Genau genommen gehört die Zeppelinstraße nicht zum „eigentlichen“ Eller, diesem sehr eigenständigen Ort, der 1909 zu Düsseldorf kam. Diese noch ziemlich junge Straße schneidet durch den ehemaligen Stadtteil Klein-Eller und verbindet Lierenfeld mit Eller. Die Straßenführung rund um die heutige Karl-Geusen-Straße, die Erkrather Straße sowie Am Hackenbruch und die Straße namens Klein-Eller hat sich in den vergangenen 160 Jahren etliche Male geändert. Denn vor der Industrialisierung fand sich südlich von Oberbilk und Flingern vor allem Ackerland und sumpfiges Brachland. Das was wir heute Lierenfeld nennen, entstand überhaupt erst mit dem Einzug der Industrie nach Düsseldorf. Vorher hausten kaum 200 Menschen hier in verstreuten Höfen, Häusern und Hütten. Weil der Bau von Fabriken massig Backstein verlangte, entstanden hier durch belgische Einwanderer zahlreiche Ziegeleien für die Werke, die zwischen dieser Gegend und dem Stadtzentrum gebaut wurden.

Google-Map: Zeppelinstraße

Google-Map: Zeppelinstraße

Klein-Eller war zu jener Zeit ein winziges Dorf mit ebenfalls weniger als 200 Einwohnern. Eine richtige Durchgangsstraße gab es nicht. Vermutlich war Eller mit St. Gertrudis und dem Markt vor 1850 nur über irgendwelche staubigen Straßen zu erreichen. Das ändert sich schlagartig mit dem Bau der Eisenbahn, die gleich zwei Schienenstränge bei Eller installierte. So haben wir noch zum Zeitpunkt der Eingemeindung das „eigentliche“ Eller, Klein-Eller (das übrigens nicht mit eingemeindet wurde) und Lierenfeld. Die heutige Erkrather Straße kann man sich als Ende einer Landstraße vorstellen, die etwa auf Höhe der Morper Straße bei Gerresheim begann, um das spätere Gelände der Gerresheimer Glashütte führte und schließlich in den Straße Am Hackenbruch führte, von wo aus sie nach Nordwesten Richtung Stadt abbog.

Die wichtigste Straße im alten Eller war die heutige Gumbertstraße, auf der die Straßenbahn 705 Richtung Vennhauser Allee fährt. Die kommt aus Friedrichstadt und führt über die Karl-Geusen-und die kurze Reisholzer Straße. Und dann eben durch diese ominöse Zeppelinstraße. Wann genau dieser Straße angelegt wurde, ist nicht belegt. In den Katastern taucht sie erst nach 1880 auf. Beim größten Teil der Wohnhäuser handelt es sich um Nachkriegsbauten – Eller war im zweiten Weltkrieg mehrfach heftig durch Bomben und Artilleriebeschuss getroffen worden. Eine Häuserzeile stammt aus den Zwanzigerjahren, nur ein Solitär dürfte aus der Gründerzeit stammen.

Verworrene Lage

Wie verworren die Situation rund um die Zeppelinstraße ist, zeigt das Stadtteilschild „Eller“, das am Ende der Reisholzer Straße (die hier ein wenig deplatziert wirkt) am Beginn der Zeppelinstraße steht. Ebenfalls merkwürdig, dass Google Streetview diese Straße ignoriert. Bleibt noch die Frage nach dem Straßennamen. Keine andere Straße im Umfeld trägt einen vergleichbaren Namen, also den eines Technikpioniers. Auch das spricht dafür, dass man irgendwie auf den Namen kam. Immerhin hat Düsseldorf mit dem Luftschiffbauer eine gemeinsame Geschicht: Die unter Oberbürgermeister Wilhelm Marx in der Golzheimer Heide errichte Luftschiffhalle war eine der ersten in ganz Deutschland. Düsseldorf war deshalb real und in allen Langfristplanungen ein zentraler Standort für den Luftschiffverkehr.

Wir wissen heute, dass die Geschichte der Zeppeline insgesamt kein Erfolg war. Deshalb erlangte Düsseldorf in dieser Sache also keinen Weltruhm. Vom Flugfeld, das in Golzheim zwischen der heutigen Ganghofer- und der Gottfried-Keller-Straße lag, ist nichts, aber auch gar nichts übriggeblieben. Statt dessen enstand ab 1925 der Flughafen Düsseldorf rund zwei Kilometer weiter nördlich. Dass die Zeppelinstraße nach dem Luftschiffgrafen benannt ist, liegt auf der Hand, nicht aber, weshalb ausgerechnet dieses unscheinbare Sträßchen seinen Namen trägt.

Aus der Zeit gefallen

Highlight des kurzen Stück Straße ist sicher „Em Zeppelin„, eine Kneipe alten Stils mit viel Stammpublikum und gelegentlicher Live-Musik – viel authentischer kann man es zwischen Lierenfeld und Eller kaum haben. Ansonsten fühlt sich die Zeppelinstraße an wie aus der Zeit gefallen. Hier gibt es ein uriges Büdchen, merkwürdige Länden und eine REWE-Filiale, die auch nicht so aussieht wie solche Supermärkte anno 2017 aussehen. Das Verrückte ist: Auf der Reisholzer tobt das wilde Leben, auf der Gumbertstraße auch, nur die Zeppelinstraße, die gibt sich ganz ruhig, beinahe ein bisschen träge.

[Text: RB]

2 Kommentare

  1. Na ja, Reisholzerstraße und wildes Leben ????? Lierenfeld und die Reisholzerstraße sind nicht mehr das was sie waren ! Ich als geborener Lierenfelder schlage die Hände über dem Kopf zusammen wenn ich da durch fahre und das muss ich fast täglich!!! Und der Zeppelin ist die erste Kneipe alten Stils von Flingern her gesehn!! Und das Büdchen auf der Ecke ist ein Treffpunkt wo vor der Türe gesoffen wird aber davon abgesehen wird vor dem Büdchen an der Haltestelle auch das weggebracht was vorher gesoffen wurde, sprich gepinkelt!
    Kurz um … Lierenfeld ist zu einem Dreckloch verkommen !!!!

  2. Das „Em Zeppelin“ gibt es noch? Dann hat sich das ja mindestens schon 40 Jahre gehalten. Auch wenn ich nie drin war, es war eine feste Größe meiner Kindheit.
    Links daneben, Richtugn Durchgang zur Veehstraße, war die Fina-Tankstelle.
    Im Haus vom Em Zeppelin war damals die Druchfahrt zum Schrotthändler im Hinterhof. Als Kind habe ich mir dort einen Rollwagen ausgeliehen, bei uns in der Straße Altpapier gesammelt und es dort abgegeben.
    Die einarmige Schrotthändlerin war dauermürrisch und mir leicht unheimlich. Der Mann war freundlicher.
    Der aufregende Moment war dann immer, als der Wagen auf der großen Bodenwaage in der offenen Halle stand. Er wurde gewogen, das Gewicht gemurmelt und mit einem ungenannten Altpapier-Tagespreis multipliziert. Mit etwas Glück habe ich dann weit über 10 Mark verdient. Bei schlechten Kursen gab es nur Münzgeld.
    Danke für die Erinnerung an die alten Zeiten!