte „Burg“ stand, entsteht gerade die Kita im Volksgarten.

Da hat der Verein „Kinder Kinder“ ein wunderbares Grundstück ergattert, das direkt an den Weiher angrenzt und die große Ballonwiese quasi vor der Haustür hat. Ob die Kita auch für ängstliche Helikoptereltern geeignet ist, wird sich zeigen, denn rund um das Gelände lauern eben Gefahren wie tiefes Wasser oder ein viel befahrener Bahndamm. Aktuell sind Bau- und Abrissarbeiten gleichzeitig im Gang. Wie üblich geben die Abrissarbeiter Berserker und hauen gnadenlos weg, was im Wege steht. Dabei kommt es zu Kollateralschäden: Vor wenigen Tagen (siehe Foto) erwischte der Bagger die Wasserhauptleitung, die den gesamten Volksgarten versorgt – erst seit gestern fließt wieder Wasser im Park.

Ehemalige Düssel-Idylle im Volksgarten

Ehemalige Düssel-Idylle im Volksgarten

Nun war die „Burg“ keine der schöneren Ecken im Volksgarten. Die ehemals gewaltigen Aufbauten aus Holz hatte man schon kurz nach dem Ende der Buga demontiert, und so zeigte sich das Grundstück als staubiger Platz voller Unkraut zwischen schmuddeligen Backsteinmauern. Außerdem galt die „Burg“ über Jahre als gefährliche Stelle, weil sich dort ein Großteil des Drogenhandels und -konsum abspielte und sich dort später gewaltbereite Jugendliche trafen. Insofern ist es nicht weiter schade, dass das Ding wegkommt. Schade ist es dagegen um ein unscheinbares Idyll, das sich unterhalb der „Burg“ befand. Dort floss das Wasser aus dem Weiher in die Düssel. Eine Furt mit Trittsteinen, beschattet von üppigen Büschen, führte durch eine Art Katarakt. Hunde liebten diese Stelle, weil sie sich dort abkühlen und trinken konnte.

Ebenfalls schade für Radfahrer ist die Tatsache, dass es nun keine annähernd gerade und direkte Verbindung längst des Bahndamms vom Hennekamp bis zur Siegburger Straße mehr gibt. Die führte nämlich bisher durch die „Burg“. Schon während der Bauarbeiten muss man die Düssel an der letzten Brücke überqueren, dann längst der Ballonwiese radeln, um über die langen Holzstege über den Weiher zum Parkplatz der Philipshalle zu gelangen. Aber auch daran werden sich alle Freunde des Volksgartens schnell gewöhnen.

Kommentare sind gesperrt.