Vor ziemlich genau zehn Monaten tobte sich Orkan „Ela“ über dem Rheinland aus. Der Angriff dauert kaum eine halbe Stunde, sorgte aber für enorm viele Schäden an den Bäumen in einem von Südwesten nach Nordosten reichenden, rund zehn Kilometer breiten Streifen; beginnend etwa auf der Höhe von Rommerskirchen und bis ungefähr zum Baldeneysee bei Essen reichend. Die Aufräumarbeiten sind in Wirklichkeit noch längst nicht abgeschlossen, aber langsam wird deutlich, welche Stellen das Monster am schlimmsten getroffen hat. Nach den Beobachtungen Ihres ergebenen Berichterstatter ist dies die Ölgangsinsel zwischen Neuss und dem rechtsrheinischen Düsseldorf. Diese Halbinsel hat eine Größe von ungefähr 57 Hektar und steht seit 1977 unter Naturschutz. Der Wald zwischen dem Rhein und der Neusser Hafeneinfahr war besonders dicht und wild, weil dort kaum forstlich gearbeitet wurde.

Vor Ela konnte man weder von der schnurgeraden Fahrstraße vom Deich zum Fluss, noch vom Weg entlang des Rheinufers wirklich in den Wald hineinsehen, geschweige denn hineingehen. Weil dort nicht nur eine ungewöhnliche Artenvielfalt bei der Flora herrscht, sondern auch diverse Tierarten Rückzugsorte fanden, wurde vor rund zehn Jahren der Zugang zur Ölgangsinsel ganu untersagt. Ortskundigen ließen sich aber den Gang bis zur Inselspitze, die direkt gegenüber dem Südzipfel von Heerdt liegt, nehmen. Schon in den Sechzigerjahren unternahm Ihr Ergebener im Rahmen von Schulwandertagen mit dem wunderbaren Lehrer Dr. Reinhold Feuerstein Exkursionen in dieses Gebiet – hauptsächlich um zu botanisieren, also Pflanzen zu sammeln, die dann getrocknet und in ein Herbarium geklebt wurden.

Später zählte der Hauptweg zu einer Auswahl Spaziergängen mit dem Ausgangspunkt Südbrücke, und seitdem ein Hund im Haus ist, gehört die große Wiese zwischen Süd- und Hammer Eisenbrücke zu den Freilaufrevieren. Der Gang in den Wald der Ölgangsinsel spielt die Rolle des Bonusprogramms. Verboten ist der Zugang immer noch, aber seit den Aufräumarbeiten ist es praktisch unmöglich, diesen noch zu nutzen. Schweres Gerät, Sattelschlepper für den Baumtransport inklusive haben den Weg zu einer Schlamwüste mit teils knietiefen Spuren gemacht, in denen dauerhaft das Wasser steht.

Und diese Maßnahmen waren auch nötig, betrachtet man die Menge Holz, die inzwischen im Wald geschlagen und zerlegt an der erwähnten Fahrstraße abgelegt wurden. Die ist etwa 200 Meter lang und war inzwischen zum fünften oder sechsten Mal beidseitig von gut vier Meter hohen Stapeln geklafterten Holzes gesäumt. Dafür kann man jetzt nicht nur in den ehemals undurchdringlichen Forst schauen, sondern quer hin durch.

Der Orkan „Niklas“ von Ende März scheint dem Gelände den Rest gegeben zu haben. Denn nun zeigen ein paar Einblicke, dass es keinen einzigen unbeschädigten Baum mehr gibt. Was noch steht, zeigt völlig zerrupfte Kronen oder nur noch ein paar nach oben weisende Äste. Die gute Nachricht: Wird dieses Gebiet wieder sich selbst überlassen, wird sich dort in zwanzig, dreißig Jahren ein neues Ökotop gebildet haben. Nur wird es völlig anders aussehen, eine andere Zusammensetzung an Pflanzen und Tieren aufweisen und zu einer anderen Art Gehölz zählen.

Was das Schicksal der Ölgangsinsel aber deutlich zeigt, ist die Verlogenheit der städtischen Wideraufforstungsprogramme, wie sie insbesondere vom aktuellen Düsseldorfer OB vorangetrieben werden. Da geht es um Bäume für Parks und Grünanlagen, die nur geringe ölkologischen Nutzwert mit sich bringen und vor allem der Optik und ganz besonders dem angestrebten Image einer „grünen Stadt“ dienen. Hier zu Baumspenden aufzurufen, wo wenige Woche vor Ela auf Düsseldorfer Stadtgebiet im Zuge von Bauplanungen rund 120 Bäume gefällt wurden – größtenteils übrigens von der Bahn entlang von Gleisanlagen – ist mindestens zynisch.

Ihr höchst Ergebener würde nur dann einen Baul für städtische Parkanlagen spenden, wenn er im Gegenzug ein offizielles Zertifikat von der Stadt erhielte, in dem zugesichert wird, dass dieser Bau nie, niemals und auf keinen Fall für Baumaßnahmen gleich welcher Art gefällt würde. Ein solches Dokument auszustellen, würde sich aber auf der politischen und administrativen Ebene der Stadt Düsseldorf niemand trauen.

Ein Kommentar

  1. Ja Mann,das war zu der Zeit schon von der anderen Seie gut zu sehen .War selbst noch nie da ,leider. Hoffe das mal nachzuholen .Ich wollte mal über die Heerdter Seite rüber (Dachte ,da müsse es doch irgendwo ne Brücke geben) ,wurde eine kleine Wanderung durch Neuss