Wer erst nach 2006 nach Düsseldorf gekommen ist, kennt dieses besondere Schmuckstück nicht. Denn der Corneliusplatz war das ärmste Opfer der Bauarbeiten rund um die Wehrhahn-Linie und den Kö-Bogen. Mehr als 10 Jahre lang diente die Fläche zwischen dem Ende der Kö, dem Kaufhof und dem Hofgarten in irgendeiner Form als Lagerplatz und Grundstück für die Bau-Container. Schlimmer noch: Über mehrere Jahre verunzierte eine massive Werbefläche nicht nur den Platz, sondern den gesamten nördlichen Bereich der Königsallee. Aber jetzt ist das Leiden bald vorbei, der Corneliusplatz soll wieder in alter Schönheit auferstehen. Mit dem Aufstellen des berühmten Schalenbrunnens hat die Auferstehung in diesen Wochen begonnen.

Google-Map: Corneliusplatz

Google-Map: Corneliusplatz

Benannt ist der Platz nach dem berühmten Düsseldorfer Maler Peter (von) Cornelius, einem ächten Düsseldorfer Jong, geboren auf der Kurze Straße, dessen Vater ebenfalls Maler und Dozent an der Akademie war. Cornelius war der bedeutendste Vertreter der Nazarener und Bewunderer Goethes, der ja bekanntlich nicht selten in Düsseldorf bei den Jacobis zu Besuch war. Apropos Goethe: Der berichtete in einem Brief von einem Spaziergang durch die Vororte der Stadt, genauer: von der Villa der Jacobis (heute steht dort der Malkasten) wanderte er durch das, was heute der Hofgarten ist, in Richtung Ratinger Tor und machte ungefähr da, wo heute der Kö-Bogen an den Corneliusplatz stößt, Rast unter einem schattenspendenden Baum.

Blick über den Platz zum Kö-Bogen (vor dem 1. Weltkrieg)

Blick über den Platz zum Kö-Bogen (vor dem 1. Weltkrieg)

Zu Goethes und Cornelius‘ Zeiten war weder von einer Königsallee, noch einem Corneliusplatz und auch noch nicht von einem Hofgarten die Rede. Allerdings hatte sich östlich der (Alt)Stadt eine ausgedehnte und gepflegte Gartenlandschaft herausgebildet, die hier bis an die Stadtbefestigung reichte. Im Zuge der Gestaltung des Hofgartens durch Maximilian Weyhe wurden die napoleonischen Pläne für zwei parallele Boulevards in Nord-Süd-Richtung umgesetzt. Die eine hieß später Alleestraße und führte bis zur Brücke ins Linksrheinische, damals noch eine Schiffbrücke, bei der die Fahrbahn auf einer Reihe Boote lag, die durchfahrenden Kähnen bei Bedarf Platz machten. Dieser Boulevard wurde 1963 in Heinrich-Heine-Allee umbenannt. Der andere Boulevard erhielt den Namen Kastanienallee und wurde später zu Ehren des schwer beleidigten preußischen Königs zur Königsallee.

Der Corneliusplatz auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte von 1909

Der Corneliusplatz auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte von 1909

Der Umbau der Königsallee zur Prachtstraße ist aufs Engste verbunden mit dem Bau des Warenhauses Tietz, dem heutigen Kaufhof an der Kö, in den Jahre 1907 bis 1909. Da gab es den Corneliusplatz als Erweiterung des Hofgartens bereits. 1882 hatte man den neobarocken, von Leo Müsch gestalteten Schalenbrunnen aufgestellt. Der Stadtgärtner Friedrich Hillebrecht hatte die zugehörige Grünanlage entworfen und anlegen lassen. Wann genau die berühmte „Grüne Mathilde„, eine schlanke Normaluhr, am Corneliusplatz aufgestellt wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln. Auch das Jahr, in dem der ebenso legendäre Kiosk aufgebaut wurde, ist unklar. Beides dürfte aber noch vor dem ersten Weltkrieg stattgefunden haben.

2003: Eislaufen im Winter vor dem Baubeginn (Foto: Oscar Bruch)

2003: Der letzte Winter vor der Baustelle (Foto: Oscar Bruch)

Auf jeden Fall war der Corneliusplatz ein in vieler Hinsicht wichtiger Ort in Düsseldorf zwischen etwa 1909 und 2007, also für fast 100 Jahre. Vor allem galt er als Treffpunkt. Tausende Liebespärchen haben sich an der Grünen Mathilde verabredet, und ebenfalls Tausende Flaneure haben ihre Tageszeitungen am Kiosk gekauft. Auf den Bänken in der Grünanlage sah man nach dem zweiten Weltkrieg an den Wochenenden die jungen Leute, paar- oder gruppenweise, und der Sonntagsspaziergang mit Vati und Mutti führte nicht selten hierher. Die Idee, während der Laufzeit des Weihnachtsmarktes hier eine Eisfläche zu installieren, kam in den Neunzigern auf, und hätte es die lange Unterbrechung durch die Baustelle nicht gegeben, wer weiß, vielleicht wäre damit eine Tradition geboren.

Corneliusplatz - bald wieder mit Eisfläche?

Corneliusplatz – bald wieder mit Eisfläche?

Im vergangenen Jahr wurde die inzwischen fast ganz von Baustellenkram geräumte Fläche für ein paar Monate vom Schauspielhaus für sein Ausweichzelt genutzt, und rund um die Eröffnung der Wehrhahn-Linie stand hier das Riesenrad, das zu Weihnachten am Burgplatz aufgebaut wird. Inzwischen spricht Vieles dafür, dass der Corneliusplatz im Winter wieder zur Eisfläche wird – allerdings bekriegen sich gerade konkurrierende Betreiber, sodass nicht sicher ist, wer fürs Eis sorgt und wann es zum ersten Mal dort zum Schlittschuhlaufen einlädt.

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