So lange ich noch auf dem Acker aktiv war, interessierten mich die Fußballweltmeisterschaften der Frauen nicht. Obwohl ich es immer schon mochte, dass auch die Ladies kicken. Muss mit meiner Cousine Mildred zusammenhängen. Die war Keeper im Ladies-Team von Leeds United, das 2001 Erster in der National League Division North war und in die Championship League aufstieg – also von der dritten in die zweite Liga. Also traf ich mich mit Öppes, Ingo und Udo in einer Kneipe. Dort guckten wir das Spiel Deutschland vs Nigeria an. Udo hat es nicht so mit Frauenfußball.

Und haute einen blöden Spruch nach dem anderen raus. So nach dem Motto: Frauenfußball ist öde, weil langsam und unpräzise. Außerdem sei das ein Männersport, und Weiber hätten auf dem Platz nichts zu suchen. Mit jedem Killepitsch, den er zum Bier kippte, wurden die Sprüche bösartiger und, ja, frauenfeindlicher. Ingo ist da einen Schritt weiter und findet, Frauenfußball habe mit richtigem Fußball nicht viel gemeinsam, es sei eben eine andere Sportart. Öppes war da schon im Schland-Rausch, weil der immer alles anfeuert, was Schwarzrotgold trägt.

Bei mir ist das irgendwie anders. Ich guck Frauenfußball ganz gerne. Am liebsten live und im Stadion. Bin deshalb schon als Junge zu unseren White Ladies gegangen. War ja auch Eintritt frei unter 16 Jahren. Und natürlich war ich Jennifer verliebt. Die war drei Jahre älter als ich und spielte als Jüngste in der ersten Mannschaft. Außerdem kannte ich von da an fast immer fast alle Spielerinnen: weil aus der Verwandtschaft oder aus der Nachbarschaft.

Frauenfußball hat in England eine richtig lange Tradition. Angefangen haben die Girls so etwa nach dem Ende des ersten Weltkriegs. Alle großen Clubs hatten Abteilungen für die Damen, und in den 20ern war Women’s Soccer fast so populär wie das Spiel der Jungs. Komischerweise ging diese Tradition ab den 60ern verloren. Aber ungefähr ab 1990 erinnerten sich die Clubs – von Chelsea über Arsenal bis Man United – wieder dran und investierten in den Frauenfußball. Bei uns in Leeds war das anders. Hier begann Ladies Soccer erst 1958 und spielte im Club bis ungefähr 1995 keine Rolle. Dann kam der Erfolg, und alle dachten: Nächste Station Premier League und Meisterschaft.

Satz mit X. Das Erfolgsteam fiel auseinander, die Leeds Ladies stiegen dreimal nacheinander ab, und plötzlich war es wieder vorbei mit dem Boom. Erst seit 2011 ist wieder ein „Profi“team am Start, das inzwischen wieder in der viertklassigen National League Division 1 North kickt. Immerhin… Jedenfalls fragte ich mich, ob und warum die Fortuna kein Frauenteam hat. Klar, dass Ingo, das laufende F95-Lexikon die Antwort wusste.

Also, es sei so, dass der Mädchenfußball in Düsseldorf schon ziemlich verbreitet sei und dass es wohl mindestens 18 oder 20 Clubs gäbe, die eine Frauenmannschaft am Start haben. Aber nur der CfR Links, der spiele höherklassig, nämlich in der viertklassigen Niederrheinliga. Danach komme erstmal lange gar nichts. Vor ein paar Jahren habe Günter Karen-Jungen bei seiner Kandidatur zum F95-Aufsichtsrat versprochen, sich für den Frauenfußball starkzumachen. Passiert sei aber bis heute nichts. Der Vorschlag von Karen-Jungen stieß bei den kleinen Vereinen mit Mädchenfußball auf ziemlich viel Widerspruch. Wenn es F95-Ladies gäbe, dann könnte sie ja dichtmachen, dann würden doch alle begabten Mädchen lieber zur Fortuna gehen. Außerdem, so ein damaliger anderer Aufsichtsrat, müsse der Verein Millionen in die Hand nehmen, sollten die Fortuna-Frauen irgendwann mal in der ersten oder zweiten Liga spielen. Und das Geld sei einfach nicht da.

Mmmh, dachte ich, wirklich schade. Wenn es rotweiße Fußball-Ladies gäbe, ich würde sicher hingehen, wenn die spielen. Ganz bestimmt. Denn ich mag Frauenfußball einfach und werde mir den Rest von der Frauen-WM auch angucken. Gern mit Ingo und Öppes, aber ohne Udo.

2 Kommentare

  1. B.Lockwart am

    Ne Frauen Handballabteilung, die hat die Fortuna.
    Geh mal gucken, Handball ist ein geiler Sport, man kann nur nicht so viel Bier kippen dabei, weil halt meistens zu spannend.

  2. Danke wie immer für deinen Artikel. Frauen und Fußball ist eine sehr spannende Entwicklung. Ich denke Frauen haben im Fußball schlechtere Karten, als vielleicht im Tennis oder Leichtathletik. Ich glaube das liegt daran das Fußball „der Sport“ ist auf diesem Planeten. Um diesen Sport hat sich eine Kultur und eine eigene Geschichte gebildet. Eine Fankultur , Rivalitäten zwischen Städten , Ländern usw.
    Das wird alles nur mit dem Männerfußball in Verbindung gebracht und die Frauen werden ( meiner Meinung nach) da nie rankommen können. Es ist sympathisch weil die ganze Kohle da keine so große Rolle spielt trotzdem halte ich es mehr mit „Udo“.