Nein, nein: Die drei Lokale der Altstadt, in denen es regelmäßig Live-Musik gibt, sind beileibe nicht die einzigen ihrer Art zwischen Burgplatz und Heinrich-Heine-Allee, aber vielleicht diejenigen, die am stärksten für die jahrzehntealte Tradition von Jazz und Rock und Folk und Punk in dort stehen. Die Rede ist von drei Kneipen auf der Mertensgasse, die ohnehin viel typischer für die Düsseldorfer Altstadt ist als es sich Touristen denken könnten.

Nehmen wir den/die/das Cube, direkt neben der Kneipe mit dem harmlosen Namen „Peter’s (Diebels) Treff“, das sich vor allem als das vermarktet, was im jungen Slang „Party-Location“ heißt. Und, ja, Mottopartys mit unterschiedlichen doofen Titeln, die vor allem auf Studenten zielen, die es aus anderen Orten in unsere schöne Stadt getrieben hat, stehen im Vordergrund. Und sind teilweise mehr berüchtigt als berühmt. Aber wenn’s im Cube Live-Musik gibt, dann ist das immer etwas Besonders – kein Wunder, war zuvor doch das legendäre „Pretty Vacant“ hier zuhause. Und davor hieß das Ding mit dem kuscheligen Kellergewölbe (Nichts für Klaustrophobiker!) mal „Downtown“ und war Anlaufpunkt für alle, die eher ungewöhnliche Musik machten. Das „Pretty Vacant“ war zu seiner Glanzzeit eine Oase in der aufsteigenden Ballermannisierung und Verjungesellenabschiedisierung der Altstadt. Gut, dass die Geschichte im „Tube“ auf der Kurze Straße weitergegangen ist und weitergeht, denn dieses Lokal ist aktuell vielleicht sogar der wichtigste Laden für Live-Musik in der ganzen Altstadt.

Ehrlich gesagt: Wie die Kneipe hieß, die vor dem Hühnerstall in der Mertensgasse hauste und ob es überhaupt eine Vorgängerin gab, hat der Verfasser dieser Empfehlung vergessen. Denn dieses wunderbar bräunliche Etablissement ist so authentisch wie nur was. Ja, so sahen die Pinten in der Altstadt in den Sechziger- und bis in die Siebzigerjahren hinein fast alle aus. An den Wänden hatte sich der Teer der Zigtausenden Kippen und auch der Bierdunst abgelagert und sorgte für Farbe und Duft. Das alles hat sich hier erhalten, und weil hier mehrfach die Woche Heimo tätig wird, muss man den Hühnerstall – neben Peter Tuxhorns Julio – als einen der wichtigsten Traditionsträger in der ganzen Altstadt betrachten. Heimo war nämlich die Legende, die über viele Jahre die Blues Corner an der Ecke der Ratinger Straße, also im Parkhaus, betrieb, den Zufluchtsort der Menschen, die sich nach dieser Musik sehnten und geradezu in Euphorie verfielen, wenn ein Live-Gig angesagt war. Die Blues Corner ist schon lange dicht, aber Heimo ist noch da. Steht gern mal rauchend vor der Tür und schwärmt vom Musikprogramm im Hühnerstall, das jede Woche (mindestens) ein Live-Konzert bietet.

Was war das Gejammer groß als 2007 der Dr. Jazz für immer seine Türen schloss. Die Fans weinten, und nicht wenige vergaßen, dass es Deutschlands ältesten Jazzclub immer noch gab – das Pöötzke! Was in den frühen Fünfzigern als kleine Altbierkneipe begann, wurde ab 1966 zu einer der wichtigsten Jazz-Orte bundesweit. Hier traten so viele Größen dieser Musik auf, dass man damals blind hingehen und auf sicher einen Star hören konnte. Es ist ein Mirakel, dass diese Kneipe mit der kleinen Tür (in Düsseldorfer Mundart „än Pöötzke“) alle Irrungen und Wirrungen der gastronomischen Veränderungen der Altstadt überlebt hat und immer noch ein Ort der handgemachten Musik ist, der neben den in Ehren ergrauten Stammgästen zunehmend jüngere Leute anzieht, die Sehnsucht nach Jazz haben.

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