Die Meinungen zum Riesenrad mit dem merkwürdigen Namen „Wheel of Vision„, das seit einigen Jahren über Weihnachten auf dem Burgplatz zu Höhenflügen einlädt, sind durchaus gespalten. Während die einen datt Dingen für unnötigen Kokolores halten und meinen, es würde das Altstadtpanorama verschandeln, fühlen sich andere nicht zu Unrecht hat die Metroplen der Welt erinnert, die auch so etwas haben. Nun wurde das Vertikal-Karussell der legendären Schaustellerei von Oscar Bruch jr. für ein paar Wochen zum Corneliusplatz umgezogen, wo es zur Feier der Wehrhahn-Linien-Eröffnung seine Runden dreht. Kaum ein Fotograf ließ sich den Blick über den Kö-Graben auf das Rad entgehen – besonders, wenn sich dessen Lichter im Wasser spiegelten. Und Fotos aus Gondel, die ganz oben für einen Moment stehenbleiben, finden sich im Netz zuhauf. Dabei ist das Visions-Rad noch eher eines der am wenigsten abgelichteten Vertreter seiner Art.

Das Riesenrad im Wiener Prater [Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Rftblr" title="User:Rftblr">Robert F. Tobler</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0" title="Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0">CC-BY-SA 4.0</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34448529]

Das Riesenrad im Wiener Prater [Von Robert F. ToblerEigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, via Wikimedia]

Denn das mehr als legendäre Wiener Riesenrad im Prater hat man beinahe schon zu Tode geknipst. Außerdem spielen etliche Filmszenen am Rad oder in einer der „Waggons“ genannten großen Gondeln. Ursprünglich gab es 30 davon. Weil man aber nach dem Krieg und einem Brandschaden der Statik nicht mehr traute, hängte man damals nur noch fünfzehn davon ein. Und weil die Waggons nach fast 120 Jahren nicht mehr besonders stabil sind, werden sie zur Zeit originalgetreu nachgebaut und durch die Repliken ersetzt. Auch wenn es auf Fotos und in Filmen anders erscheint: Das Rad ist lediglich 200 Fuß hoch, also ungefähr 65 Meter – das sind aber immer noch zehn Meter mehr als beim Düsseldorfer Riesenrädchen.

Das London Eye am Themseufer[Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Khamtran" title="User:Khamtran">Khamtran</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0" title="Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0">CC BY-SA 3.0</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6418599]

Das London Eye am Themseufer [Von KhamtranEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia]

Natürlich ist Wien eine Weltstadt. Aber in dieser Kategorie liegt London sicher noch ein paar Plätze in der Metropolenhitparade vor der österreichischen Hauptstadt. Das London Eye hieß zunächst „Millenium Wheel“ oder auch „Millenium Eye“ und wurde – wie der Name vermuten lässt – anlässlich des Jahrtausendwechselns errichtet. Es ist immerhin fast 400 Fuß hoch, also etwa 135 Meter, und hat 32 klimatisierte Gondeln für je 25 Passagiere. Das Besonders: Die Gondeln befinden sich komplett außerhalb des Doppelrings, sodass es einem während der Fahrt vorkommt, als schwebe man unabhängig von irgendeiner Mechanik. Eigentlich sollte das Millenium Wheel nach fünf Jahren abgebaut werden. Weil es aber bei Touristen extrem beliebt wurde, ließ man es stehen. Und löste damit eine gewisse Riesenrad-Mania in den Großstädten der Erde aus.

Das Roue de Paris [Von <a href="//commons.wikimedia.org/w/index.php?title=User:Traktorminze&action=edit&redlink=1" class="new" title="User:Traktorminze (page does not exist)">Traktorminze</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by/3.0" title="Creative Commons Attribution 3.0">CC BY 3.0</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17634892]

Das Roue de Paris [Von TraktorminzeEigenes Werk, CC BY 3.0, via Wikimedia]

Dabei hatte das Roue de Paris, das ebenfalls zum Milleniumswechsel errichtet wurde, eine Tradition fast wie das Wiener Riesenrad, denn von 1900 bis 1937 stand schon einmal ein festes Riesenrad an der Place de La Concorde. Das Riesenrad, das 1999 eröffnet wurde, findet sich inzwischen gar nicht mehr in Paris. Seit 2010 wird an wechselnden Orten in der Stadt ein transportables Riesenrad aufgestellt, das baugleich ist mit dem „Bellevue„, das Oscar Bruch jr. über Jahrzehnte auf diversen Volksfesten in Deutschland aufbaute.

Apropos: Das Unternehmen Oscar Bruch jr. aus Düsseldorf ist eines der ältesten Schaustellergeschäfte Europas, das Riesenräder schon seit über 100 Jahren betreibt. Neben dem „Wheel of Vision“ und dem Jugendstil-Rad „Bellevue“ hat man mit dem Sky Lounge Wheel das weltweit größte transportable Riesenrad im Angebot. Es feierte während der Expo 2000 in Hannover Premiere und steht jedes Jahr auf der Größten Kirmes am Rhein.

Ab 2017: Das New York Wheel [http://lovingnewyork.de/news/new-york-wheel-hoechstes-riesenrad-der-welt/]

Ab 2017: Das New York Wheel [http://lovingnewyork.de/news/new-york-wheel-hoechstes-riesenrad-der-welt/]

Ob es damit zu tun hat, dass die Riesenräder in London und Paris so beliebt sind, ist nicht bekannt. Jedenfalls wird es ab 2017 auch in New York ein Wheel geben. Und weil es New York ist, wird es mit 192 Metern Höhe das höchste der Welt sein. Wenn es denn fertig wird – die Eröffnung wurde jedenfalls schon zweimal verschoben. Bis dahin ist der High Roller in Las Vegas vor dem Singapore Flyer das größte Riesenrad. Die großen stationären Wheels haben übrigens allesamt außenliegende Kabine, die jederzeit waagerecht in der Luft liegen.

Gegen diese Riesesenriesenräder kann das schnuckelige „Wheel of Vision“ vom Burgplatz natürlich nicht anstinken. Immerhin reiht sich Düsseldorf aber mit dem Ding in die Liste der Metropolen ein, die derartige Touristenattraktionen bieten. Da stellt sich natürlich die Frage, ob nicht doch ein festes Riesenrad irgendwo am Rhein… Ach, lassen wir das: So würde aus der kleinen Großstadt am großen Fluß ja doch keine richtige Weltstadt.

Kommentare sind gesperrt.