Der urbane Mensch an sich ist nicht lärmempfindlich. Ja, es gibt Städter, die lieben die Geräuschkulisse der Metropolen. Und den ganz Hartgesottenen klingt selbst Baustellenlärm – in Maßen – wie Musik in den Ohren. Was sich aber inzwischen auf Großbaustellen, zum Beispiel der auf dem ehemaligen Glashütten-Gelände in Gerresheim, abspielt, kann nur noch als Geräuschterror bezeichnet werden. Anwohner Volker A., der jenseits der Bahnstrecke wohnt, ist inzwischen völlig entnervt und fragt sich, wieso keine städtische Instanz auch nur im Entfernsten etwas gegen den Dauerkrach unternimmt. In seinem Facebook-Profil schrieb er:

So hört sich das hier seit 15 Monaten jeden Tag 12 Stunden non stop an. Der totale Lärm-Terror. Tinnitus ähnliches Dauerpiepen von einer Armee von Baufahrzeugen aus allen Richtungen. Seit Wochen wackelt nun obendrauf noch von 7 Uhr bis 19 Uhr das ganze, wohlgemerkt denkmalgeschützte Haus. Und zwar so, dass einem schon mal der Kaffee aus der Tasse schwappt und der Monitor dermaßen wackelt, dass Arbeiten unmöglich wird. Das gesamte Paket treibt einen mit den Wochen und Monaten langsam aber sicher in den Wahnsinn. Wenn die Erschütterungen abends aufhören merkt man es nicht mal mehr, weil der Körper einfach weiter vibriert. Absolut unzumutbar, aber trotz gesetzlicher Lärmminderungspflicht: egal an wen man sich wendet, es interessiert einfach keine Sau, ein paar warme Worte, fertig. Wenn auf der Kirmes in Oberkassel mal eine Lampe zu hell, ist der Alarm aber groß, interessiert offensichtlich mehr als die unerträgliche Dauerbelästigung hier. Weder die Stadt Düsseldorf.de und ihr Umweltamt mit ihrem offensichtlich überflüssigen ?#?Lärmaktionsplan? noch die ausführende Patrizia Immobilien fühlen sich irgendwie genötigt, hier halbwegs erträgliche Zustände zu schaffen. Alternativen zum akustischen Rückfahrwarner gibt es z.B. reichlich und der Piepser wird darüber hinaus allgemein als das uneffektivste Mittel der Wahl eingestuft. Durchsetzen müsste ich eine Umrüstung aber offensichtlich auf gerichtlichem Weg und damit auf eigene Kosten und eigenes Risiko. Recht bekommt, wer es bezahlen kann. Toll. Und der ganze Scheiß soll noch mindestens 2 Jahre so weiter gehen, und dann wir angefangen zu bauen…

Und bezieht sich damit auf sein selbstaufgenommenes Video:

Lärmkulisse und Baumaschinen-Piepser

Es fragt sich, ob zwölf Stunden Extremkrach pro Tag tatsächlich zulässig sind, gesundgeitsschädlich ist die extreme Geräuschkulisse in jedem Fall. Dass aber gerade die dauerpiepsenden Rückfahrwarner absolut nervtötend sind, weiß inzwischen jeder. In den einschlägigen Foren diskutieren Trucker und Baumaschinenfahrer seit Längerem darüber, wie man die Piepser ausschalten kann. Denn dass diese Nervensägen die Sicherheit auf Baustellen in keinster Weise verbessern, wissen die Jungs vom Fach aus eigener Erfahrung.

Volker A. gibt übrigens an, der Mann vom Umweltamt sei sehr umgänglich gewesen, habe volles Verständnis gezeigt und ihm zugestimmt. Er sagte aber auch, dass er außer der Kommunikation üner das Problem keine Hebel zur Verfügung hab Druck auszuüben. Rechtlich sei das nicht geregelt bzw. nur schwammig – zu vermeidender Lärm muss vermieden werden. Der Lärmschutz müsse tatsächlich schon beim Bauantrag festgeschrieben werden. Heißt, dass eher das Bauamt als das Umweltamt zuständig ist. Volker A. dazu: „Die Politik labert groß vom Masterplan Lärmschutz, aber konkret wird in solchen Fällen weder vorsorgt noch sich engagiert. Dazu, so der betroffene Anwohner weiter, komme hier eine unfassbare Planung der Baustellen. Vor zwei Jahren war die einzige Zufahrtsstraße zur Höferhofstraße (die Glashüttenstraße, eine der größten Ein- und Ausfallstraßen der Stadt) ganze neun Monate lang per Ampelschaltung nur in eine Richtung befahrbar. Dann wurde die Höherhofstraße für drei Monate komplett gesperrt, weil ein Anwohner sein Dach gedeckt hat und das Gerüst auf die Straße ragte. Dass dem Bauherrn das Geld ausgegangen ist und zwei Monaten lang niemand mehr dort gearbeitet hat, die Straße aber gesperrt blieb, ist den Behörden erst nach einem Anruf aufgefallen. Zeitgleich wurde als Nachtbaustelle ein Gleis der Bahnstrecke erneuert; Terrorlärm also auch nachts. Danach hat sich direkt gegenüber eine Baufirma an der Bahn ihr Versorgungslager eingerichtet und lässt nun seit Monaten die ganze Nacht ab 22 Uhr Bagger auf den Schienen auf und ab fahren und den Generator laufen. Volker A. zum Schluss: „Das ist dann in der Summe etwas, wo man sich fragt, ob die in der Verwaltung noch alle Latten auf dem Zaun haben, das alles zeitgleich oder in Kette zu genehmigen. Aber hier hinten am Arsch der Stadt interessiert das offensichtlich keine Sau. Wäre das in Oberkassel, hätte das städtische Füttchen aber nach zwei Tagen sowas von Kirmes!“

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